„Okay, ich klettere voraus, damit ich dich mit in den Tod ziehen kann, falls ich abstürze.“
„Eiverstanden“, sagte er lachend.
Leuchttürme, Kapitel 8, Seite 105
Dieses Buch habe ich rein zufällig beim stöbern im Onlineshop gefunden. Der Klappentext hat mich sofort angesprochen, da ich besonders gerne Jugendbücher zum Thema Mobbing und co. lese. Also habe ich nicht lange gezögert und es bestellt.
Das Buch an sich ist hübsch gestaltet. Auf dem Cover sehen wir einen Jungen, der mit dem Rücken zu uns am Meer Zitat. Das passt natürlich perfekt zu dem Titel.
Eigentlich mag ich es nicht so, wenn auf dem Cover irgendwelche Personen abgebildet sind, weil dieses meiner Phantasie einen Dämpfer verpasst. Hier finde ich es jedoch garnicht schlimm. Schließlich sehe ich nicht das Gesicht des Jungen. Also wird mir da nicht viel genommen.
„Mein Name ist Martin Bledsoe und ich bin nichts besonderes.“
Schon beim lesen des Prologes ist mir der lockere, leichte Schreibstil aufgefallen. Perfekt für Jugendbücher.
Es hat mir spaß gemacht die Geschichte aus der Sicht von Martin zu lesen. Er ist ein mir schnell sympathisch gewesen, weil er mich einfach an mich selbst erinnert. Ständig auf der Hut zu sein, immer eine klaffende Angst im Nacken zu spüren. Das sind Dinge die sicherlich die Mehrheit der Jugendlichen kennen.
Martin ist genau das, ängstlich und auf der Hut. Nichtsdestotrotz schafft der Autor es hier diesem Jungen Charme und Witz zu verleihen der mich immer wieder zum schmunzeln gebracht hat.
Kleine Teile aus den Dialogen mit seiner besten Freundin, wie „Bist du blöd?“ oder „Du Irre!“ haben dem Protagonisten irgendwie den letzten Schliff gegeben. Er ist witzig, authentisch und liebenswert.
Aber nicht nur Martin, sondern auch Joki und besonders Kalli sind zwei wirklich gelungene Charakteren, die wir im Laufe der Geschichte kennen und lieben lernen.
Die Story von Martin ist keine Romanze, sie ist nicht kitschig oder schnulzig, die erinnert viel mehr an das echte Leben. An Freundschaften, Unsicherheiten, Ängsten, an Mobbing und Dingen, denen sich Homosexuelle Jugendliche noch immer stellen müssen.
In den 302 Seiten passiert sehr viel. Manch einer hat vielleicht das Gefühl mit den vielen Ereignissen überschüttet zu werden, ist eventuell etwas überfordert. Ich muss zugeben, dass mir das erst zum ende hin bewusst wurde. Aber ich denke, dass es im wahren Leben oft genauso ist. Man lernt einen Menschen kennen, wagt neue Dinge, traut sich etwas, verändert sich. Und da passieren halt sehr viele Dinge in sehr kurzer Zeit.
Diese vielen Ereignissen habe ich zu verdanken, dass ich das Buch teilweise nicht aus der Hand legen konnte. Der flüssige Schreibstil und die witzigen Sprüche haben ihr übriges getan. Ich habe mich doch wirklich dabei erwischt bei der Arbeit über Marty und co. nachgedacht zu haben.
Die besondere Freundschaft zwischen Martin und Joki stand hier die ganze Zeit im Fokus, was mir gut gefallen hat. Es war nicht immer alles super und perfekt, aber so ist das nun mal.
Kalli und Martin‘s Freundschaft ist einfach perfekt. Die beiden ziehen sich gegenseitig auf, wie Freunde das nun mal tun. Aber sie sind immer füreinander da und lassen den anderen in keiner Situation, ganz gleich wie schlimm diese scheinen mag, alleine.
Dazu kommt, dass Kalli sich mit ihrem Temperament und ihrem Charme und den doppeldeutigen Sprüchen, schnell in mein Herz geschlichen hat.
Das der Autor hier eine Nebenfigur so gut in die Geschichte miteinbeziehen, ohne das sie und ihr Schicksal in den Mittelpunkt geraten, verdient Anerkennung.
Hier muss ich auch noch anmerken, dass ich es wirklich bemerkenswert fand, dass der Autor Kalli‘s Situation nicht als tragischen Fehler oder zu einer Das-ist-das-Ende-der-Welt-Szene werden ließ. Denn das muss sie nicht zwangsläufig sein.
Positiv aufgefallen ist mir unter anderem auch, dass die Therapien und Verhandlungen hier nicht ins Detail beschrieben wurden, somit lenken sie nicht von der eigentlichen Geschichte ab.
Wie das nun mal so ist gibt es immer eine Schattenseite. Diese ist bei diesem Buch meiner Meinung nach nicht besonders groß.
Es ist die Tatsache, dass mir die Schwäche, die Trauer von Joki gefehlt haben. Ganz am Anfang der Geschichte, wo Martin und Joki sich kennenlernen zeigt Joki sich von einer Seite, die er im Verlauf der Reise nicht mehr zum Vorschein gebracht hat. Genau diese hätte ich gerne noch gesehen.
Der Ausgang war mehr oder weniger vorhersehbar. Das störte mich jedoch nicht. Viel mehr habe ich mit jedem neuen Kapitel genau darauf gewartet.
Wie der Autor auf seiner Instagram Seite bekanntgibt wird es eine Fortsetzung der Geschichte geben, die ich auf jeden Fall lesen werde.
Die Geschichte von Martin und Joki hat mich von Anfang bis Ende mitgerissen. Ich bin kein Mensch der beim lesen lacht, hier habe ich mich sehr oft ziemlich zusammenreißen müssen. Man will ja nicht wie eine Verrückte wirken!
Ganz nebenbei hat der Autor hier aber auch das ein oder anderen ernsten Thema angesprochen, ohne das die Geschichte Zuseher ins ernste gerückt ist.
Wer Lust hat für ein paar Stunden in die Welt eines echten Teenagers abzutauchen ist hier richtig. Neben Spaß, Humor und der jugendlichen Ungezwungenheit werden wir aber auch mit Problemen, die tiefer gehen, konfrontiert.
Ich habe dieses tolle Buch zufällig gefunden, es verschlungen und keine Minute davon bereut.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!