Kaiser, Kraut und Kiberer
von Sikal
Kurzmeinung: Wiener Schmäh gepaart mit etwas List, das ist Nechyba.
Rezension
Mit dem Protagonisten, Inspektor Nechyba erleben wir hier einen Ausflug in das Wien Anfang des 20. Jahrhunderts, zur k-und-k-Zeit. Aus heutiger Sicht wirkt die Zeit ziemlich „exotisch“, so kann die Auffälligkeit eines Automobils oder die Schwierigkeit einer Reise ins Nachbarland nicht mehr wirklich nachvollzogen werden.
Die hier erzählten Kurzkrimis spannen einen Bogen über Kleinkriminelle, Duellisten, Schlitzohre und Strizzies. Immer mit einer gehörigen Portion Wiener Schmäh und einem Nechyba, der für alles eine Lösung zu haben scheint. Mit viel List und Kombinationsgabe kommt er den Tätern auf die Spur und überführt diese mit – wie es scheint – einer Leichtigkeit.
Gepaart werden diese Ermittlungen mit unzähligen Anekdoten aus dem Privatleben des Ermittlers, nehmen uns sogar mit auf Hochzeitsreise nach Venedig, als seine geliebte Aurelia endlich Ja sagte. Natürlich mit dem Einverständnis der Antschi-Tant, die ebenso wie Nechyba den Kochkünsten der Aurelia huldigen. Denn während der Nechyba den Schurken gegenüber zu einem richtigen Grantler wird, ist er sonst ein richtiger Genussmensch und kann sich stundenlang einem richtig guten Essen und Trinken hingeben. Da greift er sogar selber zum Kochlöffel und zaubert Leckereien herbei. Während dem Lesen kommt man immer in Versuchung, Richtung Kühlschrank zu flanieren …
Der Schreibstil ist flüssig und sehr amüsant, durchzogen vom Wiener Schmäh sowie vielen Ausdrücken, die wohl für „Auswärtige“ eine gewisse Schwierigkeit darstellen und den Lesefluss unterbrechen. Erklärungen dieser „Rotzer, Bahöös, Patschachter, usw.“ findet man in den Fußnoten oder im Glossar.
Die Charaktere sind sehr authentisch für die damalige Zeit, legen noch ein gewisse Gemütlichkeit an den Tag und Nechyba selbst ist äußerst sympathisch mit seiner urigen Art.
Ich vergebe auf jeden Fall fünf Sterne und danke für dieses kurzweilige Leseerlebnis.