Grit Krüger

 4,1 Sterne bei 15 Bewertungen
Autor*in von Tunnel.

Lebenslauf

Grit Krüger wurde 1989 in Erfurt geboren. Studium der Komparatistik sowie der Filmwissenschaft in Frankfurt am Main. Mitglied des »Salon Fluchtentier«, Mitglied des Festivalteams »Lit.Fest Stuttgart«. Auszeichnungen des Jungen Literaturforums Hessen-Thüringen. Teilnahme am Open Mike 2018 und 2021; Klagenfurter Literaturkurs 2019. Stipendium der Darmstädter Textwerkstatt 2020. Stipendium des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg 2020, Bayerische Akademie des Schreibens 2020/21. Grit Krüger lebt in Ettlingen.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Grit Krüger

Cover des Buches Tunnel (ISBN: 9783985680634)

Tunnel

(15)
Erschienen am 15.03.2023

Neue Rezensionen zu Grit Krüger

Cover des Buches Tunnel (ISBN: 9783985680634)
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Rezension zu "Tunnel" von Grit Krüger

buchstaeblichverliebt
Metaphorisch

 "Im Brummen des Patentenlifts ist die Weite schwer zu finden, auch wenn man die Augen schließt, drum pfeift Mascha, wenn sie ihn bedient." - S. 59

Schwierig. 

Die Geschichte von Mascha und ihrer kleinen Tochter Tinka, bei denen das Geld am Ende des Monats oft nicht mal mehr für das Nötigste reicht war schon bewegend.

Das Mascha als Pflegekraft im Altenheim unterkommt und dort übergangsweise mit Tinka Unterschlupf findet, habe ich gern gelesen. 

Die Geschichte des Tunnelbaus, die man vermutlich metaphorisch betrachten muss eher nicht. 

Insgesamt gut lesbar aber schlussendlich nicht ganz mein Geschmack. 

Cover des Buches Tunnel (ISBN: 9783985680634)
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Rezension zu "Tunnel" von Grit Krüger

hamburgerlesemaus
Beunruhigend

TUNNEL

Grit Krüger


Sie haben nichts zu essen, und die Heizung ist defekt. Eine Reparatur kann Mascha sich schon lange nicht leisten. Also bauen sie sich in der Wohnung eine Höhle aus Decken und Kissen – dort ist es wenigstens warm.

Was Mascha wirklich bräuchte, ist Arbeit. Oder besser gesagt: 3000 Euro. Dann könnte sie die Heizung reparieren lassen und das Ferienlager für ihre Tochter Tinka bezahlen. Doch das Amt blockiert. „Sie müssen sich bewerben“, sagt die unfreundliche Frau mit monotoner Stimme.

Auch die 7-jährige Tinka hat ihre Sorgen: Sie hat Angst vor dem „Tröster“, der immer Mutter in ihrem „Schlafwohnzimmer“ besucht. Wenn er da ist, pinkelt sie lieber in ihren Legoeimer anstatt auf die Toilette zu gehen.. Außerdem braucht sie dringend neue Turnschuhe. Die alten drücken, doch sie traut sich nicht, ihrer Mama davon zu erzählen. Genauso wenig, wie sie noch immer das Geld für den Klassenausflug benötigt. Die Blicke der anderen Kinder treffen sie jedes Mal, wenn die Lehrerin vor allen wieder erwähnt, dass ihre Zahlung noch aussteht.

Alles könnte sich ändern, als Mascha ein Jobangebot als ungelernte Pflegekraft in einem Seniorenheim erhält. Ob das die Wende bringt, müsst ihr selbst herausfinden.

Ein ergreifendes Buch. Der ungewöhnliche, fast poetische Schreibstil bringt die prekäre Lage der kleinen Familie eindringlich zur Geltung. Die Geschichte wird aus den Perspektiven unterschiedlicher Personen erzählt – Menschen am Rande der Gesellschaft, mit ihren ganz eigenen Sorgen und Nöten.

