Alle Bücher von Giacomo Girolamo Casanova

Neue Rezensionen zu Giacomo Girolamo Casanova

Cover des Buches Aus meinem Leben (ISBN: 9783150206294)
Rhea_Rosss avatar

Rezension zu "Aus meinem Leben" von Giacomo Girolamo Casanova

Giacomo Casanova: Aus meinem Leben
Rhea_Rossvor 3 Jahren

Aus meinem Leben

Giacomo Casanova

(Herausgegeben von Roger Willemsen)

____________________________________________________________________________


„Abenteurer und Diplomat, Hochstapler und Intrigant, Alchimist und Freimaurer, Theologe, Komödiendichter, Ökonom, Philosoph - der größte Verführer der Geschichte war mehr als nur ein Frauenheld. Roger Willemsen zeigt den ganzen Casanova und damit das aufregende Bild einer Epoche, die mit der Französischen Revolution zu Ende ging.“

______________________________________________________________________________


Warum ist Casanova eigentlich berühmt geworden? 

Casanova schreibt über seine Frauen und über seine sexuellen Ausschweifungen mit ihnen, ohne dafür viel tun zu müssen. Die Frauen bieten sich ihm von selbst an. Und wenn eine nicht gleich mitmachen will, bedrängt er sie. Casanova verrät uns damit unbewusst, dass er ein Problem hat und seine Triebe nicht kontrollieren kann. Sein Sexualtrieb hat Kontrolle über ihn, und nicht umgekehrt, was heute sehr stark für Sexsucht spricht. Er akzeptiert kein Nein, wird sehr aufdringlich und respektlos, betatscht die Person obwohl diese ihm ausdrücklich sagt, dass sie das nicht möchte. Er gibt nicht auf und belästigt einfach weiter.


Die nächste Frage die ich mir stellte, ist:  Was ist für Casanova eigentlich Liebe? Immer wieder schreibt er, wie verliebt er sei - in jede seiner Liebhaberinnen. Auch als er sich in seine Tochter „verliebt“ und mit ihr und ihrer Mutter das Bett teilt, reflektiert er sein Verhalten nicht und definiert nicht, was für ihn Liebe bedeutet. In diesem Buch gibt es einige sehr verstörende Szenen, die seinen geistigen Zustand immer wieder in Frage stellen. 


Zum Schluss aber zieht Casanova Bilanz und teilt mit, was er in seinem Leben gelernt hat, nämlich:

„Mit meiner Veranlagung habe ich aber vielleicht gut daran getan, mich nicht unwiderruflich zu binden, obwohl die Unabhängigkeit in meinem Alter eine Art von Sklaverei ist. Hätte ich eine Frau geheiratet, die so geschickt gewesen wäre, mich zu lenken und zu beherrschen, ohne mich mein Joch fühlen zu lassen, so hätte ich mir mein Vermögen bewahrt, Kinder gehabt und wäre jetzt nicht mutterseelenallein und arm.“ 

Und:

„Ich erkannte trotz allen Sträubens, ja musste es mir gezwungenermaßen eingestehen, dass ich meine ganze Zeit vergeudet hatte, und das bedeutete, dass ich mein Leben vergeudet hatte.“


Cover des Buches Aus meinem Leben (ISBN: 9783150201985)

Rezension zu "Aus meinem Leben" von Giacomo Girolamo Casanova

"Aus meinem Leben" - Ausschnitte aus den Erlebnissen Casanovas
Ein LovelyBooks-Nutzervor 9 Jahren

Denken wir heute an Casanova, so steigt in uns das Bild des "Weiberhelden" auf - eines lebendigen Don Juan. Dass er aber mehr gewesen ist, ein vielschichtiger Charakter, der in seinem Leben viel erlebt hat und dessen Gedanken nicht weniger vielschichtig sind als der Mensch selbst. Um sich die Zeit zu vertreiben, schrieb Casanova eine mehrteilige Autobiographie auf Schloss Duchcov, die uns zeigt, was wirklich hinter ihm steckt.



