Cover des Buches Der Verstand ist ein durchtriebener Schuft (ISBN: 9783932927478)
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Rezension zu Der Verstand ist ein durchtriebener Schuft von Guido Eckert

Darum geht der Weise einher und tut nichts und lehrt ohne Worte. (Lao Tse)

von Dr_M vor 9 Jahren

Rezension

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Dr_Mvor 9 Jahren
Der Autor zitiert diesen Satz aus dem dünnen und scheinbar paradoxen Buch Tao Te King, das er für wortreich hält. Doch sein Buch ist viel wortreicher und will uns lehren, wie wir weise werden können. Geht das überhaupt? Ich bezweifle das, denn Weisheit ist unter Menschen offenbar dünn gesät. Doch der Verstand ist in der Tat ein durchtriebener Schuft. Er macht uns glauben, dass man Weisheit aus Büchern lernen könne, so wie Rechnen oder Kuchen backen.

Guido Eckert - so lesen wir im Vorwort - hat sich vorgenommen den Bodensatz aus den vielen hundert Büchern der Weisheit zusammenzufassen und hier aufzuschreiben. Doch so wie wir nach dem Ansehen akrobatischer Kunststücke diese noch lange nicht nachmachen können, so werden wir nach dem Lesen seines Buches nicht zu Weisen. Das klappt ja noch nicht einmal bei Leuten, die täglich in der Bibel oder anderen Unterweisungen lesen, die Eckerts Grundlage für dieses Buch bildeten. Handeln ist angesagt, schreibt er deshalb selbst. Und das ist zweifellos der schwierigere Teil auf dem langen Weg zur Weisheit.

Immerhin erfahren wir, was weise Menschen auszeichnet. Man kann sie zum Beispiel nicht mehr beleidigen. Sie wollen auch nicht ständig Recht haben oder andere von ihrer Meinung überzeugen.

Das Buch ist ganz einfach und geschickt aufgebaut. Schon auf dem Buchdeckel lesen wir, dass wir in zehn Schritten bald durch jede Krise kommen. Und diese zehn Schritte bilden deshalb die Grundstruktur des Buches.

Im ersten Schritt lernen wir, was Weisheit überhaupt ist, im zweiten, wie wir mit Ärger so umgehen, dass daraus nicht wirklich ein Problem wird. In diesem Abschnitt kommen auch unsere Süchte zur Sprache. Fast jeder Mensch ist nach irgendetwas süchtig, manchmal ohne es zu merken. So kommen beispielsweise viele von uns nicht mit Ruhe klar. Sie werden nervös oder gar aggressiv, weisen also typische Entzugserscheinungen auf.

Ständig denken zu müssen, ist auch sehr verbreitet, ebenso die Sucht nach Anerkennung oder Gebrauchtwerden. Die meisten Weisheitslehren sagen uns, dass wir unseren Schwächen nicht ausweichen können und dass es schädlich ist, sie zu unterdrücken. Wenn man sie besiegen möchte, muss man sich ihnen stellen. Auch davon berichtet das zweite Kapitel.

Im dritten Kapitel geht es um Demut und Selbsterkenntnis. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit dem Leben in der Gegenwart. Das wird im fünften Kapitel fortgesetzt, in dem der Autor auch das Verhältnis von Weisheit und Religion diskutiert. Danach befasst sich Eckert im sechsten Kapitel mit Akzeptanz dessen, was ist und was war und mit Dankbarkeit. Scheitern sei eine Voraussetzung für Weisheit, erklärt uns Eckert im nächsten Kapitel. Einfach einmal die Klappe zu halten, zu schweigen und das permanente Bewerten und Beurteilen zu lassen, sei ein wirklicher Schritt zu Weisheit. Das ist der Inhalt von Kapitel acht. Das Buch schließt mit einem Kapitel über Meditation und Anmerkungen über den Umgang mit Fehlern, insbesondere den eigenen.

Leider ist die Erkenntnis noch nicht die Lösung eines Problems. Doch der Schuft von Verstand redet uns das gerade immer wieder trickreich ein. Guido Eckert hat uns also ein kluges Buch geschrieben, das ich nun aus meiner Sicht bewerten soll, obwohl dies nicht sehr weise ist, wie wir gerade gelernt haben.

Weisheit kann man nicht lehren, wohl aber das Konzept von Weisheit. Und genau das leistet dieses Buch. Manchmal kam es mir zu intellektuell daher, etwas zu kompliziert und gelegentlich zu weitschweifig. Obwohl es praktische Übungen bereitstellt, trägt dieses Buch mehr einen philosophischen Charakter. Denken verändert Denken, ist oft das Motto des Autors, auch bei den praktischen Übungen. Nur findet man durch Denken nicht zu sich selbst. Dabei ist Denken eher hinderlich, denn das Leben ist kein Konzept. Konzepte gibt es nur im Kopf. Und Denken wühlt immer entweder in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Doch das Leben ist jetzt, wie Eckert selbst schreibt.

Fazit.
Ein intelligent geschriebenes Buch, aber ein Buch über das Konzept der Weisheit. Man wird nicht durch das Lesen von Büchern weise, auch wenn uns das vielleicht der Verstand einreden möchte, sicher aber klüger.
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