Gregor Schöllgen

 3,9 Sterne bei 32 Bewertungen
Autor von Willy Brandt, Krieg und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Gregor Schöllgen, Jahrgang 1952, lehrte von 1985 bis 2017 Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Erlangen und in der Attachéausbildung des Auswärtigen Amtes. Er wirkte als Gastprofessor in New York, Oxford, London und Zürich, war Mitherausgeber der Akten des Auswärtigen Amtes sowie des Nachlasses von Willy Brandt.Als profilierter Biograph folgte er den Spuren unter anderem von Willy Brandt, Ulrich von Hassell, Martin Herrenknecht, Gustav Schickedanz, Theo Schöller, Gerhard Schröder und Max Weber sowie von bedeutenden Unternehmerfamilien wie Brose, Diehl und Schaeffler. Zuletzt erschien bei DVA seine Geschichte der Familie Weiss und ihres Unternehmens, des Anlagenbauers SMS.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Gregor Schöllgen

Cover des Buches Willy Brandt (ISBN: 9783827011527)

Willy Brandt

(8)
Erschienen am 13.08.2013
Cover des Buches Kanzler, Krisen, Koalitionen (ISBN: 9783641042189)

Kanzler, Krisen, Koalitionen

(8)
Erschienen am 16.07.2010
Cover des Buches Krieg (ISBN: 9783570554036)

Krieg

(7)
Erschienen am 22.07.2019
Cover des Buches Deutsche Außenpolitik (ISBN: 9783406654466)

Deutsche Außenpolitik

(2)
Erschienen am 23.08.2013
Cover des Buches München 72 (ISBN: 9783421048752)

München 72

(2)
Erschienen am 09.05.2022
Cover des Buches Jenseits von Hitler (ISBN: 9783549072035)

Jenseits von Hitler

(2)
Erschienen am 01.08.2005
Cover des Buches Max Weber (ISBN: 9783406419447)

Max Weber

(1)
Erschienen am 21.09.1998
Cover des Buches Gerhard Schröder (ISBN: 9783570553411)

Gerhard Schröder

(1)
Erschienen am 03.10.2016

Neue Rezensionen zu Gregor Schöllgen

Cover des Buches München 72 (ISBN: 9783421048752)
SuEdelmanns avatar

Rezension zu "München 72" von Markus Brauckmann

SuEdelmann
Die heiteren olympischen Spiele von München, die so furchtbar tragisch endeten – spannend, emotional und informativ erzählt

https://www.susanne-edelmann.de/2022/05/muenchen-72-ein-deutscher-sommer/

Vor knapp zwei Monaten habe ich an einer Führung durch das olympische Dorf in München teilgenommen. Kaum wieder zuhause, bekam ich vom DVA-Verlag das Angebot, dieses Buch als Rezensionsexemplar zu lesen. Dieses Jahr jähren sich die olympischen Spiele von München zum 50. Mal, aus diesem Anlass gibt es eine ganze Reihe von Publikationen. Diese hier sprach mich aber schon aufgrund einer Leseprobe ganz besonders an und jetzt, nachdem ich die Lektüre beendet habe, kann ich sagen: Dieses Sachbuch liest sich so spannend wie ein Krimi, ist fröhlich, traurig, sehr beklemmend, emotional und informativ zugleich.

In 20 Kapiteln, davon je eines für jeden Wettkampftag, erzählen die beiden Autoren die Geschichte der olympischen Spiele von München, angefangen von der Bewerbung, an deren Erfolg anfangs kaum jemand geglaubt hat, über die Bemühungen, wirklich alles anders zu machen als in Berlin 1936, über die erste Woche der sogenannten „heiteren Spiele“ bis hin zu dem furchtbaren Terroranschlag, der zwölf Tote gefordert hat, und der Zeit danach.

