Giuseppe Tomasi di Lampedusa

 4,3 Sterne bei 71 Bewertungen
Autor*in von Der Leopard, Der Gattopardo und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Giuseppe Tomasi, Herzog von Palma und Fürst von Lampedusa, wurde am 23. Dezember 1896 in Palermo geboren und starb am 23. Juli 1957 in Rom. Neben Erzählungen schrieb er innerhalb weniger Monate seinen einzigen Roman: Der Leopard. Ein Jahr nach seinem Tod veröffentlicht, wurde er schnell zu einem Welterfolg. Luchino Viscontis kongeniale Verfilmung mit Burt Lancaster in der Hauptrolle avancierte zum Kinoklassiker.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Giuseppe Tomasi di Lampedusa

Cover des Buches Der Gattopardo (ISBN: 9783492973809)

Der Gattopardo

 (20)
Erschienen am 01.09.2016
Cover des Buches Der Leopard (ISBN: 9783492059848)

Der Leopard

 (9)
Erschienen am 02.09.2019
Cover des Buches Die Sirene (ISBN: 9783492315517)

Die Sirene

 (2)
Erschienen am 02.05.2019
Cover des Buches Ein Literat auf Reisen (ISBN: 9783492263689)

Ein Literat auf Reisen

 (1)
Erschienen am 11.01.2011
Cover des Buches Der Leopard (ISBN: 9783492318631)

Der Leopard

 (0)
Erschienen am 27.10.2022
Cover des Buches Der Leopard (ISBN: 9783844922257)

Der Leopard

 (3)
Erschienen am 02.09.2019

Neue Rezensionen zu Giuseppe Tomasi di Lampedusa

Cover des Buches Der Leopard (ISBN: 9783492059848)
Federfees avatar

Rezension zu "Der Leopard" von Giuseppe Tomasi di Lampedusa

Opulentes Meisterwerk, Klassiker der Weltliteratur
Federfeevor 4 Monaten

Ich muss keine Rezension schreiben und eigentlich wollte ich das genießen. Aber ich tu's nun doch, 'zu Ehren' von Giuseppe Tomasi di Lampedusa. Das mag jetzt theatralisch klingen, aber er hat es verdient, auch wenn er es nie lesen wird. Tragischerweise hat er auch den großen Erfolg seines einzigen Romans nicht erlebt, sondern ist vorher gestorben. Zweimal wurde sein Manuskript von renommierten italienischen Verlagen abgelehnt, aber dann wurde es auf Anhieb ein Klassiker der Weltliteratur.

Was ist denn nun so Besonderes an diesem Buch, das kaum Handlung hat und wo es um eine längst vergangene Zeit geht, die des Niedergangs einer ganzen Gesellschaftsklasse, des Feudaladels auf Sizilien? Es beginnt in unruhigen Zeiten um 1860, als der Revolutionär Garibaldi auf der Insel landete und es um ein einiges Italien geht.

Hauptperson ist der löwenhafte Fürst Fabrizio, der den Leoparden im Wappen hat. Daneben lernen wir seine Familie und seinen Neffen Tancredi kennen, der die schöne Angelica heiraten wird. Diese ist die nicht standesgemäße Tochter eines Bürgermeister in Donna Fugata, wo sich der Sommersitz der Fürstenfamilie befindet. Als eine Art Gegenspieler repräsentiert er eine aufsteigende Klasse von neureichen Profiteuren, wo Geld gleichbedeutend mit politischem Einfluss ist. Der Name zählt weniger, man brauchte Geld, 'Geld, um Stimmen zu kaufen...' (88).

Dies zeigt sehr deutlich, warum es sich um einen Klassiker handelt, denn die Mechanismen der Macht, der Politik, der Gesellschaft sind immer die gleichen.

Natürlich werden entsprechende Gedanken geäußert und Gespräche geführt – wobei sich der Fürst des Niedergangs seiner Gesellschaftsschicht und seiner Familie deutlich bewusst ist, aber es sind keine langweiligen gesellschaftspolitischen Gespräche, sondern Tomasi erzeugt eine ganz besondere Stimmung, eine überbordende Symphonie der Sinneseindrücke: die Natur, die sizilianische Landschaft, das Essen, das Wetter. Über allem hängt eine leicht morbide Melancholie. Und man kann sicher sein, dass alles eine symbolische Bedeutung hat, dass die vielen Metaphern nicht zufällig gewählt wurden. Das sagt Tomasi selber; dennoch muss man nicht alles verstehen wollen, sondern kann es einfach intuitiv auf sich wirken lassen.

