Gianni Jovanovic

 4,2 Sterne bei 13 Bewertungen

Lebenslauf

Gianni Jovanovic, geboren 1978, ist Unternehmer, Aktivist und Performer. Er ist der Sohn einer Roma-Familie und seine Biographie ist geprägt von grausamen Diskriminierungs- und Rassismus-Erfahrungen. Als er 14 Jahre alt war, arrangierten seine Eltern eine Hochzeit mit einem gleichaltrigen Mädchen. Kurze Zeit später wurden die Beiden Eltern eines Sohnes und einer Tochter. Doch mit Mitte 20 bekannte sich Gianni Jovanovic zu seiner Homosexualität und brach zumindest zeitweise mit seiner Familie. Inzwischen ist er zweifacher Großvater und seit fast 17 Jahren glücklich mit einem Mann verheiratet. Er gilt als eine der lautesten Stimmen der Rom*nja und Sinti*zze-Community. Außerdem kämpft er innerhalb der LGBTQI+-Community für die Rechte von Schwarzen Menschen und People of Colour. Er sagt: „Wir sind die Kinderder kleinen Mehrheiten. Unsere Stimmen müssen in der Gesellschaft gehört werden.“ Mehr über Gianni Jovanovic: www.gianni-jovanovic.deInstagram: @giannijovanovic78Facebook: @giannijohannesjovanovic

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Gianni Jovanovic

Cover des Buches Ich, ein Kind der kleinen Mehrheit (ISBN: 9783351051006)

Ich, ein Kind der kleinen Mehrheit

 (13)
Erschienen am 14.03.2022

Neue Rezensionen zu Gianni Jovanovic

Cover des Buches Ich, ein Kind der kleinen Mehrheit (ISBN: 9783351051006)
Glitzerstars avatar

Rezension zu "Ich, ein Kind der kleinen Mehrheit" von Gianni Jovanovic

Wie wenig wir eigentlich wissen.
Glitzerstarvor 2 Jahren

“Denke ich also an meine Kindheit zurück, dann denke ich an Röcke, Armut und Gewalt. Und ich denke an die ewige Sorge, heute könnte der letzte Tag sein.” (S.28) 

Gianni Jovanovics Eltern sind aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland gezogen. Er ist in Rüsselsheim 1978 geboren und lernt schon sehr früh rassistische Erfahrungen zu erleben, die anfangs für ihn und seine Familie als Begriff ‚strukturellen Rassismus‘ nicht zu benennen wusste. Gerade mal mit 14 Jahren verheiraten seine Eltern ihn mit einer 13-Jährigen. Sehr schnell wurde er Vater und als gerade mal das erste Kind fast 1 Jahr wird, erfährt er, dass seine Frau Zwillinge bekommen wird. Zu dieser Zeit ist er 17 Jahre alt. Sein Begehren zu Männern merkte Gianni eigentlich schon mit 14, outete sich erst mit 20 als schwul. Mittlerweile lebt er zusammen mit seinem Partner seit 18 Jahren. Stolzer Großvater ist er zudem auch noch. Gianni gilt als die Stimme für Rom_nja und Sinti_zze.  

Eine mitreißende Erzählung, die Gianni Jovanovic hier mit der Journalistin Oyindamola Alashe verfasst hat. Wie wenig wir als Gesellschaft über das ehemalige Jugoslawien als auch über dir Rom_nja und Sinti_zze wissen. Viele Jahre wurde und wird immer noch diese marginalisierte Gruppe stark unsichtbar gemacht. Nicht nur, dass wir jahrelang das Z-Wort als eine normale Bezeichnung für eine bestimmte Gruppe benutzt haben, sondern, dass die historische Geschichte komplett ausradiert wirkt. So wichtig, dass Gianni versucht hat - auch wenn er am Anfang des Buches meint, keine Stimme für alle sein zu können - die wichtigsten Details aufzugreifen. Mit seiner eigenen Erfahrung beschreibt Gianni welche Traditionen die Rom_nja und Sinti_zze haben. 