Für jedes Kapitel haben die Autoren zwei, drei Personen herausgepickt, deren Geschichte sie genauer erzählen: mal sind es Athleten, mal ist es die Ausbilderin der Olympia-Hostessen, der Stadionsprecher Joachim „Blacky“ Fuchsberger, ein extra angereister jugendlicher Besucher (Dietmar Holzapfel, späterer Wirt der „Deutschen Eiche“) oder ein anderer Zeitzeuge. Dafür haben die Autoren akribisch recherchiert und zahlreiche Interviews geführt. Viele dieser Personen kommen im Laufe des Buches mehrmals vor, so dass man als Leser*in eine persönliche Beziehung zu ihnen aufbaut und mit ihnen mitfiebert.

Eine der vorgestellten Personen ist Chef-Designer Otl Aicher: Ganz bewusst sollten die Spiele von München einen Kontrapunkt setzen zu den Spielen von Berlin 1936. Im Gegensatz zur Machtdemonstration der Nazis wollte sich Deutschland nun von seiner heiteren, weltoffenen Seite präsentieren. Das war die Vorgabe für sämtliche Planungen und fing schon bei der Auswahl der Farben an. Aicher hat einen umfangreichen Richtlinienkatalog erstellt, der die komplette Gestaltung regelte, vom Plakat über die Hostessenuniformen bis hin zur Verpackung der Zuckerwürfel, „Corporate Design“ in Vollendung.

Wunderbar gelungen ist es den Autoren, die wirklich heitere Atmosphäre der ersten Olympiawoche zu vermitteln, die in den Medien als „Summer of Love“ tituliert wurde. Hätte ich nicht gewusst, wie dramatisch sich das noch ändern würde, so hätte dies bis dahin ein wirklich fröhliches Buch sein können. So aber fühlte ich beim Lesen immer eine gewisse Beklemmung, weil ich ja im Gegensatz zu den im Buch vorgestellten Personen schon wusste, was wenig später passieren würde.

Geschildert werden längst nicht nur die sportlichen Ereignisse, vielmehr vermittelt das Buch viele Eindrücke der damaligen Politik und Gesellschaft, zum Beispiel zum Thema DDR: Erstmals wurden in München 72 die Sportler aus der DDR als eigene Mannschaft mit eigener Fahne und Hymne anerkannt, was nicht zuletzt eine Folge der Politik des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt war. Wie umstritten das war und wie die DDR-Sportler und die handverlesenen Fans, die mitreisen durften, das erlebt haben, schildert das Buch auf eindrückliche Weise.

Geschildert werden auch Episoden, die vom damaligen Frauenbild oder alltäglichem Rassismus erzählen, von den politischen Rahmenbedingungen und von der Stadtentwicklung, die durch Olympia beschleunigt wurde. So wurde 1972 beispielsweise die Münchner S-Bahn eingeweiht, die wiederum für eine starke Siedlungstätigkeit im Umland, auch in meiner Heimatgemeinde, sorgte. Es ist kein Zufall, dass unser hiesiges Gymnasium und die Gemeindebücherei heuer ebenfalls ihr 50-jähriges Bestehen feiern.

Wirklich beklemmend wird die Lektüre bei der Schilderung des Olympia-Attentats vom 5. September 1972. Beinahe minutiös werden die schrecklichen Ereignisse dieses Tages und der darauffolgenden Nacht aus der Sicht von mehreren Zeitzeugen und anhand verschiedenster Quellen erzählt, so dass sich für mich ein umfassendes Bild ergab, das ich in dieser Form zuvor noch nicht hatte. Als die olympischen Spiele 1972 eröffnet wurden, hatte ich gerade erst meinen zweiten Geburtstag gefeiert, so dass ich die Geschehnisse damals zwar schon irgendwie mitbekommen, aber natürlich noch nicht verstanden habe. Seitdem habe ich zwar viel darüber gehört und gelesen, aber noch nie zuvor in dieser Genauigkeit. Und gerade weil man vorher im Buch schon einige der damals Beteiligten näher kennenlernen durfte, bekommt das Ganze eine persönliche Dimension, die das Geschehen noch tragischer macht. Sehr interessant fand ich auch die Schilderungen, wie später mit dem Terroranschlag umgegangen wurde, wie um die Entscheidung, die Spiele fortzuführen, gerungen wurde und wie erbärmlich es viele Jahre lang um die Aufarbeitung der Geschehnisse bestellt war.

