Mein vierter Assimil Kurs
von sabisteb
Rezension
Meine ganze Schulzeit über galt ich als vollkommen sprachunbegabt. Ich krebste auf meinen Vierern herum und kam bei keiner Sprache (außer Latein) auch nur annähernd auf einen grünen Zweig. Nun, da ich alleine lernen kann, auf meine Weise, und auf die natürliche Weise des Assimil Systems, bei dem man weder Grammatik noch Vokabeln paukt, sondern einfach nur jeden Tag eine Lektion abarbeitet, bin ich in der Lage in 100 Tagen eine Sprache auf Niveau B2 zu erlernen.
Italienisch jedoch, ist die erste Sprache, bei der ich es ohne jegliche Vorkenntnisse mit dem Assimil System versucht habe, bei allen anderen 3 Kursen hatte ich zumindest 15 Jahre eingestaubte Schulkenntnisse oder 4 Semester Sprachkurs.
Und ja, es funktioniert auch, wenn man gar keine Grundkenntnisse hat. Mittlerweile bin ich in Lektion 38, ohne Pauken und Auswendiglernen. Das wirklich Textverständnis, das Verständnis der Feinheiten hängt bei mir meist ca. 8 Lektionen hinterher. Wenn ich alte Texte noch einmal lese, fallen mir viele Dinge auf, die ich vorher so nicht wahrgenommen habe. Also keine Angst, wenn man was nicht versteht, einfach weiter machen, das Hirn arbeitet im Hintergrund und hängt im Verständnis immer ein wenig hinterher, das das ist OK, es funktioniert trotzdem.
Man merkt jedoch schon, dass das Lehrbuch einige Jahre bzw. Jahrzehnte auf dem Buckel hat, denn teilweise wurde es von der Zeit überholt. So sind zumindest auf meinen CDs noch Lire statt Euro, die nur im Text angepasst wurden (Lektion 12) und aus 3000 Lire wurden 3000 Euro, statt es mit dem korrekten Umrechenfaktor umzurechnen. Keiner geht heute mehr auf ein Postamt zum telefonieren, wie früher in den 1990er Jahren und Telegramme werden auch schon lange nicht mehr versendet.
Andererseits ist es sehr schön, dass anders als bei anderen Assimil Kursen hier eine mehr oder minder durchgehende Geschichte erzählt wird. Verschiedene Freunde und Personen kommen immer wieder vor, und man erfährt von Lektion zu Lektion mehr über sie und ihr Verhältnis zueinander. Da bauen sich ganze soziale Netzwerke auf, Hauptsächlich geht es um Francesca und Davide und ihre vielen Freunde und Verwandten.
Bei der Digitalisierung haben die Bilder, für die dieses System bekannt ist, deutlich gelitten, und leider besonders der Text. Teilweise ist er so schwach und schlecht übertragen, dass man die Sprechblasen kaum identifizieren kann, das ist in der 75 Jahre Jubiläumsausgabe nicht der Fall. Man sollte daher fast lieber versuchen, eine alte Auflage zu ergattern statt der Neuesten.
Tabellen wären für die Artikel (S. 27) deutlich besser als Fließtext, der schwer zu erfassen ist. Und auch für die Präpositionen wäre eine Übersicht an der Stelle, an der sie akut werden (Lektion 21) wünschenswert gewesen.
Zum Üben ergänzt sich das Assimil System hervorragend mit duolingo, wer also gut genug Englisch kann, um damit Italienisch zu lernen, sollte diesen beiden Systeme parallel verwenden.