Rezension zu "Wir wollten nichts. Wir wollten alles" von Sanne Munk Jensen
"Wir wollten nichts, wir wollten alles" ist ein ziemlich passender Buchtitel, der meinen Leseprozess recht gut beschreibt. Auf den ersten Blick wollte ich das Buch gar nicht lesen, als ich es geschenkt bekommen habe und doch bleiben genau diese Dinge, die man eigentlich nicht gerne machen möchte, stärker hängen, als andere. Irgendwann hat dieses Buch mal auf meiner Wunschliste gestanden, auch wenn ich nicht mehr weiß wieso, also konnte ich es noch so sehr versuchen zu verdrängen, es lag immer noch vor meiner Nase, also dachte ich: Wieso nicht? Und zack war es an einem Nachmittag fertig gelesen.
Es wäre mir lieber gewesen, bei ich lese es nicht zu bleiben, deshalb werde ich es auch nicht bewerten oder im ganzen darauf eingehen. Nicht jedes Buch ist für jede Person geschrieben und dieses war auf keinen Fall für mich bestimmt. Das ich es dennoch weiter gelesen habe, lag daran, dass es den Autoren gelungen ist, ein bereits feststehendes Ende, was man zu Beginn des Buches gelesen hat, zu hinterfragen und wo eine eindeutige Geschichte plötzlich in tausend Facetten zerspringt und man einfach das Ganze wieder zusammen setzen muss. Hätte ich das Buch abgebrochen, hätte es mich immer verfolgt...
Wenn man bedenkt, dass es sich in der Kategorie Jugendbuch einordnet, fehlte mir nicht nur der explizite Hinweis auf Triggerwarnungen zum Suizid Thema, sondern auch die Warnung, dass manche Szenen, in denen Drogen und Gewalt vorkommen, mit deutlichen Worten beschrieben werden. Generell musste ich mich fragen, was sich das Autorenduo bei dieser Geschichte gedacht hat, denn anders als bei einigen ähnlichen Büchern, gab es hier nur Erklärungen wie das Schicksal eben spielt. Wo ist das Einfühlungsvermögen der Autoren, die über die große Liebe zweier Jugendlicher schreiben, die eine falsche Entscheidung fällen und deren Leben komplett auseinander bricht. Es gab Einblicke in das Familienleben beider Teenager und trotzdem war es nicht so zufrieden stellend eindeutig, wieso Liam zu Louises ganzer Welt wird.
Das Ende ist schon am Anfang geschrieben und man weiß, dass sich Liam und Louise umgebracht haben, doch Louises Vater will einen Sinn dahinter sehen, verstehen und forscht nach. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Gegenwart und der Vergangenheit erzählt. Wie sich die Eltern nun verhalten und wie Liam und Louises Geschichte begann. Dabei wird der Teil, der die Eltern begleitet, von Louise selbst erzählt, als wäre sie bei ihnen und könnte ihre Gedanken und Gefühle erkennen. Das ist schon eine sehr interessante Erzählweise.
"Wir wollten nichts, wir wollten alles" ist aus meiner Sicht kein Buch, das leicht beinflussbare Teenager lesen sollten, am besten gar keine Teenager.
Um das Buch komplett verstehen zu können, ist englisch nötig, da viele Sätze, wo Liams irischer Vater vorkommt, komplett in englisch gehalten sind, ohne weitere Übersetzung. Das machte Ian als Charakter um einiges authentischer, allerdings gab es auch Reaktionen anderer Charaktere mit englischem Slang, was ich weniger passend fand, weil es etwas ist, dass nur zu Liam und seiner Familie gehören sollte.