Rezension zu "Gysi gegen Guttenberg" von Karl-Theodor zu Guttenberg
»Warum ist Politik nicht vorbeugend, sondern es muss immer erst etwas passieren, um dann doch endlich irgendeine Lösung zu suchen.«
~ Gregor Gysi
Vor mittlerweile über einem Jahr entschlossen sich die beiden Politiker Gregor Gysi (Die Linke) und KT Guttenberg (CSU) dazu, einen Podcast zu starten, der nicht ausschließlich aktuelle oder politische Themen umfasst, sondern vielfältig aufgestellt ist.
Wer jedoch gierig lautstarke Diskussionen erwartet hatte, wurde enttäuscht. Auch wenn die Grundansichten der beiden Gegenspieler teilweise weit auseinanderliegen – schließlich sind es die jeweiligen Parteikonzepte auch – und sich darüberhinaus bestimmte Argumente nicht ändern, lassen beide das jeweilige Gegenüber stets ausreden und hören dessen Gedanken respektvoll an. Schnell merkt man, dass sie sich so uneinig gar nicht sind, sondern durchaus gemeinsame Ansichten teilen.
Ein Grund dafür könnte sein, dass Guttenberg selbst nicht mehr politisch aktiv tätig ist und somit auf keine Parteilinie Rücksicht nehmen muss und Gysi das sowieso nie tat, sondern seit jeher eigensinnig denkt.
Nun liegen einige der bisherigen Diskussionen in Buchform vor und die beiden bieten sich, vor hörendem sowie lesendem Publikum, trotz uneiniger Meinungen, einen Schlagabtausch auf wertschätzender Ebene, wie es bei anderen Politikern der Parteien nicht möglich wäre.
Dabei streifen sie persönliche Themen wie Heimat, Humor, Einsamkeit oder Depression. Aber natürlich umfassen diese Debatten auch das aktuelle politische Geschehen, wie den Krieg in der Ukraine, Israel und Gaza, Trump oder Ost- und Westdeutschland, insbesondere den aufsteigenden Triumphzug der AfD.
Durch diese Gespräche bekommt man als Leser private Einblicke in die Biografien der beiden Politiker, welche einem sonst verwehrt bleiben. Zudem bietet die Lektüre andere Blickwinkel, durch die man selbst angeregt wird über bestimmte Thematiken nachzudenken.