Romeo und Julia - die wohl bekannteste und tragischste Liebesgeschichte der Welt. Sie begleitet den Protagonisten Glenn Dixon über Jahrzehnte, ist er doch als Lehrer tätig und geht jedes Jahr mit der Abschlussklasse das Stück von Shakespeare durch.
Doch obwohl Glenn dieses Stück über Liebe unterrichtet, ist er noch auf der Suche danach was Liebe bedeutet. Als er sich von seiner großen Liebe betrogen fühlt, verlässt er Kanada und sein Weg bringt ihn nach Verona - zu Romeo und vor allem Julia. Er tritt den Sekretärinnen von Julia bei und hofft beim Beantworten der Briefe seine eigenen Antworten zu finden.

Ich liebe die Geschichte von Romeo und Julia, das nehme ich mal vorweg. Ich habe mehrere Varianten gelesen und gesehen und kannte durch den Film "Briefe an Julia" auch bereits die Sekretärinnen. Um so mehr habe ich mich auf das Buch von Glenn Dixon gefreut. Kurz zur Erklärung: Im Hof wo der bekannte Balkon ist, hinterlassen vor allem Mädchen Briefe an Julia und klagen ihr Leid. Die Briefe werden eingesammelt und von den Sekretärinnen von Julia beantwortet.

Der Schreibstil von Dixon ist schön flüssig, der Satzbau verständlich und logisch. Schön finde ich die Sprünge zwischen zwei thematischen Zeitlinien, das lockert das Ganze etwas auf und hält die Spannung aufrecht. Als Leser begleitet man Glenn bei seiner Entdeckung Veronas und erlebt mit ihm gemeinsam intensiv die Geschichte von Romeo und Julia. Manche Entwicklungen haben auch mich überrascht und lassen mich mit neuem Wissen aus einem Roman rausgehen, das kommt nicht oft vor bei diesem Genre.

Das Kernthema ist die Liebe und wird auf verschiedenen Ebenen betrachtet wodurch man ein umfassendes Bild erhält. Auch lernen wir verschiedene Geschichten kennen, da einige Briefe an Julia auch im Buch wiedergegeben werden was ich persönlich sehr schön finde. Ich habe mir einige Stellen in dem Roman markiert, um sie jetzt gegebenenfalls einzusetzen oder sie zumindest nachträglich als Gedankenstütze noch einmal lesen zu können. Etwas davon möchte ich hier wiedergeben aus dem Unterricht von Dixon:
"Es gibt nur einen Weg für ihn, zu vergessen", sagte ich. "Er muss jemand anderes kennenlernen." "Julia", sagte Sadia. "Er muss Julia treffen." "Bingo." [...] "Unsternbedroht", sagte er. "Sie sind unsternbedroht." "Genau", sagte ich. "Nichts kann verhindern, was als Nächstes passiert."
Die Geschichte verläuft wie im realen Leben, Arbeit und Privates vermischen sich und Glenn Dixon stellt durch Romeo und Julia sein Leben und die Liebe in Frage und betrachtet sie auf verschiedene Art um ihr Geheimnis zu entschlüsseln. Ob ihm das gelingt? Dafür muss man das Buch lesen. Ich fand es spannend in die Gedankenwelt eines Mannes einzutauchen, zu lesen was er denkt und fühlt und wie er die Dinge betrachtet, gerade im Hinblick auf die Liebe. Wir lernen nicht viele Figuren in dem Buch kennen, manche streifen wir nur kurz, andere werden uns lange begleiten.

Ich denke jeder wird das Buch anders lesen, abhängig davon in welcher Lebenssituation man sich befindet. Ich verstehe Glenn Dixon und seine Gedankengänge, hätte aber sicher in vielen Situationen anders reagiert, befinde mich aber auch in einer anderen Lebenssituation als er damals. Nichtsdestotrotz ist es ein schönes Buch und ich fand die Reise mit ihm durch Verona zu Romeo und Julia schön und spannend. Liebhaber der Geschichte kommen hier mit Sicherheit auf ihre Kosten. Von mir eine klare Kaufempfehlung.