Die vorliegende Reclam-Ausgabe ist eine übersetzte Auswahl aus der großen Biographie Casanovas. Leider hab ich keinen Vergleich zu dieser, weil ich sie (noch) nicht gelesen habe, aber das ist ja für dieses Buch auch nicht weiter von "Bedeutung". Was natürlich bei einer solchen Ausgabe immer vorhanden ist, sind Vorrede und Nachwort von Verlag und/oder Übersetzer/Herausgeber. Ich persönlich finde es hier auch unabdingbar, da gerade die Auswahl wesentliche Elemente des Lebens von Casanova herausschneidet (möglicherweise). Da es sich um eine Autobiographie handelt, kann in diesen beiden Bereichen nicht nur erklärt werden, wie die Auswahl getroffen wurde, sondern auch nicht angesprochene Punkte, die in der Forschung behandelt werden, vorgestellt werden können. Da das Buch aus der Sicht Casanovas geschrieben ist, ist es natürlich subjektiv und dem Leser werden möglicherweise die Gedanken der anderen Personen nicht klar. Das kann in diesen Bereichen durch Quellenlektüre ergänzt werden. Solche Versuche gibt es auch hier, besonders im Nachwort. Finde ich tatsächlich eine schöne und vor allem neutrale Ergänzung.

Ansonsten besteht das Buch aus 16 Kapiteln, die (wie gesagt) eine Auswahl aus der Autobiographie Casanovas darstellen. Was ich ein bisschen schwierig fand war die Relation zwischen den Kapiteln, gerade auch was die Seitenzahl anbelangt. Ich finde gut, dass die meisten Kapitel ungekürzt übernommen wurden, allerdings finde ich es etwas störend, wenn ein Kapitel beinahe 100 Seiten umfasst (das ist ca 1/5 des Buches!), während andere gerade 10 Seiten haben. Da bin ich einfach der Meinung, dass das Gleichgewicht besser sein sollte. So kann ich jetzt wahnsinnig viel über seine Flucht aus den Bleikammern (klar, da hat er wohl auch ein eigenständiges kleines Werk verfasst und ist ja auch irgendwo spannend), aber habe nur sehr geringe Informationen beispielsweise über die Viscioletta. Das finde ich einfach schade und ist auch nicht wirklich aufzuwiegen. Da muss man dann eben doch die Originalfassung lesen, wenn man mehr wissen möchte. Einerseits ist man sich ja solcher Kürzung bewusst wenn es eine Auswahl ist, aber da hätte ich dann doch ein bisschen mehr erwartet, zumal man hier manchmal das Problem hat, dass es Lücken gibt, die man auch durch die kurzen Infoblöcke am Anfang der Kapitel nicht ausgefüllt bekommt. Schwierig.

Was mir inhaltlich ein bisschen gefehlt hat, sind Informationen zu seinem Aufenthaltsort während des Schreibens. Ich hatte nicht den Eindruck, dass das Werk wirklich abgeschlossen wäre. Zwar hat man ein zwei Bemerkungen à la "Ich langweile mich hier, deswegen erfreue ich mich am Schreiben", aber was ihm dort eigentlich wiederfahren ist, wie er auf das Schloss gekommen ist... die Infos, die mich eigentlich am meisten interessiert haben... die fehlen völlig. Da bin ich schonmal sehr gespannt, ob sich da vielleicht in der Gesamtausgabe etwas findet.


Sprachlich finde ich das Buch wirklich toll. Auch hier - klar - es ist eine Übersetzung und damit eine Bearbeitung. Trotzdem kommt schon so das ein oder andere sprachlich rüber. Es ist sehr bildhaft und plastisch, also da kann man ihm wirklich nichts schlechtreden. Besonders nett fand ich den Kontrast zwischen der eigentlichen Biographie und der Nachrede, die natürlich wesentlich neutraler und wissenschaftlicher geschrieben ist. Eine schöne Abgrenzung. Doch, der Stil hat mir wirklich sehr gefallen. Nicht nur wegen der Bildhaftigkeit, sondern auch, weil man wirklich einen Einblick zu bekommen scheint. Man ist eigentlich "live" dabei. Schön fand ich auch, dass viele fremdsprachlichen Ausschnitte aus Gedichten oder Sprüchen, seien sie auf Latein oder Italienisch, in der Originalsprache mit zusätzlicher Übersetzung gedruckt sind. So kann man selbst entscheiden, ob man sich das auch mal im Original anschauen (oder eben die lateinischen Redewendungen mal sieht) oder gleich die Übersetzung lesen möchte. Es gibt dem Buch auch auf Deutsch etwas von seiner Originalität und zeigt die Bildung und vor allem die literarische Kenntnis, die Casanova besaß.


