Marayat Rollet-Andriane hat unter dem Pseudonym Emmanuelle Arsan die bekannten Emmanuelle-Romane geschrieben, die ein weltweiter Erfolg und zig Millionen Mal verkauft wurden. Die ersten beiden Romane erschienen zuerst 1959 und 1960 und wurden 1967 und 1968 neu aufgelegt. Es folgten zahlreiche Nachfolger und noch mehr Adaptionen in andere Medien. Darunter die Graphic-Novel-Adaption von Crepax aus dem Jahr 1978 für das erste Buch sowie 1990 für das zweite. Diese Neuauflage enthält beide Bücher in der überarbeiteten Fassung aus den Jahren 2012.
Ich kenne die Buchvorlagen nicht, sondern habe lediglich die Filme gesehen (allerdings nur die älteren und nicht mehr die neueren Filmreihen), die heutzutage natürlich keinen Skandal mehr darstellen, wie sie es bei ihrer Veröffentlichung waren. Logisch, wenn man bedenkt, wann die Bücher und Filme erschienen.
Viel Handlung gibt es weder in den Filmen noch in den Adaptionen von Crepax. Und wenn ich mir die Beschreibungen der Bücher im Netz anschaue, so waren auch die Bücher nicht unbedingt tiefgreifend. Das skandalöse bei Emmanuelle waren die sehr konkrete Beschreibung und Darstellungen unterschiedlichster sexueller Fantasien, die teilweise bis in die heutige Zeit umstritten sind und keine gesellschaftliche Akzeptanz erfahren haben.
Crepax zeigt diese Fantasien sehr detailliert in kantigen und harten Schwarz-Weiß-Zeichnungen, die Ende der 70er »modern« waren. Das zweite Buch ist ebenfalls in Schwarz-Weiß gehalten, ist aber deutlich weicher gezeichnet. Ich finde bei den Darstellungen sehr gut, dass Crepax nicht nur einen Porno gezeichnet hat, sondern nah an der Realität geblieben ist. Das gilt für die Proportionen der Körper wie für die Darstellung der Geschlechtsteile.
Der Autor zeigt den Geschlechtsakt und die Fantasien der Hauptfigur nicht nur sehr klassisch, sondern immer wieder auch aus unterschiedlichen Perspektiven. Zudem hatte er zahlreiche gut umgesetzte Ideen, die animalischen Gedanken bildlich darzustellen. Damit diese wirken, sind viele Zeichnungen großflächig über die gesamte Seite oder Doppelseite dargestellt. Da verwundert es wenig, dass der Doppelband auf die üppige Seitenzahl von fast 230 Seiten kommt.