Rezension zu "Unruhige Nacht" von Goes Albrecht
„Unruhige Nacht“ eine Erzählung von Albrecht Goes, erstmals veröffentlicht 1950, erzählt von der Nacht eines Pfarrers im Kriegsjahr 1942 in der Ukraine.
Der Lazarett Pfarrer wird aus dem Krankenhaus abberufen und nach Proskurow geschickt um dort einem Deserteur durch seine letzte Nacht vor der Hinrichtung zu helfen, dabei begegnet er vielen unterschiedlichen Menschen innerhalb der Wehrmacht beschreibt wie er sie war nimmt, beschreibt seine eigenen Hoffnungen auf ein nicht ewig währendes Drittes Reich und nimmt sehr genau aufs Korn, wie sich die Macht auf die einzelnen Menschen auswirkt und wie sich Deutschland, oder besser, die Deutschen, seit dieser Zeit verändert haben.
Da Albrecht Goes, geboren 1908 und um zweiten Weltkrieg selbst Pfarrer in der Wehrmacht war, gehe ich davon aus, das der Ich-Erzähler in der Geschichte er selbst ist. Ob sich die Geschichte nun wirklich so zugetragen hat, oder ob sie nur seine Eindrücke aus dieser Zeit zusammenfasst, weiß ich nicht zu sagen. Allerdings legt die kritische Form des Textes doch sehr nah, dass er das ganze aus seiner eigenen Sicht betrachtet, zumal sein Beruf, seine Berufung als Theologe und geistiger Beistand immer wieder ebenfalls zum Thema wird.
Ein sehr beeindruckend kleines Stück Prosa, dass klare Position zum Geschehen des Krieges bezieht und ebenso deutlich macht, wie gefangen in der Struktur der Einzelne dabei ist. Der Fall des Deserteurs stellt nicht in Frage, das es nach dem Kriegsrecht überall rechtens ist, ihn hinzurichten, doch nimmt sich der Erzähler dennoch Zeit den Fall zu studieren und macht an diesem kleinen Beispiel deutlich, wie unmenschlich der Krieg ist und wie leicht sich ein einzelner darin verstrickt... Herzenswarm wird es dann mitten in der Nacht, wo, wie als Gegenbeispiel, der Pfarrer sein Zimmer mit einem Pärchen teilt, alle Konventionen des Glaubens ignorierend, nur um dem jungen Mann eine letzte Nacht zu gewähren, ehe er nach Stalingrad, und in den höchst wahrscheinlichen Tod zieht. Wenige Seiten, wenige Worte, aber so klar, deutlich und bitter. Es nimmt einen mit, emotional aber auch zurück in diese Zeit...
Eine kleine, aber sehr bedeutende Erzählung, wie ich finde, bei der es sich lohnt sie wieder zu entdecken.