Cover des Buches Das Manuskript der Verführung (ISBN: 9783423210362)
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Rezension zu Das Manuskript der Verführung von Gioconda Belli

Rezension zu "Das Manuskript der Verführung" von Gioconda Belli

von anushka vor 16 Jahren

Kurzmeinung: Der Anfang ist etwas schleppend, aber später wird es interessant und man ist erschrocken, wie sehr Frauen früher von Männern abhängig waren....

Rezension

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anushkavor 16 Jahren
Die 17jährige Lucia ist Waise und lebt in einem Klosterinternat in Madrid. Bei einem Ausflug mit ihren Großeltern lernt die den Geschichtsdozentin Manuel kennen. Dieser ist fasziniert von ihrer Ähnlichkeit mit der spanischen Königin Johanna aus dem 15. Jahrhundert. Daher bittet er Lucia, sich auf ein Experiment mit ihm einzulassen, sich in die Geschichte von Johanna der "Wahnsinnigen" hineinversetzen zu lassen und ihre Empfindungen dabei zu schildern. Manuel ist besessen von Johanna und bald beginnt die Grenze zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu verschwimmen. Die Geschichte um Lucia und Manuel bildet eigentlich nur den Rahmen für die Schilderung von Johannas Leben. Der Roman wirkt gut recherchiert und regt durchaus zum Nachdenken an, da lediglich die Geschichte von Lucia und Manuel fiktiv ist, während Johannas Erzählung auf recherchierten Fakten beruht. Es ist erschreckend, wie Frauen früher dem Machtstreben von Männern zum Opfer gefallen sind. Johanna, die rechtmäßige Erbin des spanischen Throns, fällt zuerst der Machtgier ihres Mannes, dann ihres Vaters und zum Schluss ihres eigenen Sohnes zum Opfer. Eine Frau, die eigentlich die uneingeschränkte Macht haben sollte, wird durch diese Männer für verrückt und somit regierungsunfähig erklärt und mit 30 Jahren bis zum Ende ihres Lebens weggesperrt und bewacht. Dass Johanna dies zum Teil mit selbst zu verantworten hat - auf Krisen, Druck und Fremdbestimmung reagiert sie stark emotional mit der Verweigerung der Nahrungsaufnahme und der Vernachlässigung ihrer eigenen Hygiene - mag heute kaum noch nachzuvollziehen sein, wenn man die extremen Belastungssituationen betrachtet, in denen sie sich wiedergefunden hat. Johanna war rebellisch und hat für damalige Zeiten sehr unkonventionell reagiert. Die Geschichte um diese ungewöhnliche "Heldin", die ihrem Schicksal nicht entkommen und nicht gegen die männliche Welt ankommen konnte, ist sehr interessant, fesselnd und ergreifend. Leider wird der zweite Handlungsstrang um Manuel und Lucia ein wenig vernachlässigt und die Entgrenzung von Vergangenheit und Gegenwart hat nicht wirklich stattgefunden. Aus diesem Strang hätte man mehr als nur den Rahmen für Johannas Geschichte machen können.
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