Bemerkenswert und herzzerreißend ist dieser Abschnitt als Jovanovic versucht die Situation mit seinen Kindern, vor allem mit seinem Sohn zu schildern, der sich zunächst für seinen Vater fremdschämt, dass er gerne sich als Drag verkleidet und offen schwul ist. Dies hat dem Sohn sein männliches Bild eines Mannes geschadet und die Angst in der Schule gehänselt zu werden, stieg. Auch früh wurde der Sohn von den Großeltern zwangsverheiratet, als Gianni seine Kinder aus Selbstschutz verlassen musste. 

Ich kann euch nur dieses Buch von ganzem Herzen empfehlen! Eine ganze Podcastfolge könnte ich machen, damit ich euch zeigen könnte, wie wichtig es ist diese Erfahrung zu teilen und mehr Lücken zu füllen.

“Ständige Mikroaggressionen - böse Blicke, gehässige Worte oder unangenehme Fragen -, aber auch körperliche und seelische Grausamkeit durch Mitmenschen und der Druck on Behörden haben uns krank gemacht. Nur waren wir uns dessen meist nicht bewusst, denn wir waren zu sehr damit beschäftigt, im Leben zurechtzukommen.” (S.29)

Cover des Buches Ich, ein Kind der kleinen Mehrheit (ISBN: 9783351051006)
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Rezension zu "Ich, ein Kind der kleinen Mehrheit" von Gianni Jovanovic

Bewegende Biografie
Martina_Blubie_Weissvor 2 Jahren

Ich bin Schnellleserin, aber dieses Buch musste ich in kleinen wohlportionierten Happen konsumieren, weil es mir die Luft abgedrückt hat. Alltagsrassismus in Deutschland ist mir nicht fremd, ich weiß dass er existiert, ich weiß das nicht aus eigener Erfahrung, aber ich erlebe es durch meine PoC Freunde mit. Wie stark allerdings Rom*nja und Sinti*zze auch heute noch mit strukturellem Rassismus konfrontiert sind - also durch Landesverbände, Behörden, Schulen, Ärzte - ist eine Schande und hat mich tief betroffen gemacht.
Aber Gianni Jovanovic klagt nicht jammernd an, er schüttet kein Pech und Schwefel über die Täter aus, er belehrt nicht unangenehm mit erhobenem Zeigefinger... er berichtet charmant und mit viel Humor. Er ist eine starke und selbstbewusste Persönlichkeit und hat seinen Weg (beruflich wie persönlich) gemacht - raus aus der beengenden und bestimmenden Familie, raus aus der Sonderschule, raus aus allen Konventionen.
Sein Humor und seine versöhnende Art sind es, die mir das Lesen über all die schrecklichen Dinge leichter gemacht hat, er richtet seinen Humor auch durchaus gegen sich selbst und das macht ihn umso sympathischer.
Nicht nur erzählt er seine bewegende Biografie als homosexueller Rom, aufgewachsen in einem sehr traditionellen Familienverband, sondern auch viel über die Lebensweise der Rom*nja und Sinti*zze, über das Leid das das menschenverachtende Regime des sogenannten Dritten Reichs über sein Volk gebracht hat und das bis ins Jetzt nachwirkt und tiefe Spuren hinterlassen hat.
Ganz wunderbar zu Papier gebracht hat das alles seine gute Freundin und Mitaktvistin Oyindamola Alashe.
Mich hat das Buch - auch aus persönlichen Gründen - enorm bereichert und ich möchte es jedem offenen Menschen sehr ans Herz legen.

Cover des Buches Ich, ein Kind der kleinen Mehrheit (ISBN: 9783351051006)
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Rezension zu "Ich, ein Kind der kleinen Mehrheit" von Gianni Jovanovic

Als Hörbuch gruslig
EvyHeartvor 3 Jahren

Ich habe das Buch angefordert, weil ich Jovanovic aus dem Fernsehen kenne und ihn sehr charismatisch finde. Er ist ein Mensch, der einen mit seiner aufgedrehten, durchdachten Art einnimmt und über wichtige Themen aufklärt. Denn auch heute werden Sintizze und Romnja oft nicht als diskriminierte Gruppe wahrgenommen. Allerdings tut sich der Autor mit dem Hörbuch keinen Gefallen, ganz im Gegenteil: Es war eine Qual für mich, die ich nach 91 % abgebrochen habe.

