„Hingabe“, dieses Wort kenne ich schon aus meiner frühsten Kindheit. Gerade, wenn man im religiösen Umfeld aufgewachsen ist, weiß man mit diesem Begriff etwas anzufangen. Für mich ist die Konnotation aber eher in Richtung „Aufopferung“. Ich glaube, Herr Winter meint etwas anderes, was genau, ist mir aber bis zum Ende der Lektüre nicht ganz klargeworden. Vielleicht „Annahme“? Das Leben annehmen, wie es ist?
Viele Erkenntnisse, über die er schreibt, haben sich für ihn in seinem Lebenskontext wohl als hilfreich erwiesen. Doch aus dem Blickwinkel z.B. einer alleinerziehenden Mutter wirken sie wie Hohn. Herr Winter vom Leben verwöhnt, das sein ihm gegönnt. Doch ich fragte mich immer wieder beim Lesen: An wen richtet sich das Buch eigentlich? Gestresste Managertypen, frustrierte Ehefrauen oder angehende Popstars? (Er bringt ein Beispiel: geht mit 250 Euro einkaufen und überlegt sich dann, sich ein Taxi zu nehmen oder nicht).
Mit wortgewandten Sätzen, gelingt es dem Autor gut sich auszudrücken. Die Seiten fließen so dahin und ich dachte: der kann gut schreiben. Aber „Rede- bzw. Schreibkunst“ transportiert nicht zwingend Inhalte bzw. „allgemeingültige“ Erkenntnisse.
Ich warne eindringlich vor „bedingungsloser“ Liebe. Das ist selbst einem Kind gegenüber nicht zwingend zielführend, je nachdem, was man darunter versteht. In einer Partnerschaft kann es fatale Auswirkungen haben. Und ich animiere auch nicht zum „Ja“ sondern auch mal zum Nein-Sagen und sich abgrenzen.
Der Autor setzt viele verallgemeinernde Ratschläge, wie das Leben besser gelingt. Ihm ist zugute zu halten, dass er sie im Laufe des Kapitels meist relativiert und angleicht.
Besonders geschockt hat mich, dass er eine Szene aus einem Spielfilm heranführt, als „Beleg“ oder gar „Beweis“ für die Erkenntnis: Das Glück findet einen. Die Sache mit den Schmetterlingen. Später kommt nochmals ein Beispiel aus dieser freischaffenden Kunst. Ich sage es mal so: Spielfilme bilden sich unbedingt die Realität ab. Ein wenig hängt Gerrit Winter wohl dem „magischen Denken“ nach.
Die berührende Geschichte des Verlustes seiner Mutter – in allen Ehren – gehört nicht in einen Ratgeber! Sein persönlicher Verlust tut mir leid. Aber, einem Autor sollte eine gewisse Abgrenzung gelingen. Eine Mischung aus Biografie und Ratgeber ist keine Abgrenzung.
Fazit: Empfehlenswert für alle zukünftigen Rock- und Popstars, Influenzer, Youtube-Stars und Abkömmlinge reicher Eltern. Und auch ein wenig wie ein Joint für alle anderen. Alles schön locker nehmen.