Der Autorin gelingt es als Frau erstaunlich überzeugend, die männlichen Hauptpersonen der Handlung in ihren oft typisch männlichen Verhaltensweisen und Empfindungen darzustellen.
Geschickt überlässt sie den Leser bis zum Ende des Buches seinen eigenen Vermutungen über die wahre Identität des Protagonisten „Wildman“ bzw. lenkt ihn teilweise auf gedankliche Abwege, die er an anderer Stelle wieder revidieren muss. Bisweilen wird dies für den Leser sogar unbequem, weil er nur zu gern eine Bestätigung für sein Urteil oder Vorurteil erhielte.
Die rückblickenden Einschübe zu den Beziehungen des „Johannes“ werden manchen Leser sich selbst in seinen Schwächen und gelegentlichen emotionalen Nöten wiederfinden lassen.
Dies alles wird eingebettet in detailgetreue Orts- und Naturbeschreibungen, getragen von einer einfühlsamen Beobachtungsgabe gegenüber der Natur, unterlegt mit beeindruckenden Fachkenntnissen in vielen Bereichen.
„Johannes und Wildman“ ist ein Buch über die Vielfalt des Scheiterns von Frauen und Männern im Teufelskreis von Emotionen, Sexualität und egoistischen Individualinteressen und somit gleichermaßen lesenswert für Männer und Frauen.
Alexander Mell, Weiden i.d.Opf.