Cover des Buches Die letzten Tage der Nacht (ISBN: 9783732539826)
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Rezension zu Die letzten Tage der Nacht von Graham Moore

Der Stromkrieg - wenn Genies sich nicht einigen können...

von smayrhofer vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Unterhaltsame Geschichte, gespickt mit etwas physikalischem Grundwissen und gewürzt mit einigen historischen Fakten.

Rezension

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smayrhofervor 7 Jahren
Thomas Alva Edison gilt gemeinhin als Erfinder der Glühlampe. Aber stimmt das? Und vor allen Dingen: Gibt es überhaupt „die“ Glühbirne oder handelt es sich vielmehr um grundverschiedene Varianten? Und hat Edison bei seinen Patenten „geschummelt“? Darum geht es im Patentstreit zwischen Edison und Westinghouse bzw. deren Firmen, aber in der Folge auch darum, welche Technik – Gleich- oder Wechselstrom – sich durchsetzt. Nun, wir haben das Jahr 2017 und wissen, dass sich bis auf einige Ausnahmeanwendungen der Wechselstrom durchgesetzt hat. Aber warum und wie es dazu kam, ist eine abenteuerliche Geschichte, wie Graham Moore in seinem Roman „Die letzten Tage der Nacht“ darlegt.

Hauptdarsteller neben den beiden Technikern ist der junge, noch recht unerfahrene Anwalt Paul Cravath, der von George Westinghouse mit der Verteidigung im scheinbar aussichtslosen Patentstreit mit Edison beauftragt wird. Seine zweite Mandantin ist die Sängerin Agnes Huntington, die im weiteren Verlauf einen großen Einfluss auf Paul und das weitere Geschehen hat. Daneben spielt der schrullige serbische Erfinder Nikola Tesla eine nicht unbedeutende Rolle; ebenso weitere Personen, deren Existenz – soweit ich das beurteilen kann – im Wesentlichen historisch belegt ist. So entwickelt sich eine interessante Geschichte, die zudem ein wenig physikalisches Grundwissen zuzüglich einiger historischer Fakten liefert, z.B. die Erfindung und erste Anwendung des elektrischen Stuhls. Die meisten in dem Buch geschilderten Ereignisse basieren auf realen Tatsachen, allerdings hat sich der Autor einige künstlerische Freiheiten genommen, die auch in seinem umfangreichen Nachwort zur Sprache kommen. So entspricht zum einen die Zeitleiste der tatsächlichen Ereignisse nicht der realen Abfolge; auch sind einige Ereignisse oder Personen hinzuerfunden worden bzw. nicht belegt. Wer sich hieran stört, sollte lieber zu einer der zahlreichen Biographien greifen. Davon abgesehen ist „Die letzten Tage der Nacht“ einfach gute Unterhaltung.

Der Roman gliedert sich in drei große Abschnitte, die in weitere, kurze Kapitel unterteilt sind. Dabei wechseln Schauplätze und Ereignisse relativ häufig, wodurch es nie langweilig wird, und nicht zuletzt schafft es der Autor so, nach und nach eine gewisse Spannung aufzubauen. Moore bezieht in dem Streit mehr oder weniger eindeutig Position, nämlich zugunsten des „Davids“ Westinghouse bzw. Cravath und gegen den „Goliath“ Edison, aber am Ende stellt sich heraus, dass die Grenzen zwischen Gut und Böse nicht immer so eindeutig sind, wie sie scheinen. Aber wie wir ja wissen und in dem Buch erfahren, nehmen bis auf einige Ausnahmen alle Beteiligten etwas Positives aus dem Stromkrieg mit. Dass heute – rund 125 Jahre später – Edisons Firma unter dem Namen „General Electric“ weiter existiert, während das einstige Kerngeschäft von Westinghouses Firma trotz des gewonnenen Stromkriegs von anderen Firmen aufgekauft wurde und die ursprüngliche Firma in einen Medienkonzern umgewandelt wurde, ist fast schon ein Treppenwitz der Geschichte.
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