So konnte ich das Buch manchmal kaum noch aus der Hand legen, weil es so spannend war, während ich es an anderen Stellen ganz bewusst zugeschlagen habe, um das Gelesene erstmal sacken zu lassen. Nach der Lektüre dauerte es dann auch einige Tage, bis ich so weit war, ein neues Buch anzufangen. Unterm Strich war dies eine sehr bewegende und sehr lehrreiche Lektüre, die mich den schönen Münchner Olympiapark nochmal mit ganz anderen Augen betrachten lässt.

Cover des Buches Letzte Chance (ISBN: 9783421048769)
M

Rezension zu "Letzte Chance" von Gregor Schöllgen

M.Lehmann-Pape
Teils offenkundig, teils bedenkenswert, teils zu parteiisch

Teils offenkundig, teils bedenkenswert, teils zu parteiisch

 

Ein Historiker von Ruf und ein ehemaliger Bundeskanzler, der immer schon für seine klare Sprache samt hier und da provozierender Inhalte bekannt ist. Beide wenden sich der weltpolitischen Lage mit besonderem Blick auf Europa und darin natürlich wiederum mit Schwerpunkt auf Deutschland zu.

 

Mit einer provokanten These zunächst, die man auch mit einem Hit vergangener Jahre zusammenfassen kann:

„Wenn nicht jetzt, wann dann?“

 

Wann sonst ein stärkeres auch formales Zusammenwachsen der Europäischen Union?

Wann sonst ein klares Auftreten in einer Politik China und Russland gegenüber in geklärter und überlegter Haltung statt abwartend und reagierend?

Wann sonst die „Tore zur Welt“ im persischen Golf als politisch dringende Aufgabe auch entsprechend gewichten?

Und wann sonst, fast bereits zu spät nach Meinung der Autoren den Blick richten auf die schwindenden Ressourcen und damit den Umgang mit denselben?

 

Europa in Stagnation, Amerika noch „mit dem Daumen auf Vielem“, aber auch an Einfluss verlierend, bezeichnen die Autoren Nordamerika und Europa an sich als „Inseln inmitten kultureller Stürme“.

 

Ein Stilmittel einer „Letzte Chance“  Behauptung, die nicht differenziert genug auf die Wletlage eingeht und einseitige Sehen zumindest Schöllgen und Schröder auf diese kulturellen Bereiche der Welt bezogen nicht.

 

In der Analyse der Situation mag man durchaus in Teilen noch zustimmen, in der ständig betonten Wichtigkeit der Verbindung zu Putins Russland und der weitgehenden Aufforderung der Abnabelung von den USA aber verlieren sich viele der zutreffenden Beobachtungen der Autoren dann doch ein einer gewissen Einseitigkeit, die so gut wie alles an destruktiver Politik gerade Russlands und Chinas nicht nur ausblendet, sondern nachgerade schönredet. Was mit den aktuellen Fakten kaum vereinbar ist, außer man goutiert autoritäre Formen der „Herrschaft“. (Oder liebt das „Basta“ in ähnlicher Richtung).

 

„Der Westen hatte seine Zeit. Sie war gut. Sie war politisch erfolgreich. Aber sie ist vorbei“.

 

Man muss sich dieser These nun weder in Gänze noch überwiegend anschließen, auch kritische Betrachtungen den Autoren gegenüber gehören zu einer reflektierenden Wahrnehmung des Werkes. Aber dennoch, eine gewisse „Selbstzerlegung“ der im Kern immer noch reichen und mächtigen Handelsmacht Europa kann man durchaus doch mit den Autoren gemeinsam konzidieren. Und dass es die Notwendigkeit zu einem Aufbruch und einer neuen Weichenstellung braucht, ist täglich an den Nachrichten über die Weltlage abzulesen und an der eher behäbig wirkenden Geschwindigkeit und nicht sonderlich überzeugenden nationalen Engstirnigkeit innerhalb der europäischen Union.

