Cover des Buches Schuld (ISBN: 9783791516349)
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Rezension zu Schuld von Grit Poppe

Schuld

von Blaustern vor 10 Jahren

Rezension

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Blausternvor 10 Jahren
Im Jahre 1988 zieht Jana mit ihren Eltern von einem Dorf nach Berlin. So ist sie neu an der Schule und findet keinen rechten Anschluss. Nur mit Jacob, ihrem Banknachbarn, freundet sie sich an und eine zarte Liebe entsteht. Doch Jacob ist ein Staatsfeind in den Augen ihres Vaters, der mit der Stasi sympathisiert, und verbietet ihr schon bald den Umgang mit ihm. Dabei vertritt Jacob nur seine Meinung, dass ein jeder Mensch ein Recht auf Freiheit hat, seine Meinung äußern darf, ohne bestraft zu werden, und außerdem haben seine Eltern einen Ausreiseantrag gestellt. Jana hat Angst, ihn zu verlieren, und dann ist er plötzlich wirklich weg. Doch nicht in den Westen, sondern er wurde wegen einer geplanten Demo ins Jugendhaus, das Jugendgefängnis, abgeführt. Sie macht sich große, berechtigte Sorgen und fragt sich, ob er durch einen Verrat ausgeliefert wurde und ob sie daran die Schuld trägt.
Die Geschichte ist so ergreifend und erschaudernd und kommt der Wahrheit absolut nahe, denn genau so spielte sich das Drama in der ehemaligen DDR ab. Andersdenkende Bürger wurden beschattet, ihnen alle möglichen Steine in den Weg gelegt, und passte man sich nicht wenigstens ans System an oder hielt seinen Mund, gequält bis aufs Äußerste. Jana ist anfangs sehr naiv. Sie hat sich bisher nicht um das ganze Geschehen gekümmert und nur den Worten ihrer Eltern geglaubt und vertraut, die überzeugt waren vom sozialistischen Staat, der Spitzeltätigkeit und ihren Auswirkungen. Ihre Welt schien in Ordnung, lebten sie doch gut und erhielten dafür mehr als die einfachen Bürger. Doch dann lernt sie Jacob kennen mit seiner anderen und völlig richtigen Sichtweise auf den Staat und macht sich immer mehr Gedanken darüber. Sie beginnt, sich selbst mit den Machenschaften des Staates zu befassen und beäugt vieles sehr kritisch. Eine ganz neue Welt tut sich vor ihr auf und sie ist ebenfalls bereit, für bessere Lebensbedingungen und Freiheit und natürlich auch für ihre Liebe zu kämpfen. Janas Veränderung und ihr Mut, sich gegen ihren Vater zu stellen, haben mir gut gefallen und mich zutiefst beeindruckt. Aber auch Jacobs Kampf, der so hart und ziemlich aussichtslos war. Die Zustände in den Gefängnissen für politisch Gefangene waren einfach haarsträubend und so was von brutal und leider so wahr, dass man es nicht glauben kann, wie Menschen anderen so etwas antun können. Unglaublich. Das alles wurde hier sehr authentisch geschildert, und der Schreibstil ließ einen nur so durch die Seiten fliegen.
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