Rezension zu "Die Utopia-Methode" von Giuseppe Gracia
Der Mensch ist wie er ist. Und auch über die Jahrhunderte seit der Kreuzigung Jesu kann man keine wirkliche Veränderung in seinem Wesenszustand erkennen. Alles wiederholt sich in der Geschichte, jede neue Generation erweist sich als unfähig aus der Vergangenheit zu lernen und wiederholt konsequent die Fehler der Vorfahren. Natürlich sehen diese Fehler immer irgendwie anders aus, aber abstrakt gesehen, sind sie immer gleich.
Und neu ist auch nicht, dass es immer wieder Ideologien gibt, wozu man auch Religionen zählen kann, die Leuten irgendein Utopia einreden und sie damit verführen. Denn der Mensch sehnt sich in seiner Schizophrenie danach ganz anders zu sein als er ist. Natürlich nicht er selbst soll sich ändern, sondern die anderen. Oder das "System". Aber Systeme funktionieren nun mal, weil ihre Bestandteile sie am Leben erhalten.
Die modernen Gesellschaftsingenieure versprechen ihren zur Verführung willigen Anhängern eine Gesellschaft totaler Gerechtigkeit, voller Vielfalt, Buntheit und allem möglichen anderem Zeug, das man schwer definieren kann und das sich deshalb wunderbar zur Verführung eignet. Schließlich kann sich jeder darunter dann vorstellen, was ihm gefällt.
Der Autor erläutert diese Methode der modernen Kommunisten sehr präzise. Es geht natürlich nicht um die Herstellung dieses Utopia, sondern um die Machtergreifung der Leute, die diese Methode benutzen. Und natürlich wollen sie dieses Utopia nicht, es dient nur der eigenen Wohlfahrt.
Wie der Autor erläutert, sind die meisten Menschen höchst anfällig für solche Verführungen, weil sie umsorgt werden wollen und deshalb die Verantwortung für ihr Leben gerne an eine höhere Institution abgeben. Besonders in Deutschland kann man sich hervorragend darauf verlassen, dass die lieben Bürger ihrem Staat huldigen, selbst wenn er ihnen große Teile ihres Einkommens wegnimmt, um es anschließend zu verschwenden.
Zu hoffen, dass Menschen schließlich doch die Freiheit wählen anstatt sich unterdrücken zu lassen und dafür noch dankbar zu sein, ist leider auch eine Utopie. Ein Aufbegehren kommt nur dann zustande, wenn die da oben unfähig sind, weiter so zu machen wie bisher, und die da unten nicht mehr länger die Zustände aushalten, die ihnen aufgezwungen werden. Das ist der Inhalt der Revolutionstheorie des Herrn Lenin. Wenn etwas bei ihm stimmt, dann ist es diese Theorie. Aber solche Umschwünge sind selten und halten nicht lange.
Der gegenwärtige "Kulturkampf" um eine Art Sozialismus 2.0 richtet sich auch gegen alles, was sich über die Jahrtausende als Institution bewährt hat. Zum Beispiel die Familie. Oder aus ihnen erwachsene größere Gemeinschaften. Es wird den Umstürzlern schwer fallen, diese letzten Barrieren zu überwinden, denn sie hängen unmittelbar mit der menschlichen Genetik zusammen, an der bereits alle vorangegangenen Versuche dieser Art gescheitert sind. Nur das gibt Hoffnung.
Bleibt beim Autor noch der Kampf gegen das Christentum, oder besser gegen die Werte und Institutionen, die aus ihm hervorgegangen sind. Das Christentum selbst befindet sich im Todeskampf. Wenigstens im Westen. Und das, weil seine Oberhirten zum großen Teil ins Lager der sogenannten Woken übergelaufen sind. Es zerstört sich also gewissermaßen von innen.
Aber das Christentum eignet sich selbst als hervorragendes Beispiel für das Versagen von Utopien. Im Grunde hat sich die Welt seit 2000 Jahren nicht wirklich verändert. Verändert haben sich nur die Erscheinungsformen der Dinge und Prozesse, die es schon immer gegeben hat. Und die Institutionen des Christentums bilden die hinter ihnen stehende Lehre überhaupt nicht ab. Der Widerspruch ist krass, und auch hier dient die Utopie des Christentums nur zur Verschleierung ganz anderer Absichten und Verhaltensweisen der meisten seiner Oberhirten. Muss man nicht lachen, wenn man sich Jesus im Vatikan vorstellt?
Insofern sieht man gerade im Christentum und seiner tatsächlichen Umsetzung das komplette Scheitern der in ihm ruhenden Utopie. Mehr noch, die heutigen Gesellschaftsingenieure nutzen die Manipulationstechniken der Katholischen Kirche. So gibt es beispielsweise auch heute noch den bewährten Ablasshandel in Form von staatlichen Steuern für angebliche Sünden.
Kurzum: Die Utopia-Methode wird in diesem Buch präzise beschrieben, das Christentum dagegen als Wohltat zu feiern, passt nicht ins Bild, denn es benutzt als Institution seit Jahrhunderten die Utopia-Methode selbst sehr erfolgreich zur Gehirnwäsche.