Rezension zu Die Villa am Rande der Zeit von Goran Petrovic
Rezension zu "Die Villa am Rande der Zeit" von Goran Petrovic
von tedesca
Rezension
tedescavor 12 Jahren
Vergangenheit und Gegenwart treffen sich in einem fiktiven Garten, in einer Villa, die ausserhalb der Zeit existiert. Geschaffen von einem Mann, der über die Gabe verfügt, in die Welt der Bücher einzutauchen, in ihnen spazieren zu gehen, sie auch zwischen den Zeilen zu erforschen. Und selbst so eine Welt zu erschaffen, als idealen Lebensraum für sich und seine Geliebte, die über die selbe Fähigkeit verfügt, die ihn aber im echten Leben nicht erkennen kann. Der junge Student Adam erhält von einem geheimnisvollen Paar den Auftrag, diese mystische Welt nach dessen Vorstellungen umzugestalten, aufzuräumen, zu modernisieren. Immer tiefer gerät er in einen Gewissenskonflikt, immer mehr ersetzt diese fiktive Welt seine reale. Serbien, ein vom Lauf der Geschichte geschütteltes Land, viele Kriege, viel Leid. All das erfährt auch der "normale" Leser zwischen den Zeilen, aus den Erlebnissen der Protagonisten, aus ihren Lebensläufen. Das Buch hat eine wunderbare Atmosphäre, beim Lesen ergreift einen immer wieder eine leichte Melancholie, die man dem Balkan ja auch oft zuschreibt. Wie ein Lied mit trauriger Melodie geht einem diese Geschichte über unerfüllte Liebe und Sehnsucht direkt ans Herz. Sprachlich und inhaltlich lassen sich durchaus Paralellen zu Márquez finden oder auch zu Ruiz Zafón. Wenn man bereit ist, sich auf Dinge einzulassen, die nicht alle zu 100% klar und eindeutig sind, sondern sich auch hinter einem feinen Schleier verbergen können, erwartet einen ein magisches Leseerlebnis, aus dem man wie nach einem schönen Traum erwacht, der noch den ganzen Tag leise nachschwingt. "Lesemomente sind die längsten Augenblicke der Welt. Jeder einzelne ist eine kleine Ewigkeit wert." (Goran Petrovic)