In unserer Überflussgesellschaft ist es kaum noch nachvollziehbar, dass vor über 70 Jahren ganz andere Umstände in deutschen Landen herrschten. Der Krieg war zu Ende, die Deutschen hatten ihn verloren. In völlig zerstörten Innenstädten vegetierten die Überlebenden und die ansteigende Zahl von Vertriebenen aus den Ostgebieten. Die Versorgung mit Nahrung war unzureichend und nur über Zuteilungen möglich. Der Schwarzmarkt und das Hamstern blühten und wurden überlebens-notwendig. Und dann kam ein besonders harter und frostreicher Winter. Nun verhungerten Menschen nicht mehr nur, sondern sie erfroren auch, denn ebenso war das Heizmaterial überaus knapp bis nicht vorhanden. So wurde alles verfeuert, was brennbar und nicht niet- und nagelfest war (und auch das noch).
Immer wieder kommen Augenzeugen zu Wort, die z.T. zum ersten Mal über diese Zeit sprechen. Sie haben überlebt, andere nicht. Die Familie gewann als Schicksals- und Hungergemeinschaft eine ganz wichtige Bedeutung. Doch viele, vor allem auch zu Waisen gewordene Kinder, mussten sich alleine durchschlagen.
Im Buch wird aber auch deutlich, dass ohne die massive Unterstützung der Siegermächte alles noch viel, viel schlimmer gekommen wäre. Das „CARE“-Programm ist dabei das bekannteste, aber es gab noch verschiedene andere.
Meine Großmutter ist im Winter 1946/47 am Hungertypus gestorben. Darüber wurde in unserer Familie nie viel gesprochen. Nun kann ich mir ein besseres Bild zu dieser Zeit machen.
Irgendwie interessant, dass man über diese Zeit deutscher Geschichte bisher so wenig gehört oder gelesen hat. Das Buch leistet somit eine gewisse Aufklärungsarbeit.
Im der Mitte gibt es noch 8 Doppelseiten mit Fotografien aus dieser Zeit als Ergänzung, z.T. aus dem Privatbesitz der Augenzeugen.
Vom Stil her habe ich zu kritisieren, dass man den Eindruck gewinnt, dass es doch zu gewissen Wiederholungen im Erzählverlauf kommt. Auch gibt es eine recht lange Vorgeschichte, bevor es um den eigentlichen Winter geht. Nun, ich denke, dass ist aber auch wichtig, um die Geschehnisse im Kontext verstehen zu können.
Fazit: Das blüht uns hoffentlich nie wieder! Ein Anti-Kriegs-Buch; denn auch lange nach dessen Ende sind die Folgen noch dauerhaft sehr schrecklich.