Gregor Mayer

 4,2 Sterne bei 6 Bewertungen
Autor*in von Ich ewiges Kind, Verschwörung in Sarajevo und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Gregor Mayer, geboren 1960, studierte Philosophie und Mathematik in Graz und Wien. Seit Anfang der 1990er-Jahre berichtet er für „profil“, „Standard“ und die Deutsche Presse-Agentur (dpa) aus den Ländern Mittel- und Südosteuropas. In zahlreichen Reportagen beschrieb er die Kriege in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und im Kosovo. Von 2003 bis 2005 leitete er das dpa-Büro in Bagdad. Seit 2005 ist er dpa-Sonderkorrespondent u. a. für den Nahen Osten. Zuletzt erschienen: ‚„Verschwörung in Sarajevo“ (2014).

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Gregor Mayer

Cover des Buches Ich ewiges Kind (ISBN: 9783701734030)

Ich ewiges Kind

 (2)
Erschienen am 20.02.2018
Cover des Buches Aufmarsch (ISBN: 9783701731756)

Aufmarsch

 (2)
Erschienen am 22.02.2010
Cover des Buches Verschwörung in Sarajevo (ISBN: 9783701732944)

Verschwörung in Sarajevo

 (2)
Erschienen am 11.02.2014

Neue Rezensionen zu Gregor Mayer

Cover des Buches Verschwörung in Sarajevo (ISBN: 9783701732944)
A

Rezension zu "Verschwörung in Sarajevo" von Gregor Mayer

Anatomie eines Attentats
Andreas_Oberendervor 4 Jahren

Was wollten die Attentäter von Sarajevo mit ihrer Tat erreichen? Wer waren die jungen Männer, die sich zu einem Anschlag auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand entschlossen? Woher kamen sie, und welche Faktoren beeinflussten ihr Weltbild und ihre politischen Anschauungen? Das sind die Fragen, denen der österreichische Journalist und Balkanexperte Gregor Mayer in seinem schmalen Büchlein über die Attentäter von Sarajevo nachgeht. Gavrilo Princip, der die tödlichen Schüsse auf das Thronfolgerpaar abgab, steht im Mittelpunkt der Darstellung, doch steht er zugleich stellvertretend für die ganze Gruppe der Attentäter und für ein Milieu radikalisierter Schüler und Studenten, die sich dem Kampf gegen die Habsburgermonarchie verschrieben hatten.

Die Geschichte des Attentats von Sarajevo ist schon oft erzählt worden, und auch Mayer gewinnt ihr keine neuen oder originellen Einsichten ab. Wie andere Autoren vor ihm sah er sich mit einem handfesten Quellenproblem konfrontiert. Über die Vorbereitung des Anschlags liegen fast keine Quellen vor, denn Princip und seine Mitstreiter hinterließen kaum Spuren. Brauchbare Quellen über die Verschwörergruppe, ihre politischen Ansichten und Ziele sowie die Vorbereitung des Anschlags stammen fast ausschließlich aus der Zeit nach dem Attentat. Dazu gehören die Ermittlungs- und Prozessunterlagen, aber auch Gesprächsmitschriften, die der Wiener Nervenarzt Martin Pappenheim anfertigte, als er 1916 mehrfach den in der Festung Theresienstadt inhaftierten Princip interviewte.

Über Princip selbst und seine Mitverschwörer sind nur dürftige biographische Angaben bekannt. Mayer zieht diese wenigen Informationen heran und verortet die Jugendlichen zugleich in ihrer Zeit und in ihrem sozialen bzw. politischen Umfeld. Der bosnische Serbe Princip und seine Mitstreiter träumten von einer Vereinigung der südslawischen Völker und von der Verdrängung Österreich-Ungarns aus dem Balkanraum. Bosnien-Herzegowina sollte von der Fremdherrschaft befreit werden. In Gymnasien und Studentenkreisen entstanden Diskussions- und Lesezirkel, in denen sich die jungen Männer zunehmend radikalisierten. Viele drifteten in Untergrund- und Geheimorganisationen ab. Russische Revolutionäre und Terroristen waren für sie ein Vorbild, dem es nachzueifern galt. Schließlich fassten Princip und Co. den Entschluss, zur "Propaganda der Tat" überzugehen und ihre Ziele mit terroristischen Methoden umzusetzen.

