Rezension zu "Herzkammer der Nacht" von Giannina Wedde
Fester Platz auf dem Nachttisch!
In ihrem Gedichtband "Herzkammer der Nacht" öffnet die Autorin den Geist für Ansichten zur Nacht und zur Dunkelheit auf eine andere Weise als wir sie im alltäglichen Leben gewohnt sind. Fokussiert darauf, dass die Nacht ein unabdingbarer Prozess im Kreislauf allen Lebens ist, lenken die Gedichte auf besonders feinfühlige Art auf die positiven Aspekte, auf den Ursprung und Sinn, der eigentlich so selbstverständlich ist und doch zu oft vergessen wird.
"Wir sind auf die Nacht angewiesen. Als Zeitraum, der Körper und Seele formt, ebenso wie als poetischer und spiritueller Raum, in dem wir zu Lebenstiefe finden." (Giannina Wedde)
Gerade in der heutigen, hektischen Zeit ist die Bipolarität zwischen Tag und Nacht, zwischen Hell und Dunkel präsenter denn je. Erschaffen durch die Medien, durch künstliches Licht und Dauerpräsenz in sozialen Medien enstand und entsteht ein gewisser Druck, ständig aktiv sein und jede Minute des Daseins damit zu verbringen, aktiv zu sein und in möglichst kurzer Zeit möglichst viel zu erreichen - ständig möglichst effektiv zu sein.
Der Kreislauf des Lebens sieht dieses nicht vor: Die Bewegung und die Prozesse finden innerhalt der Pole statt. Tag und Nacht, hell und dunkel - und um es auf die Spitze zu treiben: Leben und Sterben. Die Bipolarität ist im Großen und Ganzen ebenso präsent wie auch im kleinsten Detail unseres Alltags.
Dieser Gedichtband ist eine Anleitung, eine ständige Erinnerung daran, wie wichtig die Nacht - die Dunkelheit - ist und dass sie kein Übel ist... Gerade Menschen mit Schlafstörungen, Menschen mit Problemen und Sorgen assoziieren mit der Nacht, die Zeit der Dunklheit mit etwas Bedrohlichem: Die Zeit, in der sie sich alleine mit sich und ihren Sorgen auseinander setzen müssen.
Hier setzt Wedde an: Wer versteht, dass die Nacht ein Geschenk ist wie die mütterliche Umarmung, die oder der besinnt sich auch wieder auf den Kreislauf des Lebens. So wie wir uns in Mutters Armen geborgen gefühlt haben, dürfen wir uns auch der Nacht hingeben und geliebt fühlen.
"Jede Nacht legt uns mütterlich die Dunkelheit an die Schwellen zwischen Arbeit und Ruhe, zwischen Innen und Außen, zwischen Heute und Morgen, und lädt uns ein, nach Hause zu kommen."
FAZIT: Es gibt Bücher, die können Menschen tief berühren und um besondere Sichtweisen bereichern. Dieses steht ganz oben auf meiner Liste! Letztes Jahr zufällig darauf gestoßen, habe ich es gleich bestellt, mit liebevoller Widmung erhalten und nehme es immer wieder zur Hand und sage von Herzen: Danke!