Rezension zu "Der letzte Werwolf" von Glen Duncan
Inhalt: Jake (Jacob) Marlowe ist auf der Flucht. Und er ist ein Werwolf. Und er ist lebensmüde. Wortwörtlich. Nach 200 Jahren Lebenszeit hat er alles gesehen, alles gefühlt, alles erlebt, was diese Welt zu bieten hat. Als er erfährt, dass er der Letzte seiner Art ist, will er endlich einen Schlussstrich ziehen. Doch dann kommt das Leben dazwischen und stellt alles in Frage.
Eindruck: "Werwolf" ist ein Begriff mit dem man immer meine Aufmerksamkeit bekommt. So konnte ich auch an dieser Geschichte nicht vorbei gehen.
Es geht um Moral, Schuld, eine zerrissene Seele und die Grenzen von Gut und Böse. Gewalt und Sex stehen an der Tagesordnung.
Der Schreibstil ist besonders. Das Buch liest sich wie ein Tagebuch, geschrieben von Jacob Marlowe. Die Sätze sind eher lang und verschachtelt, mit eingeschobenen Gedanken und Zitaten (mit vielen Klammern). Die Handlung wird nicht immer geradlinig erzählt, da der Protagonist oft abschweift und sich in seinen Gedanken und Erinnerungen verliert (eben wie in einem echten Tagebuch). Er philosophiert viel. Ich hatte dadurch keine Schwierigkeiten beim Lesen und konnte der Handlung gut folgen.
Insgesamt herrscht eine eher bedrückte, melancholische Stimmung, die zur Lage des Protagonisten passt. Der Autor schafft es durchgehend, die Gefühle der Charaktere und die Atmosphäre sehr gut zum Leser zu transportieren.
Die Handlung ist an sich nicht neu, aber die Charaktere (und vor allem der Einblick in ihre Psyche) machen diese Geschichte lesenswert. Vampire spielen im Verlauf auch eine wichtige Rolle, was meiner Meinung nach aber nicht nötig gewesen wäre. Die Geschichte hätte auch so funktioniert. (Ich mag keine Vampire...)
Mir war es stellenweise aber zu langatmig (zu viel Philosophie und zu wenig Handlung), weshalb ich ab etwa der Hälfte nur noch über die Seiten "gesprungen" bin, um die Handlungsfetzen zwischen dem ganzen drumherum zu lesen. Es hat sich gelohnt, bis zum Ende dran zubleiben, da noch eine interessante Wendung geschieht.
Ich kann das Buch auf jeden Fall weiter empfehlen. Vor allem an Fans von Werwolf-, Horror- und Agentengeschichten. ;)