Worum geht es?

Überwiegend chronologisch schildert Jovanovic seine Kindheit, Jugend bis zum Erwachsenenalter. Unterbrochen wird das immer wieder durch Reden gegen Rassismus und Diskreminierung. Der Schwerpunkt liegt auf der Kindheit und der frühen Hochzeit, erst später widmet er sich seinem Entdecken als schwuler Mann.

Wie hat mir das Buch gefallen?

Inhaltlich fand ich es beklemmend, in welchen Zuständen Jovanovic leben musste, und das, obwohl die Familie unter städtischer Obhut stand. Dass sie in einem Haus leben mussten, in dem es nicht einmal fließendes Wasser gab, war bitter. Dazu Lehrer, die ihm nicht zugetraut haben, dass er die Schule schafft. Eine wichtige Rolle spielt Jovanovics Vater, den er einerseits bewundert und noch immer liebt. Der jedoch auch seine Frau betrog und manchmal wochenlang alleine ließ. Der dachte, Homosexualität könne man mit Pillen bekämpfen. Auch Gewalt wird erwähnt - nicht ausführlich oder sensationsgeil, aber sie war vorhanden. Dann die frühe Heirat, der Erwartungsdruck. Für die Familie sorgen zu müssen, ein guter Ehemann zu sein und sich ausleben zu wollen. Ich spürte, dass diese Zeit nicht einfach für alle Seiten war und dass Jovanovic einiges verschweigt. Ich verstehe, dass er solche privaten Details nicht preisgeben möchte, aber für mich war nicht klar, wie sich diese Konflikte, zu den Eltern und der Ehefrau, gelöst haben. Auch, wie er zu dem starken Mann wachsen konnte, das nimmt nicht soviel Raum ein und ich konnte es nicht nachfühlen.

Obwohl er soviel erzählt, kam ich dem Menschen nicht so nah, wie ich gehofft hatte. Weniger Plädoyers und mehr Geschichten wären besser gewesen.

Trotzdem fand ich es total interessant, diesen Einblick zu bekommen.

Das große Manko war für mich das Hörbuch. Der Text stolpert oft, es gibt viele unnatürliche Sprechpausen, teilweise innerhalb eines Wortes oder Satzes. Oft klingt er arrogant, weil er etwas Wichtiges betonen will, das aber eher steif klingt. Komischerweise dann, wenn es um Rassismus geht. Dann widerum wechselt er in Umgangssprache, kürzt Worte ab, wirkt scheinbar locker, ist es aber nicht. Wirklich gelöst klingt Jovanovic nur, wenn er über seine Zeit als Drag-Queen und mit seinen Freund:innen redet. Manchmal hört man sogar Versprecher. Ich glaube, ich habe hier erstmals gemerkt, dass auch der Tonschnitt nicht sauber ist. Meine Vermutung ist, dass es Jovanovic schwerfällt, Texte abzulesen und dass man diese Probleme nicht bereinigen konnte. Vielleicht war keine Zeit oder man wollte das Unperfekte aus Gründen der Authentizität im Buch lassen.

Für Leute, die mehr Wert auf den Inhalt legen, sollte das kein Problem sein. Ich musste aber oft pausieren und habe mich mehrmals gefragt, ob ich abbreche. Der Inhalt hat mich aber davon abgehalten.

Aufgefallen ist mir auch, dass die Sprache, wenn es um Rassismus geht, oft fachlich ist. Einen Pluspunkt gibt es für die fließende Aussprache von BIPoC und dass das Z-Wort immer abgekürzt wird.

Fazit

Jovanovics Botschaft ist wichtig, aber als Hörbuch empfehle ich es nicht. Als Fließtext ist es gut für eine Zugfahrt geeignet, jedoch fehlen mir inhaltlich einige Dinge. Ich find's besser, ihn in einem Video frei sprechen zu hören.

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