Sachlich und trotzdem schaurig. So könnte man dieses Buch wohl in Kürze beschreiben. Es ist jedem sehr zu empfehlen, der gerne mal in menschliche Abgründe schaut, denn davon gibt es hier reichlich. Gilda Giebel beschreibt anhand einiger (Extrem?)Beispiele, verschiedene Typen von Straftätern bzw. deren psychologischen Profile. Darunter Narzissten, Psychopathen und Pädophile. Wobei natürlich nicht alle Menschen mit diesen Profilen zu Straftätern werden. Sie gibt stets zunächst die Fallakten einiger Sicherungsverwahrter wider, bevor der Leser zusammen mit ihr die erste Begegnung nacherleben darf und deren weitere Entwicklung erzählt wird. Es ist ein Blick hinter die Kulissen: Wie ist es, verurteilten Vergewaltigern und Mördern Auge in Auge gegenüberzustehen? Wie geben sich diese Männer (im Buch geht es ausschließlich um männliche Gefangene) und was sagen sie selbst zu ihren eigenen Taten? Und natürlich: Sind sie soweit zu therapieren, dass man sie wieder aus der Verwahrung entlassen kann?
Ich selbst würde mich als abgeklärt in Sachen Thriller oder gar Horror etc. bezeichnen. Das heißt, ich lasse mich selten extrem mitreißen oder lege gar das Buch weg. Hier musste ich es. Nicht, weil die Beschreibungen unheimlich blutig oder ähnliches wären, sondern einfach, weil ich manche Dinge einfach erst einmal verdauen musste. Immerhin handelt es sich durchweg um wahre Begebenheiten und echte Menschen, die grausame Taten begangen haben. Und es gab mir viel zum Nachdenken – über die Psyche mancher Menschen, was sie so hat werden lassen, wie unser Justizsystem damit umgeht, was ich machen würde, wenn ich so jemandem begegnen würde…
Das Buch steigert sich dabei langsam. Gilda Giebel beginnt mit Narzissten – also einem Persönlichkeitstypus, dem man meist auch selbst schon begegnet ist. Das lässt sich noch gut wegstecken. Bei den Psychopathen gab es schon mehr zum Grübeln, bei den Pädophilen schließlich musste ich die Kapitel portionsweise verdauen. Trotz der benötigten Pausen wollte ich aber immer so bald wie möglich weiterlesen. Zum Glück legt Gilda Giebel einen sehr sachlichen aber niemals kalten Ton an den Tag. Letztlich ist es ja auch als Sachbuch verpackt und gibt fast nebenbei auch Fachwissen zum Erkennen eines Psychopathen oder das Vorgehen in der psychologischen Beurteilung mit auf den Weg. Ich würde es dennoch eher als True-Crime-Roman oder Erfahrungsbuch abstempeln wollen und weniger als Sachbuch. Denn dafür liest es sich zu flüssig und zu gut.