*„Wo kommt er her?“, fragte ich meinen Vater flüsternd. „Wie meinst du das?“ „Er ist nicht von diesem Planeten. Das sieht man gleich.“ „Wir hatten euch ja gesagt, dass er besonders sein wird.“*
Als er sieben Jahre alt ist bekommt Giacomo eine erfreuliche Nachricht – nicht länger wird er und sein Vater in der Minderheit gegenüber der Mutter und den Schwestern sein. Ein Bruder ist unterwegs. Noch während er sich auf ihn freut, verkünden seine Eltern, dass sein Bruder anders sein wird, etwas ganz besonderes. In seiner kindlichen Fantasie wird Giovanni zu einem Superhelden. So tritt sein besonderer Bruder in das Leben der Familie ein und Giacomo lernt seinen Bruder mit dem einen Chromosom zu viel kennen.
Dies ist die Geschichte von Giovanni. Giovanni, der das Downsyndrom hat. Giovanni, der Dinosaurier mag. Aber auch die Geschichte von Giacomo, der sich auf das Brüderchen freut, der in der Besonderheit seines Bruders Superheldenkräfte vermutet, der aber auch heranwächst und sich mit der Tatsache auseinandersetzen muss, dass sein Bruder eben immer anders sein wird.
Der Beginn dreht sich um all die Gedanken und Emotionen, die Giacomo erlebt, als er von der Schwangerschaft seiner Mutter erfährt. Dass die Eltern den Bruder als besonders bezeichnen, sich selbst und den Kindern Zeit geben wollen, Giovanni kennenzulernen und nicht auf die „Krankheit“ Downsyndrom eingegangen sind, hat meinen Respekt hervorgerufen. Scheint es doch so, als hätten sie damit die positive Einstellung des Bruders zu Giovanni gestärkt. Er erwartet einen Superhelden und kommt damit auch besser mit den irritierenden Begleiterscheinungen klar. Zwar fallen ihm Situationen ins Auge, an denen offensichtlich wird, dass sein Bruder anders ist, aber es überwiegt die positive Einstellung.
Mit der Pubertät wird er immer mehr mit Giovanni konfrontiert. Giacomo beginnt sich für ihn zu schämen, verleugnet ihn, tut so, als habe er keinen Bruder und schafft es nicht Giovanni zu verteidigen. Die Schuldgefühle nagen an ihm aber die schlechten Reaktionen der anderen, die er sich ausmalt, scheinen schlimmer zu sein. So beginnt er auch, den Fokus seiner Wahrnehmung auf das zu legen, was Giovanni eben nicht kann und was er alles falsch macht.
Erst langsam überwindet er diese Phase, stellt in Gesprächen und Begegnungen fest, dass er sich nicht zu schämen braucht und dass er viele Mitmenschen unterschätzt hat. Er beginnt Giovannis ganze Seiten zu sehen – die liebenswürdigen, die wunderbaren aber auch die nervigen und die peinlichen. Alles das was ihn als seinen Bruder ausmacht.
Fazit: Das Thema liegt mir am Herzen – um so mehr hat mich dieses sehr einfühlsam geschriebene Buch bewegt.