Graham Greene

 3,8 Sterne bei 530 Bewertungen
Autor von Der dritte Mann, Unser Mann in Havanna und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Henry Graham Greene hat fünf weitere Geschwister und wuchs in einer Großfamilie auf. Seine Eltern sind Cousin und Cousine ersten Grades. Zu seinem Vater hatte Greene eine schweres Verhältnis, was auch daran lag, dass er der Direktor der Schule war, an der er selbst unterrichtete. Nach der Schule studierte er Geschichte in Oxford. Nah dem Studium arbeitete er zunächst als Journalist. Für seine große Liebe Vivien Dayrell-Browning konvertierte er extra zum Katholismus und heiratete Vivien. Gemeinsam haben sie zwei Töchter, Francis und Caroline. Nach dem zweiten Weltkrieg trennte sich das Paar zwar, wegen Greenes zahlreichen Affären und Bordellbesuchen, blieb aber weiterhin verheiratet. Obwohl Greene extra für Vivienne konvertiert, bleibt er ein Kirchenkritiker. Vor allem sein Buch "Die Kraft und die Herrlichkeit" geht sehr kritisch mit der Kirche um, 1953 wird es sogar mit einem Bannspruch belegt. Einige zeit arbeitete er auch als Spion in Westafrika. Aus dieser Zeit nimmt er sehr viele Erfahrungen mit, die auch in seinen Büchern vorkommen. Wie auch bei vielen Personen in seinen Büchern, war Alkohol ein häufiger Begleiter von ihm. Er wurde mehrmals für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen, hat ihn aber nie erhalten. Greene liebte das reisen und trat deswegen sogar in die Kommunistische Partei ein, um kostenlos nach Russland reisen zu dürfen. Er starb am 3. April 1991 in Vevey, Schweiz.

Alle Bücher von Graham Greene

Cover des Buches Der dritte Mann (ISBN: 9783864060762)

Der dritte Mann

(113)
Erschienen am 16.03.2017
Cover des Buches Unser Mann in Havanna (ISBN: 9783841901712)

Unser Mann in Havanna

(59)
Erschienen am 11.06.2012
Cover des Buches Der stille Amerikaner (ISBN: 9783552056398)

Der stille Amerikaner

(54)
Erschienen am 30.09.2013
Cover des Buches Das Ende einer Affäre (ISBN: 9783423127769)

Das Ende einer Affäre

(25)
Erschienen am 01.02.2000
Cover des Buches Orient-Expreß (ISBN: 9783423125734)

Orient-Expreß

(26)
Erschienen am 01.03.1999
Cover des Buches Die Reisen mit meiner Tante (ISBN: 9783423141796)

Die Reisen mit meiner Tante

(15)
Erschienen am 01.01.2013
Cover des Buches Das Herz aller Dinge (ISBN: 9783423144834)

Das Herz aller Dinge

(16)
Erschienen am 19.02.2016
Cover des Buches Heirate nie in Monte Carlo (ISBN: 9783803113092)

Heirate nie in Monte Carlo

(16)
Erschienen am 03.03.2015

Neue Rezensionen zu Graham Greene

Cover des Buches Der stille Amerikaner (ISBN: 9783552056398)

Rezension zu "Der stille Amerikaner" von Graham Greene

Ein LovelyBooks-Nutzer
Das subjektive Erleben und nicht die Weltgeschichte strukturiert die Erzählung, die wie nebenbei im Hintergrund verbleibt und dabei doch der eigentliche Protagonist ist.

Graham Greenes erstmals 1955 veröffentlichtes Werk war geradezu visionär. Und wer wissen möchte, warum Greene anschließend bis zu seinem Tode von den US-amerikanischen Geheimdiensten überwacht wurde, kommt an diesem kurzweiligen Lesevergnügen nicht herum.

Greene erzählt im Kern eine klassische Rivalität zweier Männer um eine Frau. Dass der britische Ich-Erzähler Thomas Fowler dabei etwa doppelt so alt ist wie sein Kontrahent der amerikanische Alden Pyle, und dass die Vietnamesin Phuong, Ziel der unterschiedlichen Begierden, gerade einmal 20 Jahre alt ist, ist lediglich eine Variation unzähliger ähnlicher Geschichten. Auch die Kriminalerzählung, die sich durch den Roman zieht, ist aus heutiger Perspektive weder besonders innovativ noch besonders undurchsichtig. Selbst die Protagonisten sind häufig eher Stereotyp und Klischee, denn ausgereifte Persönlichkeiten. So ist die Vietnamesin still und kindlich. Der Amerikaner ist jung, naiv, draufgängerisch und emotional, während der ältere Brite ruhig, distanziert, abgeklärt aber zum Teil auch desinteressiert ist. Was macht dann den „stillen Amerikaner“ so besonders? Wodurch entsteht das kurzweilige Lesevergnügen?

Greenes Roman ist im Vietnam der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts angesiedelt. Es ist die Zeit des sogenannten Indochinakrieges. Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich kämpft gegen die Befreiungsbewegung der Việt Minh („Liga für die Unabhängigkeit Vietnams“), einem Bündnis aus nationalistischen und kommunistischen Gruppen. Es ist ein brutaler Kolonialkrieg bei dem nicht nur die Franzosen ihre Vorherrschaft verlieren können. Es ist vor allem auch ein vermeintlicher Kampf zweier Systeme. Es geht um die Herrschaft des (kolonialen) Kapitalismus gegen den Kommunismus. Es geht um Fremdbestimmung gegen Selbstbestimmung. Und damit ist der Krieg zu wichtig, als dass die US-Amerikaner ihn den Franzosen überlassen würden.