Das Cover seinerseits finde ich ebenfalls hübsch gemacht. Es ist eine Rötelzeichnung darauf abgebildet (wer nicht weiß was das ist - keine Sorge, ich musste es auch eben erst googlen xD), die etwa um 1750 angefertigt werden soll. Demnach muss Casanova zu dieser Zeit etwa 25 Jahre gewesen sein. Dazu ist der Schriftzug schlicht gehalten, aber farblich passend. Am unteren Rand ist die üblich gelbe Leiste des Reclam-Verlags. Ich persönlich mag diese Cover ja generell mehr als die einfachen gelben, die sie sonst haben. Es ist auf die Person angepasst und für mich deswegen ein bisschen hübscher einfach. Man kann sich gleich ein Bild machen und hat nicht nur ein einfaches gelbes Heftchen im Regal stehen. Mit gefällt es auf jeden Fall sehr.



Für mich ist "Aus meinem Leben" von Casanova ein Buch mit schöner Sprache, bildhaftem Inhalt, aber eben auch einer möglicherweise willkürlich wirkender Auswahl. Die Relation zwischen den Kapiteln hat mich wesentlich gestört, ebenso wie die Sprünge, die dazwischen teilweise herrschen. Trotzdem ist es ein schöner Einblick in das Leben eines wirklich vielschichtigen Menschen. Es lohnt sich also in gewisser Weise schon - nur darf man eben kein ganzheitliches Werk erwarten. Dafür muss man dann vermutlich eben doch die Gesamtausgabe in die Hand nehmen. Schade, dass es mir für meine Bachelorarbeit jetzt nicht weiterhelfen konnte (wegen der fehlenden Informationen zu Schloss Duchcov, der Bibliothek und seiner dortigen Tätigkeit).

Cover des Buches Aus meinem Leben (ISBN: 9783150201985)
Faidits avatar

Rezension zu "Aus meinem Leben" von Giacomo Girolamo Casanova

Casanova - nicht nur ein gewisser Männer-Typus...
Faiditvor 10 Jahren

Casanova - nicht nur ein gewisser Männer-Typus, sondern ein hervorragender Autor!
Erstaunt haben mich schon nach den ersten Zeilen die Intelligenz, der Tiefgang und die philosophischen Einwürfe dieses Mannes, bei dem ich nur Körperbetontheit und oberflächliche Jagd nach Befriedigung fleischlicher Gelüste vermutete. Doch diesem Klischee wirkt der Autor und Protagonist schnell entgegen. Er könnte sogar zur Emanzipation der Frau beigetragen haben, wären seine Bücher nicht so lange verboten gewesen.
Casanova hat sehrwohl erkannt, dass seine eigene Lebensfreude von der seiner jeweiligen Partnerin abhing. Der Respekt vor der Frau, die er als gleichberechtigt betrachtet, ist stets vorhanden. Man erhält interessante Einblicke in die Denkweise und Gefühlswelt eines Mannes. Er spricht sehr offen über das, was ihn bewegt. Allerdings ist er auch mitunter einer Frau derart verfallen, dass dies schon selbstzerstörerisch ist. Es soll ja auch Frauen geben, die nicht nur lieb, anmutig und selbstlos, sondern nur auf sein Geld aus sind. Emotional im Spiel einer solchen Frau gefangen, vergisst er sich dann doch und wehrt sich mit Gewalt.
Beim Lesen des Buches glaubt man fast, Casanova während einer Plauderei gegenüber zu sitzen. Dabei werden so einige voyeuristische Gelüste des Lesers befriedigt, wobei Casanova zwar erotische Szenen genau beschreibt, aber nie in platte Pornografie und derbe Sprache abtriftet.
Für historisch Interessierte des 18. Jahrhunderts ein unbedingtes Muss.

Gespräche aus der Community

Bisher gibt es noch keine Gespräche aus der Community zum Buch. Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Community-Statistik

in 11 Bibliotheken

auf 2 Merkzettel

von 1 Leser*innen aktuell gelesen

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks