Cover des Buches Alles richtig gemacht (ISBN: 9783328606673)
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Rezension zu Alles richtig gemacht von Gregor Sander

Rezension zu "Alles richtig gemacht" von Gregor Sander

von Destiny48 vor 5 Jahren

Kurzmeinung: Eine gute Idee mit einer leider enttäuschenden Umsetzung. Die tolle Atmosphäre kann leider den Rest nicht mehr retten.

Rezension

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Destiny48vor 5 Jahren

Grundlegendes

Genre: Historischer Gesellschaftsroman

Seitenzahl: 239

Kapitellänge: lang

Reihe/Band: Einzelband


Zum Autor

Gregor Sander stammt ursprünglich aus Schwerin, lebt jedoch mittlerweile in Berlin. „Alles richtig gemacht“ ist nicht sein erster Roman und sicher auch nicht der letzte. Diesen Herbst kommt sogar die Verfilmung zu einem seiner Werke, „Was gewesen wäre“, in die Kinos. Er ist als freier Autor tätig und konnte bereits 2007 sein Romandebut auf den Markt bringen.


Zum Inhalt

Der Anwalt Thomas hadert mit seinem Leben. Seine Frau Stephanie hat ihn mitsamt ihrer beiden Kinder Miriam und Nina verlassen, und das ohne einen Grund zu nennen. Seine Kanzlei verwickelt ihn in einen moralisch fragwürdigen Fall und sein bester Freund Daniel taucht völlig überraschend nach Jahren wieder auf. Doch nicht nur die Gegenwart hält einige Probleme für ihn bereit, auch Rückblenden in seine Vergangenheit erzählen eine schwermütige Geschichte über das Leben zu DDR Zeiten und darüber hinaus, über Freundschaft, Liebe, Betrug und eine ungewisse Zukunft. Stellt sich hier nicht jedem die Frage, ob er wirklich alles richtig gemacht hat in seinem Leben?


Meine Meinung

Der Klappentext ist spannend zu lesen, hat aber leider kaum etwas mit dem Buch zu tun. Die dort erwähnten Punkte werden nur beiläufig erwähnt, anstatt eine wirkliche Geschichte zu ergeben. Das Cover finde ich in Ordnung, auch wenn es nichts besonderes ist. Die goldene Schrift hebt sich schön vom schwarzen Hintergrund ab und stellt dem Leser schon vor dem Lesen die Frage: Alles richtig gemacht?


Es gibt über den Roman einige positive Dinge zu berichten. Der Schreibstil liest sich recht flüssig und gut. Manchmal auch ein wenig verwirrend, doch die Beschreibungen sind ausführlich und lassen den Leser schön in die Geschichte eintauchen. Die Atmosphäre ist ebenfalls immer spürbar, wodurch der Roman ein fast schon nostalgisches Gefühl weckt und auf jeden Fall einen schönen Ausflug in die deutsche Geschichte bietet, wenngleich auch viele weniger schöne Ereignisse thematisiert werden. Diese eher bedrückende Stimmung bringt Sander hervorragend rüber, lockert sie aber auch hin und wieder mit seinem leicht humorvollen Stil etwas auf. Die Balance zwischen Komik und Tragik ist ein Spagat, der dem Autor erstaunlich gut gelingt. Die Charaktere sind interessant gewählt und harmonieren gut zusammen. Das Setting trägt viel zur Stimmung des Buches bei und passt ebenfalls perfekt. Letztlich waren auch die vielen ostdeutschen Begriffe und die Dialekte der Figuren ein großer Pluspunkt, der einen noch weiter in diesen geschichtlichen Exkurs eintauchen lässt. Die Idee an sich hat mich auch fasziniert: Immerhin sollte es um Entscheidungen gehen, die man im Leben trifft, sowie vor allem die Frage nach dem, was durch eine andere Entscheidung hätte passieren können.


Leider sind mir aber auch viele negative Dinge aufgefallen. Die Umsetzung seiner durchaus brauchbaren Idee ist Sander leider nicht gelungen. Die eigentliche Frage nach dem, was vielleicht hätte sein können und ob man wirklich alles richtig gemacht hat, wird nie direkt Thema im Roman, obwohl es das Hauptkonzept hätte sein sollen. So entsteht einfach eine recht verworrene Lebensgeschichte von Thomas, die auch kaum Spannung aufzubieten hat. Durchgehend plätschert die Geschichte vor sich hin, baut aber nie wirklich Spannung auf und lässt die etwas über 200 Seiten sehr viel langwieriger erscheinen. Dazu tragen auch die recht langen Kapitel bei, von welchen es insgesamt nur 16 Stück gibt. Es ist fast ohne wirkliche Leerzeilen geschrieben und der Fließtext wird nur hin und wieder von einfachen Zeilenumbrüchen getrennt, was Leseunterbrechungen eher schwer gestaltet und alles in die Länge zieht. Weiterhin ist die Story an sich sehr verworren und nicht wirklich als solche zu bezeichnen, jedenfalls stimmt die Handlung eher nicht mit dem Klappentext überein. Laut diesem soll das Mysterium von Thomas verschwundener Frau aufgeklärt werden, während Daniel im selben Moment wiederauftaucht. Die angedeutete Verbindung zwischen den beiden Vorfällen bleibt aber aus. Die Protagonisten selbst haben wenig Tiefe und verhalten sich an manchen Stellen nicht wirklich nach dem wenigen Charakter, den sie erhalten haben. Es fühlt sich durchgehend wie eine oberflächliche Erzählung von Thomas über sein Leben an. Die Zeitsprünge machen es manchmal schwer, der Geschichte zu folgen. Vergangene Zeit ist kaum einzuschätzen und gegen Ende wird es richtig verwirrend und undurchsichtig, wann was wo spielt. Das Ende selbst ist leider ebenfalls misslungen. Fragen bleiben offen oder werden flach und sinnlos aufgelöst. Es gibt keine Spannung und nur noch Verwirrung, ebenso wie ein recht unlogisches Ende an sich, das mehr oder weniger offen bleibt.


Insgesamt kann der Roman also zwar ein gutes Setting und ein nostalgisches und zugleich beklemmendes Gefühl hervorrufen, ist jedoch schlecht umgesetzt worden. Aus der Idee hätte man sicher sehr viel mehr machen können, und so fühlt es sich irgendwie enttäuschend und unfertig an, bis zum Ende zu lesen. Meine Bewertung fällt also nicht allzu positiv aus:



Schreibstil 4/5

Figuren 2/5

Story 1/5

Spannung 1/5



Gesamt 2,0/5

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