Zehn Jahre bevor die USA offiziell in Vietnam agieren, beschreibt Greene bereits den Einsatz von CIA-Agenten, von verdeckten Operationen, um die Geschicke Vietnams zu beeinflussen. Dabei schrecken die USA nicht vor Sprengstoffanschlägen zurück, bei denen unschuldige Menschen ermordet werden. Die menschenverachtende Politik US-amerikanischer Geheimdienste wird durch Pyle versprachlicht:

„Das waren doch nur Kriegsverluste“, entgegnete er. „Es war tief bedauerlich, aber man kann nicht immer sein Ziel treffen. Jedenfalls starben die Leute für die richtige Sache. […] In gewissem Sinne könnte man behaupten, daß sie für die Sache der Demokratie gefallen sind.“

Und was die richtige Sache ist, entscheiden natürlich nicht die Menschen selber, das entscheidet der neue Hegemon.

Greenes „Der stille Amerikaner“ wurde (und wird auch teilweise noch heute) als antiamerikanische Literatur gebrandmarkt. In Zeiten in denen die interventionistische Politik der USA in Vietnam der strengsten Geheimhaltung unterlag, wirkte der Roman wie ein Geheimnisverrat. Und es ist dieses Setting, dass sich im Hintergrund der erzählten Geschichte abspielt, dass den Roman so außergewöhnlich macht. Der Roman, dessen Rahmung weltgeschichtliche Relevanz hat, verbleibt immer beim Erleben des Ich-Erzählers. Das subjektive Erleben und nicht die Weltgeschichte strukturiert die Erzählung, die wie nebenbei im Hintergrund verbleibt und dabei doch der eigentliche Protagonist ist.

Die beeindruckende Leistung Greenes ist es einen Kriminal- und Beziehungsroman vorzulegen, der in den Empfindungen des Ich-Erzählers wie beiläufig eine der größten Tragödien der Menschheit (den Vietnamkrieg) ankündigt.

Zeitlos aktuell bleibt dabei auch immer die Frage nach der Positionierung in Konflikten. Auf welcher Seite greift man ein? Wer sind die Guten? Gibt es die überhaupt? Und was geschieht, wenn man interveniert?

Und wenn man „Der stille Amerikaner“ beendet hat, fällt einem plötzlich auf, dass die scheinbar stereotypen Figuren, eine Tiefe entwickelt haben, die so unaufdringlich herbeigeführt wurde, dass man sich wünscht, die Geschichte würde weitergehen. Greene at its best!

Der stille Amerikaner wurde von Phillip Noyce hervorragend und sehr dicht am Buch verfilmt. So wunderbar auch die Verfilmung gelungen ist, so bleibt am Ende doch wieder der ewige Eindruck: Bücher sind die besseren Filme!

Cover des Buches Der stille Amerikaner (ISBN: 9783423131292)
mabo63s avatar

Rezension zu "Der stille Amerikaner" von Graham Greene

mabo63
spannender Krimi im Umfeld des Vietnam Krieges

Vor Ausbruch des Vietnamkrieges. In Saigon trifft der alternde Engländer Fowler auf den jungen Amerikaner Pyle. Während Fowler als Kriegsreporter über die Kämpfe der Kolonialmacht Frankreichs gegen die Kommunisten im Norden berichtet, hegt Pyle andere Pläne - er schürt Unfrieden indem er mit einer dritten Partei zusammenarbeitet und heimlich Kunststoffsprengstoff ins Land schmuggelt. Sein Ziel ist es den ganzen Konflikt eskalieren zu lassen um genug Gründe zu haben für einen Kriegseinsatz der Amerikaner. 


Fowler und Pyle sind beide der jungen Vietnamesin Phuong verfallen und im Laufe der Kriegswirren rettet Pyle seinem Kontrahenten Fowler das Leben.


Fowler aber kommt Pyle auf die Schliche seiner hinterhältigen Pläne.. er lockt ihn in eine Falle und lässt somit zu dass dieser dabei umkommt. 


Ein interessantes, spannendes Buch. Liebesgeschichte trifft auf Kriegsschauplatz, die Charaktere werden eindrücklich gezeichnet und vor allem auch ist der Roman in einer wunderbaren Sprache geschrieben. Für mich stellte sich auch die Frage: Hätte ich gleich gehandelt wie Fowler?


Leseempfehlung.


Cover des Buches Orient-Expreß (ISBN: 9783423125734)
M

Rezension zu "Orient-Expreß" von Graham Greene

manoman
Unmenschlich menschlich

Personen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten treffen im Orient Express aufeinander. Ein reicher jüdischer Kaufmann, eine mittellose Tänzerin, eine sensationsgetriebene Journalistin, ein aufständischer Kommunist und ein stolzer Mörder - Die Vergangenheit, Hintergründe und Ziele der Protagonisten könnten nicht unterschiedlicher sein. Doch eines vereint sie alle: Jede/r maximiert in erster Linie die eigenen Interessen. Bei Aussicht auf eine wirtschaftliche Höherstellung bildet man sich Liebe ein. Bei der Auswahl des Ehepartners sind betriebliche Vorteile entscheidend. Lügen und Täuschungen gehören genauso zum Leben wie flüchtige Beziehungen und schnelles Vergessen. Am Ende- wie soll es auch anders sein- entscheidet jede/r nach persönlicher Optimierung.

Das Buch macht einen das tragische Ausmaß der unmenschlichen Zivilisation bewusst, die doch alltäglich ist. 

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Zusätzliche Informationen

Graham Greene wurde am 01. Oktober 1904 in Berkhamsted (Hertfordshire) (Vereinigtes Königreich) geboren.

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