 

Somit ist es (bei aller Kritik an der doch einseitigen Ausrichtung des Werkes) man nicht schlecht beraten, zumindest diese Analyse zu bedenken und die Diskussion mit darauf zu richten, ob und in welcher Form denn (noch) mehr inhaltliche Verantwortung übernommen werden will. In Europa. In Deutschland auch für Europa. Oder ob es bei der Politik der Geldbörse alleine bleiben soll.

 

Ob das nun in Form einer „engen neuen Verbündung“ europäischer Kernstaaten besteht, oder ob Mehrheitsentscheidungen auf anderem Weg verbindlich gemacht werden können samt wirksamen Sanktionen gegenüber „Ausscherern“, das gilt es natürlich sorgsam zu prüfen.

 

Aber zu erkennen, dass mehr und mehr nur mehr reagiert wird und andere das Heft des Handelns in die Hand genommen haben, sollte als Erkenntnis zunächst in den Raum treten.

 

Eine in dieser Hinsicht mahnende Lektüre, die sich aber in vielen Teilen zu sehr einseitig eine Lösung von und Annäherung an konkrete politische Kräfte und Staaten ausspricht, die so ebenfalls nicht konstruktiv funktionieren werden.

Cover des Buches Deutsche Außenpolitik (ISBN: 9783406654466)
A

Rezension zu "Deutsche Außenpolitik" von Gregor Schöllgen

Andreas_Oberender
Deutsche Außenpolitik von Bismarck bis Hitler

Seit langem gehört Gregor Schöllgen zu den besten Kennern der deutschen Außenpolitik im 19. und 20. Jahrhundert. Als Forscher und Autor, aber auch als Mitherausgeber der diplomatischen Akten des Auswärtigen Amtes hat er sich über Jahrzehnte intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Schließlich hat er 2013 mit einem zweiteiligen Werk eine Bilanz gezogen. Der erste der beiden Bände über die deutsche Außenpolitik seit 1815 umspannt den Zeitraum vom Wiener Kongreß bis zur deutschen Niederlage 1945. Beide Bände sind als Überblicksdarstellung angelegt. Dem Kenner der Materie bieten sie nichts Neues oder Überraschendes. Nützlich sind sie vor allem für Einsteiger und Neulinge, die sich rasch und ohne viel Aufwand über die Grundzüge deutscher Außenpolitik seit der Reichsgründung von 1871 informieren wollen. Schöllgen ist eine ausgewogene Balance zwischen Faktenvermittlung einerseits, Analyse und Interpretation andererseits gelungen. Seine Sprache ist einfach, eingängig, verständlich. Es hätte nicht geschadet, das Buch mit einigen Landkarten und zusätzlich zum Personenregister mit einem Sachregister auszustatten. Eine gezielte Suche nach bestimmten Aspekten und Themen ist kaum möglich, zumal die einzelnen Kapitel keinerlei Untergliederung bzw. Zwischenüberschriften aufweisen.

Das Buch ist in acht Kapitel gegliedert. Die chronologischen Rahmendaten der Kapitel orientieren sich an den Entwicklungsetappen deutscher Staatlichkeit seit dem Wiener Kongreß: Deutscher Bund; Kaiserreich; Weimarer Republik; Drittes Reich. Den beiden Weltkriegen sind jeweils eigene Kapitel gewidmet. Das abschließende achte Kapitel ist als Epilog angelegt; es wirft einen Blick voraus auf den Folgeband, der die Deutsche Frage nach 1945 und die deutsche Außenpolitik der Gegenwart untersucht. In jedem Kapitel vermittelt Schöllgen die wichtigsten Fakten und Informationen zur deutschen Außenpolitik, zu ihren maßgeblichen Akteuren, ihren Zielen, Leistungen und Fehlleistungen. Darüber hinaus behandelt Schöllgen eine Reihe von zentralen Leitmotiven: Die Erosion des europäischen Mächtekonzerts ab 1850 als Voraussetzung für die (kleindeutsche) Lösung der Deutschen Frage und die Reichsgründung; Bismarcks Versuche, die Sicherheit des Kaiserreiches mittels eines komplexen Geflechts von Bündnissen zu gewährleisten; der Übergang zur "Weltpolitik" unter Wilhelm II.; die (größtenteils selbstverschuldete) Isolation des Deutschen Reiches, die Blockbildung in Europa und die Zuspitzung der Großmachtrivalitäten, gipfelnd im Ersten Weltkrieg; das Bemühen um diplomatische Rehabilitation und punktuelle Revision des Versailler Vertrages während der Weimarer Republik; schließlich Hitlers offener Kampf für Deutschlands machtpolitischen Wiederaufstieg und eine territoriale Umgestaltung Mitteleuropas als Vorbereitung auf den Eroberungs- und Vernichtungskrieg im Osten.