Es gibt auch humorvolle und sarkastische Untertöne und drastische Beschreibungen. Viele Gedanken sind in bildhafte Worte verpackt:

'Ärgernisse, die wie Ameisen hervorgekrochen waren' (117), in einem Brief 'Tinten- und Gefühlsschnörkel' (122), Tänzer 'wie schwarze Krähen'. Es gibt eine Sterbeszene, die den hochgelobten Klassikern der Welt in nichts nachsteht.

Damit will ich es gut sein lassen; ich könnte noch lange von diesem Roman schwärmen, dessen Zauber mich nach ein paar Seiten des Einlesens wieder eingefangen hat und der mir bei diesem zweiten Lesen noch mehr Genuss als beim erstenmal bereitet hat.

Wer Freude an Klassikern hat, an schöner Sprache, an Nachdenkenswertem, wer keine 'Action' braucht, dem kann man dieses Buch wärmstens empfehlen.

P.S. Bemerkenswertes Cover: der Leopard verschwindet aus dem Bild...

Kommentare: 2
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Cover des Buches Der Leopard (ISBN: 9783844922257)
dunkelbuchs avatar

Rezension zu "Der Leopard" von Giuseppe Tomasi di Lampedusa

Sizilien am Wendepunkt
dunkelbuchvor einem Jahr

Don Fabrizio ist das letzte Glied einer langen Reihe von Sizilianischen Fürsten. Sein ältester Sohn Giovanni ist nach England gegangen um dort Kumpel im Bergbau zu werden. Sein zweiter Sohn Paolo ist ein linkischer Schwächling. Und obendrein schickt sich Garibaldi an, die politische Tradition in Italien über den Haufen zu werfen. Nur Tancredi, Don Fabrizios Neffe, macht ihm Freude, mit seiner Jugend, seinem Mut, seiner weitsichtigen politischen Einstellung. Als sich Tancredi dann aber ausgerechnet in Anglica verliebt, die Tochter eines plebejischen Großgrundbesitzers, der in einer der Ländereien Don Fabrizios zu Reichtum und Ansehen gelangt ist, bricht die feudale Welt des Fürsten endgültig zusammen. Er muss einsehen, dass seine Zeit abgelaufen ist und eine neue heranbricht, in der er nur mehr als übriggebliebenes Kuriosum gilt.
Tomasi di Lampedusa schildert in diesem dichten, metaphorischen und anspielungsreichen Roman den Untergang der Monarchie in Sizilien. Der Sympathieträger Don Fabrizio wird mit all seinen Facetten und Angewohnheiten gezeichnet. Dank vieler Vergleiche und treffenden Beschreibungen, die so einfach sind und trotzdem nie platt wirken, gelingt es di Lampedusa einen stimmungsvollen Roman des Siziliens im 19. Jahrhundert vorzulegen. Alle Figuren sind getreu und realistisch gezeichnet und keine ist überflüssig oder schablonenhaft. Selbst der Hund Don Fabrizios hat seine gewichtige Rolle und manche Nebenrollen, die wie nur nebenbei eingefügt wirken, entpuppen sich mit Fortgang der Handlung als Schicksalsträger. Aber auch Räumlichkeiten, wie der weitläufige Palast des Fürsten im Landsitz Donnafugata, der denn Liebenden zu Scharade und Spielplatz wird, prägen nicht nur die Handlung, sondern den Stil und den Gehalt des Romans im Allgemeinen. Das Weltbild des Fürstengeschlechts der Salina bleibt jedoch bis deren Erlöschen eines des Pessimismus und der Enttäuschung, da sie am eigenen Leib erfahren müssen, dass sich die von ihnen geglaubte statische Welt Siziliens sehr wohl ändern kann. Die letzten Gedanken Don Fabrizios und hier wird nichts verraten, da das Buch ein Inhaltsverzeichnis besitzt, gehören zu den gelungensten Szenen der Literaturgeschichte.
Der ruhige, unaufgeregte Ton des Erzählers, eine Unzahl von Recherche und Wissen und ein geübt eingesetzter Gebrauch von Metaphern und Vergleichen sollten dieses Buch für alle Zeiten in den Literaturgeschichten überleben lassen.

