Rezension zu "Catwatching" von Desmond Morris
Desmond Morris ist ein Klassiker der Zoologie. „Der nackte Affe“ wird immer noch in vielen Menschenwissenschaften gelesen und (kritisch) gelehrt. Bis ich das Buch Catwatching gesehen hatte, wusste ich auch gar nicht, dass Morris sich neben Menschen und Affen auch mit Katzen (und Hunden und Pferden) beschäftigt hat. Als Katzenvater war es dann selbstverständlich, dass ich mir das genauer anschauen musste. Catwatching ist die Neuauflage des bereits 1994 in England unter gleichem Titel erschienen Werkes. Nun bin ich kein Katzologe, aber es steht zu vermuten, dass sich in den letzten 30 Jahren durchaus neue Erkenntnisse in Bezug auf Katzen ergeben haben dürften. Da stellt sich unwillkürlich die Frage, warum man ausgerechnet Desmond Morris neu aufgelegt hat?
Nettes Infotainment
Catwatching unterscheidet sich dabei kaum von anderen bekannten Ratgebern zu Haustieren oder im speziellen zu Katzen. Es werden zahlreiche Fragen zu Wesen, Verhalten, Genetik, Aussehen, zur Beziehung zu Menschen und natürlich zur Körpersprache behandelt. Warum schnurren Katzen? Warum leuchten Katzenaugen im Dunkeln? Warum verweigern Katzen manchmal ihr Futter? Was ist für Katzen giftig? Wie groß ist das Territorium einer Katze? Warum fauchen Katzen? Hinzu kommen einige auflockernde Artikel, die sich mit Sprichwörtern zu Katzen beschäftigen. Insgesamt gibt es neben wirklich interessanten Abschnitten auch eine Menge triviales, banales Partywissen. Nicht völlig unnütz, aber auch nicht wirklich hilfreich.
Dann sind da noch amerikanische oder englische Besonderheiten, die auf Deutschland nicht zutreffen, z.B. wenn es um Qualzuchten geht. Bei Naturwissenschaftler*innen findet sich eh häufig ein sehr funktionales Verhältnis zu Tieren. So auch bei Morris, der überhaupt keine kritische Distanz zum Züchten hat, sondern dieses anpreist, als wäre es selbstverständlich und ganz wunderbar Lebewesen (aus Profitinteresse) zu züchten.
Liebhaberei
Wer Katzen als Mitbewohner hat oder andersherum, wer von Katzen als Mitbewohner*in geduldet wird, der wird vermutlich wenig Neues in Catwatching entdecken. Wer sich allerdings noch nie mit seinem Fellpartner (populär)wissenschaftlich beschäftigt hat, wird sicherlich einige Überraschungen erfahren. Der Schreibstil ist äußerst angenehm und unterhaltsam. Zusammen mit den Fotos ist es ein Nice-to-Read für Katzenliebhaber*innen. Kann man sich mal anschauen, muss man allerdings definitiv nicht.