Knapp und prägnant arbeitet Schöllgen die beiden Haupttendenzen deutscher Außenpolitik zwischen 1871 und 1945 heraus: Zum einen die Absicherung des Staates gegen äußere Bedrohungen und die Gewährleistung eines außenpolitischen Handlungsspielraumes, der Deutschlands Status und Selbstverständnis als Großmacht entsprach; zum anderen die Versuche, von der Groß- zur Hegemonial- und Weltmacht aufzusteigen. Folgt man Schöllgen, so lassen sich die Probleme und Irrwege deutscher Außenpolitik nach 1871 aus dem Umstand erklären, dass die Reichsgründung zum "falschen", zumindest aber zu einem historisch ungünstigen Zeitpunkt erfolgte. Der europäische Imperialismus trat im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts in seine Hochphase ein; es begann der finale Wettlauf um die Aufteilung der Welt. Bismarcks Beteuerung, Deutschland sei "saturiert", passte nicht zu einer Zeit, in der alle europäischen Mächte glaubten, im Weltmaßstab agieren zu müssen, um sich im "Daseinskampf der Nationen" erfolgreich behaupten zu können. Alle politischen Führer nach Bismarck waren mit dem Umstand konfrontiert, dass der Reichsgründer gleichsam auf halbem Wege stehengeblieben war und für Deutschland lediglich eine "halbhegemoniale Stellung" errungen hatte, die das Reich nicht vollkommen unangreifbar machte. Schon bald setzte sich die Auffassung durch, diese halbhegemoniale Stellung könne nur eine Zwischenetappe sein, von der aus Deutschland nach Größerem streben müsse, um seiner Sicherheit willen, aber auch um Europa und der Welt seinen Stempel aufzudrücken.

Als Staat in der Mitte des Kontinents und als "Nachzügler" unter den Großmächten stand das Reich jedoch vor dem Dilemma, dass sich seine hochgesteckten Ambitionen nur gegen die Interessen anderer Staaten und der bereits etablierten Mächte durchsetzen ließen (Italien befand sich in einer vergleichbaren Lage). Die Geschichte der deutschen Außen- und Großmachtpolitik zwischen 1890 und 1945 ist die Geschichte des Spannungsverhältnisses zwischen überzogenen, teils irrationalen Ansprüchen einerseits und der Unmöglichkeit andererseits, diese Ansprüche so zu verwirklichen, dass der europäische Frieden nicht gefährdet wurde. In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre zeigte sich das noch deutlicher als vor 1914. Eindämmung (durch die Tripel-Entente vor dem Ersten Weltkrieg) und Appeasement (in den 1930er Jahren) konnten letztlich nicht verhindern, dass Deutschland sein Streben nach maximaler Sicherheit und Steigerung seiner halbhegemonialen zur hegemonialen Stellung gewaltsam durchzusetzen versuchte. Bedenkt man all dies, so kann man Schöllgens Diktum nur zustimmen, Bismarcks Reich sei ein "Danaergeschenk an die Deutschen" gewesen (S. 35). Mit dem Bismarck-Reich war ein Staat entstanden, der im europäischen Mächtesystem nolens volens als Störfaktor wirkte, wirken musste - mit den bekannten Folgen. Darin besteht die große Tragik der neueren deutschen und europäischen Geschichte. 

(Hinweis: Diese Rezension habe ich zuerst im Juni 2015 bei Amazon gepostet)

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Zusätzliche Informationen

Gregor Schöllgen wurde am 20. Februar 1952 in Deutschland geboren.

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