Giorgio Vasta

 3,5 Sterne bei 2 Bewertungen
Autorenbild von Giorgio Vasta (© privat)

Lebenslauf

Giorgio Vasta ist 1970 in Palermo geboren. Vasta hat mehrere Anthologien herausgegeben und mehrere Erzählungen in renommierten Literaturzeitschriften veröffentlicht. Sein Debütroman »Die Glasfresser« wurde von der italienischen Kritik als einer der bedeutendsten Romanveröffentlichungen des Jahres gefeiert. Sein Debütwerk wurde außerdem für den »Premio Strega« Literaturpreis nominiert. Er lebt und arbeitet als Verlagslektor in Turin.

Alle Bücher von Giorgio Vasta

Cover des Buches Die Glasfresser (ISBN: 9783421044471)

Die Glasfresser

 (2)
Erschienen am 10.01.2011

Neue Rezensionen zu Giorgio Vasta

Cover des Buches Die Glasfresser (ISBN: 9783421044471)
Orishas avatar

Rezension zu "Die Glasfresser" von Giorgio Vasta

Wenn Kinder eine "Zelle" gründen
Orishavor 4 Jahren

Palermo im Jahre 1978. Drei Jungs, Freunde, die sich nicht zugehörig fühlen. Die "Roten Brigaden" treiben ihr Unwesen in Italien und die Jungs sind fasziniert. Nach und nach arbeiten sie sich in das Wesen dieser Brigade und gründen ihre eigene Zelle. Aus den drei Freunden werden Nimbus, Strahl und Flug. Drei, die sich gegen die Gesellschaft auflehnen, die eine Veränderung herbeiführen wollen und das mit allen Mitteln.

Giorgio Vastas Roman ist eindringlich auf seine eigene Art. Er zeichnet den Weg dreier Freunde, die in die Radikalität abdriften und das in quälend langsamer Art und Weise. Man verfolgt den Alltag der Jungs aus der Perspektive von Nimbus. Ein Wort-"Nerd", dessen Faszination für die Wortklaubereien der "Roten Brigaden" immer mehr hervorbricht. Ein eigenes Kommunikationssystem wird entwickelt  (dem Vasta sogar ein eigenes Kapitel widmet) und Gewalt wird erprobt. Dabei wird nichts geschönt. Besonders das Quälen der Straßenkatzen und -hunde ist ziemlich brutal und mitunter schwer ertragbar.

Gekonnt zeigt Vasta, wie schnell man in eine Spirale aus Gewalt und Hass gegenüber seinen vermeintlichen Gegnern geraten kann. Wie schnell etwas eskaliert und was als Kinderspiel beginnt, in tödlichen Ernst umschlägt. Und darin liegt die Stärke des Buchs. Dennoch habe ich mich mit dem Buch herumgeschlagen, war angewidert, genervt und doch gleichzeitig fasziniert, denn irgendwie wollte ich trotz der langsamen und mitunter zähen Entwicklung wissen, wie das Ganze endet. Und so gut man die Evolution der Freunde zu Nimbus und Co. nachvollziehen kann, blieb für mich immer eine Frage im Hinterkopf: Die Frage des Alters. Denn die Jungs sind gerade einmal 11 Jahre alt.

Meint Vasta dass Elfjährige sich ernsthaft für das Treiben einer kommunistischen Untergrundgruppe interessieren? Sind sie so wortgewandt und reflektiert, wie Vasta sie darstellt? Besonders die Wortklaubereien, die stark an die Sprache von RAF und Co. erinnert, sind wirklich gut dargestellt. Aber sind diese von Kindern - und was anderes sind 11-jährige Jungs für mich nicht - genutzten Wortspielereien glaubhaft? Können sie die Tragweite der Begrifflichkeiten und ihrer Handlungen reflektieren? Sind gelangweilte Elfjährige wirklich fähig in diese Spirale aus Gewalt hineinzugeraten? Während ich mir die Langeweile als Antrieb für ihre Handlungen noch vorstellen konnte, waren die Intentionen, die vermeintlichen Reflektionen über die Gesellschaft für mich unglaubwürdig. Ich kaufe es einem Kind schlichtweg nicht ab, in einer solchen Tiefe, wie Vasta seine Protagonisten denken lässt, zu reflektieren.

Kurzum: Ein durchaus interessanter Roman, der - wären seine Hauptprotagonisten keine Kinder, sondern vielmehr Jugendliche - für mich hätte großartig sein können. So schwankte ich in meiner Meinung immer zwischen "absoluter Trash" bis hin zu "brillianter Roman". Hier müsst ihr euch wohl selbst eine Lesemeinung bilden.

Cover des Buches Die Glasfresser (ISBN: 9783421044471)
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Rezension zu "Die Glasfresser" von Giorgio Vasta

Rezension zu "Die Glasfresser" von Giorgio Vasta
Claudia-Marinavor 13 Jahren

Ich muss gestehen, dass ich einige Probleme mit Giorgio Vasta hatte.
Was nicht an der Geschichte lag.

Palermo, 1978. Der elfjährige Nimbus und seine zwei Freunde planen die große Revolution. Ganz im Stil der roten Brigaden, die im Italien der späten 1970er ihr Unwesen treiben und das Land in Angst und Schrecken versetzen.
Also rasieren sie sich die Köpfe, denken sich eine geheime Zeichensprache aus und üben das Beschatten von Zielpersonen. Was sie mit ihren Aktionen jedoch bezwecken wollen, das wissen sie selbst nicht so genau – außer dass es ihnen dabei hilft, dem grauen Alltag zu entfliehen und sich eine eigene Welt aufzubauen, in der sie bestimmen dürfen. Irgendwann läuft eine ihrer Aktion jedoch aus dem Ruder und die drei sehen sich mit den Konsequenzen ihres Handels konfrontiert. Kein Spiel mehr – bitterer Ernst.

An Giorgio Vastas Sprache konnte ich meine Probleme auch nicht festmachen.

In eindrucksvollen Bildern schildert Vasta das Leben und eines Elfjährigen zwischen Langweile und Abenteuerlust. Nicht alle Bilder sind schön – aber alle sind sie notwendig, um das Bild so vollständig wie möglich zu machen. Alles ist im Fluss – im Erzählfluss – und ich lasse mich von ihm treiben, mal schneller – mal langsamer.

Auch an dem Protagonisten an sich habe ich nichts auszusetzen.

Nimbus – seinen richtigen Namen erfährt man nicht – lebt mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder in Palermo. Seine Eltern nennt er die Schnur und den Stein, seinen Bruder den Lappen – eigenartige Namen, denke ich mir. Aber ansonsten ist er ein ganz normaler Elfjähriger, der sich nachmittags mit seinen Freunden trifft und heimlich Pornohefte liest. Nicht übermäßig sympathisch – aber auch nicht unsympathisch.

Woran liegt es dann, dass es mir an einzelnen Stellen fast schon sauer aufstößt?

Ich denke, die Antwort liegt in der Kombination von allem. Die Sprache – stellenweise gespickt mit Fremdwörtern, getragen von fast schon hoch philosophischen Gedankengängen – passt einfach nicht zu einem Elfjährigen. Immer wieder schaue ich auf den Klappentext um mich zu vergewissern – Ja, Nimbus ist elf; aber das will ich so einfach nicht glauben. Und deshalb vergesse ich es beim Lesen auch immer wieder und habe drei Jugendliche vor meinen Augen, drei Halbstarke – aber nicht drei Kinder. Schade – aber nur so konnte ich im Fluss bleiben und mich treiben lassen – ansonsten hätte ich mich wohl an Land spülen lassen.

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