Was mir weniger zusagte, war die Geschichte des Tunnels. Ich konnte diesen lediglich als Metapher deuten – ein Symbol dafür, dass Mascha und Tomsonov ihrem jetzigen Leben entfliehen wollen.

Fazit:
Ein gelungenes Debüt, das ich mit Interesse gelesen habe.
4/ 5


Cover des Buches Tunnel (ISBN: 9783985680634)
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Rezension zu "Tunnel" von Grit Krüger

Hyperikum
Schwere Themen mit Leichtigkeit transportiert

Seit Maschas “Tröster”, die Kleine fast erwischt hat, traut die sich nicht mehr aus ihrem Zimmer, wenn er bei Mama ist. Lieber pinkelt sie in ihren Legokasten, als ihm nocheinmal zu begegnen, und wenn er ihr noch so viele Teddys vor die Tür legt:

Nachdem Mascha einen Radiator in die zweite Etage geschleppt hat und sie mit der Kleinen unter einem Berg Decken trotzdem gefroren hat weiß sie, das es so nicht weitergeht. 

Sie betritt das Gebäude, dann das Stockwerk, in dem sich die Fenster nicht mehr öffnen lassen, den Flur mit den balssgelben Türen, darunter ihre F-H, dahinter Frau Huhn, wie immer. Das Geld mussten sie ihr kürzen, weil Mascha kein Entgegenkommen zeigt, die Arbeitsangebote nicht wahrnimmt und auch keine Fortbildungen anstrebt. Wegen der Betreuung für die kleine Tinka, solle sie mal beim Jugendamt nachfragen, ist nicht Frau Huhns Metier. 

Als Mascha nach Hause kommt, sieht Tinka sie.


Sieht schon von fern, dass sie heute aufpassen muss, sonst wird Mama still und sagt gar nichts oder nur, dass sie bitte ein einziges Mal ihre Ruhe haben will und wird streng, wenn Tinka sie dann nicht ein einziges Mal in Ruhe lässt. Man muss auf ihr Gesicht achten und vorsichtig sein. S. 23


Es ist Tinkas siebter Geburtstag, Mama muss sich auf die Couch legen. 


Der Tröster kennt das: Vom Amt kommt man nur in einem Zustand zurück … Früher einmal hat er sich nach den Terminen den Mund auswaschen müssen – Strohrum, Weinbrand, Hauptsache schnell und mir Biss – um den Geschmack des Flehens und Schimpfens wieder loszuwerden. S. 24


Mascha trifft eine Entscheidung. Sie wird mit Tinka in ein Pflegeheim ziehen und dort arbeiten. Wenn sie ein regelmäßiges Frühstück aus Toast mit Marmelade und ein kleines Mittagessen zusammengespart hat und noch ein wenig Geld für Heizöl bleibt, ein paar Turnschuhe und ein kleiner Urlaub für Tinka, schätzungsweise 3.000 Euro, dann ist der Winter vorbei und sie ziehen wieder in ihre Wohnung. So der Plan.

Fazit: Was für ein großer Roman, was für ein Debüt. Grit Krüger ziseliert in ungeheurer Feinarbeit absolut glaubwürdige Charaktere, die trotz aller Macken, am Ende einen Weg in mein Herz gefunden haben. Ihr Schreibstil ist eigen und besonders. Sie zeigt uns die ganze Schwere der Armut, am Rande der Gesellschaft, des Altwerdens, ebenfalls am Rande der Gesellschaft. Wenn die Angehörigen sich kaum noch kümmern. Die Tragik der Demenz, wenn sich die Gedanken in den Kopf schleichen, die nur noch ein Früher visionieren, wenn man nichts als weg will. Die Last des Traumas, wenn man in keiner Nacht schlafen kann und so wild träumt, dass man um sich schlagen muss. Grit Krüger hat schwere Themen mit Leichtigkeit transportiert. Ein besonderes Lesevergnügen. 

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