Cover des Buches Leonore und ihre Töchter (ISBN: 9783352008474)
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Rezension zu Leonore und ihre Töchter von Gina Mayer

Vier Frauen, ein Jahrhundert und das Schicksal einer Familie.

von leselea vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Atmosphärischer Roman über das Schicksal einer Familie, der fesselt und den Leser in seinen Bann zieht.

Rezension

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leseleavor 10 Jahren

„Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.“
(Johann Wolfgang von Goethe, Erlkönig)

Leonore – Anton – Luise. In ihrer Kindheit im frühen 19. Jahrhundert spielen die Drei ein selbst erfundenes Spiel: Luise stellt die „Erlkönigin“ dar, die das Lebensglück der Menschen zerstört. Als Leonore und Anton Jahre später zueinander finden, während Luise vom Schicksal gezeichnet ist, wird aus dem Spiel Ernst: Sie verflucht die beiden. Der Fluch, das Unglück, in der Liebe nie Glück zu finden, zieht sich durch alle folgenden Generationen bis hin zur Leonores Urenkelin Nanette. Im Paris des Jahres 1900 scheint sie die große Liebe gefunden zu haben, doch wird das Schicksal, das auf ihrer Familie lastet, bei ihr eine Ausnahme machen?

„Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan.“
(Johann Wolfgang von Goethe, Erlkönig)

Gina Mayer legt mit Leonore und ihre Töchter ein imposantes Familienepos vor, das das gesamte 19. Jahrhundert umfasst. Neben dem mystischen Schicksal, das auf Leonore, ihren Kindern und Kindeskindern lastet, erzählt die Autorin auch von den politischen Verhältnissen dieser Zeit, von der (falschen) Moral und den (Un-)Möglichkeiten von Frauen, ein selbstbestimmtes Leben jenseits von „Ehefrau“ und „Mutter“ zu führen. Politik und Gesellschaft sind in diesem historischen Roman nicht nur Hintergrund der Geschichte, sondern auf engste mit einzelnen Figuren des Romans verknüpft.

Gina Mayer ist eine meiner Lieblingsautorin – und sie zeigt auch mit diesem Buch wieder, wieso. Ihr Schreibstil ist meiner Meinung nach fantastisch: Sie schreibt atmosphärisch und bildreich und entführt den Leser in vergangene Zeiten. Darüber hinaus entwickelt das Buch vor allem im Mittelteil eine Spannung, die ich vom Klappentext her nicht erwartet hätte. Am Ende habe ich auch bei Leonore und ihre Töchter wieder ein wenig gebraucht, bis ich in der Gegenwart angekommen bin.

Die Geschichte spielt zu verschiedenen Zeiten/Epochen des 19. Jahrhunderts und wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, wobei die von Leonore, ihrer Tochter Mathilde, ihrer Enkelin Dora und ihrer Urenkelin Nanette dominieren. Die Geschichte erlangt dadurch an Tiefe: Figuren, die einem zunächst fremd und unerklärlich waren, lernte man besser kennen und ihre Motive verstehen. So kann ich abschließend sagen, dass ich zwar nicht alle Handlungen der Figuren gutheiße, sie aber nachvollziehen kann.

Leonore und ihre Töchter ist ein Roman über vier Frauen, die in einer schwierigen Epoche auf ihre Weise Stärke zeigen und ihren Weg gehen. Er zieht einen in seinen Bann und lässt einen so schnell nicht wieder los.

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