Erzherzog Franz Ferdinand wurde als Ziel ausgewählt, weil es hieß, dass er nach der Thronbesteigung Zugeständnisse an die Südslawen der Doppelmonarchie machen und auf diese Weise die Nationalitätenprobleme entschärfen wolle. Das lag nicht im Interesse der Verschwörer. Mit technischer und logistischer Unterstützung des serbischen Militärgeheimdienstes - aber nicht auf dessen Geheiß - bereiteten sie das Attentat vor. Das alles ist hinlänglich bekannt. Mayer betont, dass die Gruppe um Princip letztlich keine genauen Vorstellungen davon hatte, was das Attentat konkret bewirken sollte. Ihr Ziel - die Gründung eines südslawischen Staates - erreichten die Verschwörer allenfalls auf indirektem Wege. Das Attentat führte zum Weltkrieg, zum Zusammenbruch Österreich-Ungarns, zur Bildung des Königreiches Jugoslawien, eines Staates, der allerdings kaum den verschwommenen, idealistischen Vorstellungen der jugendlichen Attentäter von Sarajevo entsprach.

Auch wenn es nichts Neues bietet, ist Mayers Buch eine lesenswerte Ergänzung zu anderen Büchern, die Vorgeschichte und Anlässe des Ersten Weltkrieges behandeln. 

(Hinweis: Diese Rezension habe ich zuerst im April 2014 bei Amazon gepostet)

Cover des Buches Ich ewiges Kind (ISBN: 9783701734030)
Sikals avatar

Rezension zu "Ich ewiges Kind" von Gregor Mayer

Ich ewiges Kind
Sikalvor 7 Jahren

 

Egon Schiele (1890 – 1918) zählte neben Klimt und Kokoschka zu den bedeutendsten bildenden Künstlern der Wiener Moderne. Schiele wurde in Tulln geboren, sein Vater war Bahnhofsvorstand, dadurch lebte die Familie anfangs direkt am Bahnhof Tulln, was sich in seinen frühen Werken zeigte – er zeichnete Unmengen von Zügen… Später folgten Aufenthalte in Wien, Krumau und Neulengbach. Immer wieder machte er von sich reden aufgrund seines anstößigen Lebensstiles, seine „wilde Ehe“ mit Wally und die Besuche der oft minderjährigen Modelle. Er musste sogar in Untersuchungshaft, angeblich hatte er ein Mädchen entführt und geschändet …

 

Auch wenn wir heute seine Kunst bewundern und ihr den nötigen Respekt zollen, wurde Schiele zu seiner Zeit als Pornograph bezeichnet und musste sich seine Anerkennung mühevoll erarbeiten. Im Gegensatz zu seinen Künstlerkollegen, stellte er Frauen nicht als träumende Wesen mit verklärtem Blick und wallendem Haar dar, sondern zeigte Frauen, deren Körper Spuren eines rauen Lebens aufwiesen. Ein besonderes Merkmal seiner Werke ist wohl die Veränderung der Perspektive, so drehte er oftmals die Bilder im Nachhinein, um so z.B. dem Betrachter einen frei schwebenden liegenden Akt vertikal zu präsentieren. In seinen Werken wurde er niemals konkret, er reduzierte, abstrahierte, verschleierte. Bereits an der Akademie geriet er durch diese Arbeitsweise in einen Konflikt mit seinem Professor.

 

Im Gegensatz zu Künstlern, wie z.B. Klimt, die im Laufe der Zeit bereits beachtlichen Erfolg erzielten und somit auch finanzielle Unabhängigkeit erlangten, hatte Schiele ständig Geldprobleme. Geld war für ihn nur Mittel zum Zweck und so wurden seine Geldnöte legendär.

 

Als Schiele 1918 an der Spanischen Grippe starb, hinterließ er mehr als 300 Gemälde und äußerte als letzten Wunsch, dass diese erst innerhalb der Familie aufgeteilt und nach 10 Jahren zum Verkauf angeboten werden.

 

Der Autor Gregor Mayer studierte Philosophie und Mathematik, berichtet für einige Zeitschriften und beschrieb in zahlreichen Reportagen die Kriege in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und im Kosovo. Seit 2005 ist er dpa-Sonderkorrespondent u.a. für den Nahen Osten. Er übersetzte Werke des ungarischen Schriftstellers István Eörsi ins Deutsche und schrieb das Buch „Verschwörung in Sarajevo“.

