„Mehr konnte die Welt für den Christ nicht tun“ (Die gute Nacht – Bertold Brecht, S.45)
Zum Inhalt:
Gottfried Natalis hat auf 52 Seiten ein kaleidoskopartiges Kondensat weihnachtlicher Stimmungen arrangiert, welches geschriebenes Wort auf filigrane Art und Weise kombiniert mit bildlicher Expression. Einer farbigen Ausdrucksweise in der sich durch die Epochen hinweg Künstler an der Aufgabe der tiefgründigen Darstellung spiritueller Botschaften abgearbeitet hatten. Sei es nun die Kälte atmenden Winterlandschaften eines Pieter Brueghel, die warmen Farben Adolf Hölzels, die gediegene Klassik eines Tizian oder die archaischen Formen Emil Noldes.
In ähnlich bogenspannender Manier sind die Texte gewählt, mit Schwerpunkt auf lyrischen Eindrücken. Neben Klassikern der adventlichen Literatur, ausgesuchten Bibelstellen und bekannten Liedtexten finden sich auch durchweg etwas schwerer fassbare Stimmen, wie beispielsweise Bertold Brechts „Gute Nacht“.
Der Inhalt in chronologischer Reihenfolge:
- Wachet auf, ruft und die Stimme – Philipp Nicolai
- Ein Winterabend – Georg Trakl
- O Heiland, reiß die Himmel auf – Friedrich von Spee
- Wo bleibst du Trost der ganzen Welt – Novalis
- Advent – Rainer Maria Rilke
- Ich steh an der Krippe hier – Paul Gerhardt
- Geburt Christi – Rainer Maria Rilke
- Zu Betlehem geboren – Friedrich von Spee
- Dezembernacht – Marie Luise Kaschnitz
- Friede auf Erden – Conrad Ferdinand Meyer
- Heilige Nacht – Ludwig Thoma
- Maria – Bertold Brecht
- Die Hirtenstrophe – Peter Huchel
- Epiphanias – Johann Wolfgang Goethe
- Die heil’gen drei Könige aus dem Morgenland – Heinrich Heine
- Es kommt ein Schiff geladen
- Am Weihnachtstage – Anette von Droste-Hülshoff
- Die gute Nacht – Bertold Brecht
- Knecht Ruprecht – Theodor Storm
- Weihnachtslied – Theodor Storm
- Tannennadeln – Wladimir Majakowski
- Weihnachten – Joseph von Eichendorf
Fazit:
Neben einem ungemein attraktiven Äußeren, liegt der Reiz dieses Bandes v.a. in der durchwegs auch ambivalent zu nennenden Auswahl an bildnerisch Künstlerischem und literarisch Eingängigem bis Forderndem. Fordernd in einer durchweg positiven Art des Sich-Auseinandersetzens mit der Zeit des Erwartens, des Advents, fokusiert auf jenes Ereignis, das für Christen jeder Couleur zu einem Eckpfeiler ihres geistlichen Weltbildes gehört.
Zum Buch:
Die Buchdeckel der einzelnen Bände der Insel-Bücherei werden seit jeher individuell auf das einzelne Buch zugeschnitten und ebenso verhält es sich auf sehr dezent stimmige Weise mit dem Band Nr. 1041. Die unaufdringlich weihnachtliche Gestaltung macht ihn zu einem Blickfang, führt den Leser, den Betrachter über zu den wunderschön gestalteten Textpassagen, ebenso wie den ausgezeichnet realisierten Farbdrucken. Dem Texterleben steht keine aufdringliche Typografie im Weg. Einzig das Wort soll wirken. Eine solide Bindung, sowie der in seiner Haptik ausgesprochen angenehme Bedruckstoff runden das Gesamtbild eines handwerklich überaus gelungenen Bandes ab.