"Die Ballade von Trenchmouth Taggart" ist Taylors Debütroman und weder besonders gut noch besonders schlecht. Die Kritiken in der Presse nennen ihn "stimmungsvoll und leichtgängig", "wild und skurril" oder "komisch und unterhaltsam". All dies mag ja auch zutreffen, jedoch nicht in einem betonenswerten Maße. Die Geschichte hat mich nicht mitgerissen, das Schicksal des Trenchmouth Taggart war zwar lesenswert, doch nicht nachhaltig.
Trenchmouth, so nennt die junge Witwe Ona Dorsett den zwei Monate alten Jungen, den sie eines Morgens im Winter 1903 aus dem kalten Fluss zieht. Der Kohlenschlamm im Wasser hat das Zahnfleisch des Kleinen, der durch einen Kalziumüberschuss bereits in so jungen Jahren zahnt, unheilbar entzündet - der Kleine hat Mundfäule, zu Englisch: Trenchmouth. Folglich hat der Junge es nicht leicht, denn die Menschen können grausam sein und zu einem Kind, das aus dem Mund so bestialisch riecht, sind sie es auch - sie nennen ihn Stinky T. Die einzigen Verbündeten des jungen Trenchmouth sind seine Ziehmutter Ona Dorsett und seine Schwester Clarissa, drei Jahre älter als Trenchmouth und ebenfalls Ziehkind der Witwe Dorsett.
Was folgt ist die Lebensgeschichte des Trenchmouth Taggart, die in der Tat sehr skurril ist, doch ich will hier nicht zu viel verraten. Nur so viel sei gesagt: der Mann wird weit über 100 Jahre alt und hat so einiges erlebt als Scharfschütze, Frauenbeglücker, Mann in den Bergen, Musiker, Journalist, ...
Taylors Roman erstreckt sich über einen Zeitraum von 108 Jahren, angefangen im Jahre 1903, spielt also in einer Zeit, in der sich die Welt rasend schnell verändert hat. Während der kleine Trenchmouth noch in einem Planwagen durch die Gegend fährt, ist es für den Trenchmouth der 60er Jahre ganz normal, mehrmals im Jahr in einem Passagierflugzeug zu sitzen. Das alles hätte Grundlage für einen guten Roman sein können, doch "Die Ballade des Trenchmouth Taggart" überzeugt mich nicht. Der Protagonist bleibt mir fremd, sein Schicksal geht mir nicht nah - die Gründe dafür kann ich nicht benennen, es bleibt einfach das Gefühl zurück, dass es keinen großen Unterschied macht, ob man dieses Buch nun kennt oder nicht. Allerdings möchte ich auch betonen, dass ich bisher nichts Vergleichbares gelesen habe, allein dafür hat Glenn Taylor sich einen kleinen Pluspunkt verdient.
!!! 2 bis 3 Sterne !!!