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Cover des Buches Der Leopard (ISBN: 9783492203203)
M

Rezension zu "Der Leopard" von Giuseppe Tomasi di Lampedusa

Ein gewaltiges Werk
Michaelvock_writervor 2 Jahren

Das Fürstenhaus Salina zwischen 1860 und 1910 in Sizilien. Der Leopard zeichnet einen umfassenden Umriss über die erzählte Epoche, lässt allerdings zugleich viel Platz für Eigeninterpretationen. Wie viele wertvolle Werke der Weltliteratur nimmt dieses Buch unwissend Bezug zur aktuellen Lage. Von der schnelllebigen Gesellschaft bis zur Vergänglichkeit alter Werte. 

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Gespräche aus der Community

Klassiker-Leserunde 

Beginn: 15.08.2021

403 Beiträge
FrancieNolans avatar
Letzter Beitrag von  FrancieNolanvor 2 Jahren

Ich danke Dir für die Stellen - Beispiele, und in den genannten Fällen kann ich Dir auch nur beipflichten. Allerdings hatte mich Induni an einigen einzelnen Stellen nicht überzeugt, ich hatte auch mal was zitiert, aber da ich die neue Übersetzung nur leihweise hatte und jetzt nicht mehr zur Verfügung habe, kann ich das nicht mehr nachstellen. Soll heißen: vielleicht würde ich drei Gegenbeispiele finde, wo es für die meisten Leser andersrum wäre, vlt. hast Du aber vom Gesamteindruck durchaus Recht, dass Kroeber auch etwas „umständlich“ formuliert, was dann nicht so elegant klingt.

Wichtig ist, und das hast Du gut beschrieben, da werde ich auch noch gezielter darauf achten, dass man sich selbst Kriterien setzt, wie man die Übersetzung haben möchte. Für Dich ist das: „Ferner sollte eine Übersetzung für mich in gutem bis sehr guten Deutsch verfaßt sein, selbst wenn dies bedeutet, daß manches nicht wörtlich, sondern sinngemäß übersetzt ist.“ Könnte ich fast so unterschreiben, nur ist bei mir der Akzent auf „Werktreue“ statt „gutem Deutsch“, was kein Gegensatz sein sollte, aber genau deshalb gebe ich zu, dass „sinngemäß“ manchmal besser ist als zu wörtlich. Und ich sehe auch einen Trend im Modernen, sich allzusehr in einzelnen Wörtern zu verlieren, was dann zu merkwürdigen Gesamteindrücken führen kann. So ging es mir z.B.bei dem Proust-Vergleich, wo ich die alte Übersetzung soviel sprachlich eleganter finde, dass es mir dann auch egal ist, ob Proust laut neuem Übersetzer „in Wahrheit kantiger geschrieben“ hat. Es geht um einzelne Stellen, die dann verbessert werden, wortgetreuer sind, aber einen hölzernen Gesamteindruck machen sprachlich - also ohne den Sinn groß zu ändern - dann bin ich natürlich auch für die schönere Sprache zum Preis der Detailgenauigkeit. Bei Tolstoi dagegen fand ich manche älteren Übersetzungen richtig sinnverstellend in einzelnen Abschnitten, man muss also echt genau gucken.

Langer Rede kurzer Sinn: Generalisierungen sind gerade bei Übersetzungen m.E.fehl am Platze, also nicht einfach „alte Übersetzungen sind besser“ oder umgekehrt, sondern sich besser die Mühe machen, rauszufinden, was einem wichtig ist und entsprechend antesten, bis man eine gute Übersetzung für sich gefunden hat. Es gibt sicher auch ein paar objektiv handwerklich einfach schlechte Übersetzungen, sonst würde man nicht so oft lesen, dass Leute einen Klassiker doof fanden bis ihnen eine zugänglichere Übersetzung begegnet ist.

Und bei „Herr der Ringe“ gebe ich Dir absolut Recht: falls wir Krege noch haben, müsste ich ihn direkt noch mal vergleichend lesen - schrecklich, da fand ich die alte Übersetzung auch um Längen! besser, definitiv. Die jungen Leute, die das heute lesen wollen, haben da aber vlt einen anderen Geschmack, und mir ist lieber, sie lesen es überhaupt, statt nur die Filme zu schauen. So haben auch Neuübersetzungen ihren Sinn, sind aber nicht immer so schlecht wie Krege &co! 😉🙋🏻‍♀️

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