 

Mayer gelingt es, Schieles Werke auch für Laien verständlich zu interpretieren, verbindet Literatur mit diesen und beschreibt Schieles Inspirationen äußerst treffend. Er vermittelt das damalige Lebensgefühl und lässt uns eintauchen in vergangene Zeiten, erzählt von seinen Gesprächen mit Kunsthistorikern und deren Darstellungen.

 

Ich fand das Buch spannend zu lesen, die Interpretationen der Gemälde und Hinweise auf versteckte Symbole oder nahestehende Menschen (z.B. seinen Vater) gefielen mir sehr. Manche etwas langatmige Passagen erforderten Durchhaltevermögen. Trotzdem vergebe ich gerne vier Sterne für dieses informative Buch.

Cover des Buches Aufmarsch (ISBN: 9783701731756)
M

Rezension zu "Aufmarsch" von Gregor Mayer

Rezension zu "Aufmarsch" von Gregor Mayer
Mario_Veraguthvor 10 Jahren

Die Autoren haben für die Recherche sechs Staaten Osteuropas, die sie selbst gut kennen und seit Jahren bereisen, inklusive eines jeweiligen kurzen geschichtlichen Exkurses porträtiert und eine beunruhigende Entwicklung anschaulich dargestellt.

So war die Euphorie nach dem Mauerfall schnell verklungen, nachdem man sich in den Ruinen eines jahrzehntelangen kommunistischen Wirtschaftsversuchs wiederfand. Und angesichts der Unterdrückung durch die Sowjetdiktatur mangelte es nicht an Samen für rechtes Gedankengut. Zu diesem Zeitpunkt hätten die westlichen Staatengemeinschaften mit engagierteren Hilfsmaßnahmen zum Aufbau eigener, funktionierender Wirtschaftskreisläufe in den nun freien Ländern manches zur Prävention der leider erfolgten Entwicklung beitragen können. Stattdessen wurde von EU und USA die Erweiterung der eigenen Einflusssphäre sowie wirtschaftliche Interessen über die Steigerung der Lebensqualität und Ausbau der Infrastruktur des Ostens Europas gestellt und die Menschen wurden weitgehend sich selbst überlassen.

Und wie es in wirtschaftlich schweren Zeiten ohne Perspektive, geprägt von Massenarbeitslosigkeit und unzureichender staatlicher Hilfe gern vorkommt, nutzten Demagogen und Fanatiker die Gunst der Stunde.

Dass die jungen und frustrierten Menschen, denen weder der kalte, geschweige denn der zweite Weltkrieg ein Begriff sind, nun gern bereit sind zu brennen für die hehren Ideale, die ihnen da vorgebetet werden, kann man angesichts der Teilnahmslosigkeit sowohl vom ehemaligen Unterdrücker als auch potentiellen Partnern und Helfern aus dem Westen sogar nachvollziehen.

Noch ist es nur für die Minderheiten, wie Roma und Sinti, Moslems, Homosexuelle, Menschenrechtsaktivisten und andere, die verfolgt, diskriminiert und angegriffen werden, wenn paramilitärische Verbände, Bürgerwehren und organisierte Schlägertruppen fahnenschwingend durch Ghettos und Einwandererbezirke ziehen, ein Problem. In Ungarn ist man schon einen Schritt weiter, da die ehemaligen Korps und Untergrundorganisationen sich mittlerweile zu regierenden Parteien gemausert haben und eine ähnliche Entwicklung für andere Staaten nicht auszuschließen ist. Im Land von Puszta und Balaton ging der Sieg bei den Wahlen auch mit Einschränkung von Bürgerrechten und beginnender Zensur einher. Wie die Entwicklung in Ungarn, Tschechien, Slowakei, Kroatien, Serbien und Bulgarien weitergehen wird, ist ungewiss und als wie wahrscheinlich ein Überschwappen auf benachbarte Staaten erachtet werden kann, wird die Zukunft zeigen.

Frei nach klassischen Zitaten zu dem Thema, wie den Anfängen zu wehren, da der Schoß noch fruchtbar ist, aus dem dies kroch, wäre es von Seiten westlicher Politik dringend an der Zeit, die Maßnahmen zu setzen, den Wohlstand und die Zufriedenheit in den Bevölkerungen des ehemaligen Ostblocks zu schaffen, um den Extremisten das Wasser abzugraben. Aber Sozialstandards, Gesundheitssysteme, Pensionen, Bildungssysteme und hohe Mindestlöhne sind einfach so verdammt teuer. Und gerade in Zeiten von Wirtschaftskrisen nicht leistbar.

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