Rezension zu "Schreie, die keiner hört. Die Lebensgeschichte der Mary Bell, die als Kind tötete." von Gitta Sereny
ZhunamiDer Fall "Mary Bell" hat Amerika erschüttert. Ein 11-jähriges Mädchen tötet zwei kleine Jungen, sie wird schuldig gesprochen, als Monster verschrien und kommt ins Gefängnis. Der Fall weckt nicht nur das mediale Interesse auf dem Boulevard-Niveau, sondern auch die Skepsis von Gitta Sereny, die den Prozess damals mitverfolgt. Zusammen mit Mary Bell arbeitet sie viele Jahre später deren Vergangenheit und Kindheit auf, fördert tiefste Abgründe menschlicher Existenz zutage und sucht nach den Gründen für die Tat. Das Buch "Cries Unheard" ist eine Mischung aus Biographie und Sachbuch zu diesem Fall. Es macht Leben, Werden und Handeln des Mädchens Mary Bell nachvollziehbar und verständlich. Sereny füllt das Buch außerdem mit ihren eigenen Einschätzungen und vielen psychologischen Aspekten. Für dieses Buch muss man sich Zeit nehmen, es ist kein Lesestoff, den man sich abends mit einer Tüte Chips zu Gemüte führen kann. Das Buch ist erschütternd, verzichtet aber auf die grausigen Details der Taten oder der Vergangenheit von Mary Bell, sondern konzentriert sich voll und ganz auf ihre Person und ihre Denkweise. Das Leseniveau ist meines Erachtens nach auch sehr hoch, einige Kapitel habe ich mehrfach gelesen, um jede Handlung nachvollziehen zu können. Für Leser, die sich für Psychologie und Kriminologie interessieren, ist es sehr zu empfehlen.