Interviews finden sich mit noch lebenden Zeitzeugen, wie etwa Altbundespräsident Richard von Weizsäcker, dessen Vater ja im Auswärtigen Amt unter Hitler diente und dessen Biographie beispielhaft den Zwiespalt aufzeigt, den das Leben unter der totalitären Diktatur erforderte und wie eigene moralische Wertvorstellungen durch die barbarische Realität des Regimes zurückgedrängt wurden. Größer kann in der Tat die Last nicht sein, wie Weizsäcker treffend in dem Interview bilanziert. Doch auch die anderen Interviews, etwa mit Altbundeskanzler Helmut Schmidt, dem Sozialhistoriker Ralf Dahrendorf, dem Historiker Walter Laqueur, das Gespräch mit der Psychoanalytikerin Margarete Mitscherlich, die zusammen mit ihrem Mann das Werk: "Die Unfähigkeit zu trauern" verfasst hat, sind sehr sehr interessant. Zum 60. Jahrestag des Kriegsendes sollte meines Erachtens gerade dieses Buch gelesen werden. Es ragt an Nachdenklichkeit, Intensität aus der Füller der angebotenen Bücher hervor. Unbedingt lesenswert.
Rezension zu "Die Gegenwart der Vergangenheit" von Stefan Aust



