Cover des Buches Der Gattopardo (ISBN: 9783492245869)
Rezension zu Der Gattopardo von Giuseppe Tomasi di Lampedusa

Rezension zu "Der Gattopardo" von Giuseppe Tomasi di Lampedusa

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 12 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 12 Jahren
Die auf Sizilien lebende Familie Salina ist ein altes Adelsgeschlecht, seit Jahrhunderten mit Macht und Reichtum gesegnet. Doch der Aufstand Garibaldis beginnt die Verhältnisse zu ändern. Don Fabrizio, das Oberhaupt der Familie, sieht sich zwischen den Fronten gefangen und muss plötzlich politische Entscheidungen treffen, obwohl er lieber im hemischen Observatorium die Sterne beobachten würde. Um die Zukunft der Salinas zu retten, beginnt man die Annäherung an das gemeine Volk, Fabrizios Neffe heiratet eine Tochter bürgerlicher Herrkunft, die schöne Angelica. Von der Gegenwart der jungen Dame zwar revitalisiert, kann sich der alternde Fürst dennoch nicht durchringen, an der Tagespolitik des neuen Italien teilzunehmen; das Schicksal der Sizilianer sei, für immer, fremdbeherrscht zu sein. Mit der schwindenden Macht des Adels verlässt den Fürsten auch die Lust am Leben. Der Gattopardo, einziger Roman Giuseppe Tomasi di Lapedusas, ist die fiktionalisierte Familiengeschichte des Autors. Heute zählt sie zu den wohl berühmtesten Erzählungen Italiens, ein Erfolg, den der Schöpfer leider nicht mehr erlebt hat. Kunstvoll und fassbar schildert er das Sizilien des 19. Jahrhunderts, die Hitze des Sommers, die bäuerliche Bevölkerung und die alten Adelspaläste. Nicht nur im Hinblick auf Hintergrund und Handlung, sondern auch sprachlich wird sich der eine oder andere wohl an Thomas Manns Die Buddenbrooks erinnert fühlen. Ähnlich gekonnt ist dieser Roman verfasst; Lampedusas Sätze sind verschnörkelt und ausschweifend, nie aber unverständlich. Schnell fühlt man sich in der wackelnden Kutsche, auf der staubigen Straße, beim festlichen Essen oder in der bescheidenen Behausung eines Mönchs. Auch thematisch vermag der Roman zu überzeugen. Verfall ist ein zentrales Thema, sein Kommen ist für den Leser wie auch für Don Fabrizio sichtbar, bleibt aber, letzten Endes durch eigenes Verschulden, unausweichlich. Jene Selbstaufgabe ist es, die Lampedusa an den Sizilianern kritisiert und damit dem Gattopardo eine über die Mittelmeerinsel hinausreichende Bedeutung verleiht. "Wenn wir wollen, daß alles bleibt, wie es ist, dann ist es nötig, daß alles sich verändert", ist der wohl am häufigsten zitierte Satz des Buches. Schade ist der frühe Tod des Autors, der bis zuletzt immer wieder an seinem Werk gearbeitet hatte. So wirkt auch das Ende des Romans zum Teil sprunghaft; es ist sicherlich nicht komplett abwegig anzunehmen, dass Lampedusa hier noch das ein oder andere Kapitel eingefügt hätte. Die vorliegende Fassung bleibt damit mehr die Geschichte eines Mannes, als ein wirkliches Familienporträt, wie es z.B. die schon erwähnten Buddenbrooks sind. Nichtsdestotrotz ist Der Gattopardo große Literatur, ohne dabei übermäßig kompliziert zu sein. Auch für Leser, die um diese Art Roman normalerweise einen Bogen machen, sicher aber für Italien begeistern können, sei dieses Buch empfohlen; das typische Flair strömt förmlich zwischen den Zeilen hervor. Es bleibt also ein großartiges Werk und ein wenig Wehmut, dass ein derart begabter Autor nicht noch mehr geschrieben hat. Der Gattopardo ist große Literatur bleibt aber
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