Guido Fuchs

 4 Sterne bei 6 Bewertungen

Lebenslauf

Guido Fuchs, Jahrgang 1953, ist Liturgiewissenschaftler und Publizist, bis 2019 Professor an der Universität Würzburg. Er leitet das Institut für Liturgie und Alltagskultur in Hildesheim mit der Forschungsstelle für Kulinaristik und Religion. 2016 wurde ihm der Wissenschaftspreis des Kulinaristik-Forums verliehen. Zahlreiche Veröffentlichungen, in jüngster Zeit unter anderem "In der Bahnhofsgaststätte: Ein literarisches Menü in zwölf Gängen".

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Guido Fuchs

Cover des Buches In der Bahnhofsgaststätte (ISBN: 9783947066650)

In der Bahnhofsgaststätte

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Erschienen am 30.11.2018
Cover des Buches Tadzios Brüder (ISBN: 9783940078421)

Tadzios Brüder

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Erschienen am 21.07.2015
Cover des Buches Fronleichnam (ISBN: 9783791719924)

Fronleichnam

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Erschienen am 01.02.2006
Cover des Buches Unsere Weihnachtslieder und ihre Geschichte (ISBN: 9783451031410)

Unsere Weihnachtslieder und ihre Geschichte

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Erschienen am 17.09.2018

Neue Rezensionen zu Guido Fuchs

Cover des Buches Vorwiegend heiter bis boshaft: Spitznamen in der Literatur (ISBN: 9783947066360)
aus-erlesens avatar

Rezension zu "Vorwiegend heiter bis boshaft: Spitznamen in der Literatur" von Guido Fuchs

Mehr als nur Schnucki und Schatzi
aus-erlesenvor 2 Jahren

Einen neuen Kollegen kann man nur eine begrenzte Zeit „den Neuen“ nennen. Irgendwann gehört auch der zum Inventar. Da muss man schnell eine Bezeichnung finden, die ihn ein für allemal und für jeden eindeutig erkennbar macht. Das kann ein Vergleich zu einem Film sein. Oder zu einem Tier. Eine körperlich herausstechende Eigenschaft. Oder man bedient sich in der Literatur.

Denn auch die ist gespickt – sozusagen ein wahres Füllhorn an Ideen – mit Spitznamen. Dass es bis heute kein vollständiges Register dafür im Internet gibt, verwundert nach der Lektüre dieses Buches. Autor Guido Fuchs gibt unumwunden zu, dass sein Buch niemals den Anspruch auf Vollständigkeit erheben möchte. Aber es ist mehr als nur eine kleine Exkursion in die Literatur und ihrer einfallsreichsten Namensgebungen. Denn wenn ein Autor sich an die Arbeit macht, muss er seinen Akteuren Namen geben. Am besten welche, die sie sofort charakterisieren. Überspitzt gesagt – und da sind wir schon beim Wesen des Spitznamens – wird ein Held wohl niemals einen Namen tragen können, der in der Allgemeinvorstellung der Gesellschaft nichts mit Heldentum zu tun hat. 

Eine Mammutaufgabe. Anders ist das Vorhaben nicht zu beschreiben. Schon allein die Vorstellung diese Spitznamen – also Namen, die einen Charakter unverwechselbar machen, die überspitzen, um eine einzelne Eigenschaft herauszuarbeiten – in Kategorien einzuteilen, ist, wenn man meint sich in der Materie auszukennen, schnell zu Scheitern verurteilt. Doch Guido Fuchs gelingt es scheinbar mühelos. Man fühlt sich wie in einer geselligen Runde, in der man – vielleicht um eine Feuerzangenbowle – sitzt und sich launige Geschichten erzählt. Und Guido Fuchs haut eine Anekdote nach der anderen raus. Liest man das Buch in einem Ritt, klingelt es noch Tage danach im Schädel. Um Missverständnissen vorzubeugen: Das Buch liest sich wirklich flüssig. Es in Dosen zu genießen, verstärkt die Wirkung aber um einiges. 

Spitznamen entstammen immer der Phantasie. In Kriegszeiten verteilte man diese vielleicht auch, um dem Grauen eine Brise Humor entgegenzusetzen. Joachim Ringelnatz sei hier genannt. Dieses Kapitel über einen der humorvollsten Autoren der deutschen Literatur bringt in der Kürze das gesamte Thema auf den Punkt. Im Weiteren liest man sich durch die Werke von Erwin Strittmatter, Heinrich Mann, Günter Wallraff, Theodor Fontane und einer undefinierbaren Menge weiterer Autoren. Ihre Akteure sind heute noch vielen ein Begriff, weil … sie Spitznamen hatten. 

Noch ein Wort zum Autor. Der Name Guido war in den Fünfzigern, als Guido Fuchs geboren wurde, kein gebräuchlicher Name. Oft musste er ihn buchstabieren. Das änderte sich als im Fernsehen ein weiterer Guido auftauchte. Guido Baumann war der erfolgreichste „Berufeerrater“ bei „Was bin ich?“ – ein echter Fuchs eben. Klar, wie Spitznamen entstehen?!

Cover des Buches In der Bahnhofsgaststätte (ISBN: 9783947066650)
kupfis_buecherkistes avatar

Rezension zu "In der Bahnhofsgaststätte" von Guido Fuchs

Wunderbare Reiselektüre
kupfis_buecherkistevor 3 Jahren

Die letzten fünf Jahre waren bei mir sehr geprägt vom Pendeln in einer Fernbeziehung. Das hat sich endlich erledigt, da ich zu meinem Freund gezogen bin. Vor Corona bin ich sehr viel mit der Bahn gefahren, und so blieb es nicht aus, verschiedenste Routen und Bahnhöfe kennen zu lernen. Ob große Bahnhöfe, kleine Bahnhöfe, Kopf-, Start-, End-, Durchgangsbahnhöfe, alles war dabei. Es gab auch Züge und Bahnhöfe mit und ohne Bistros oder anderer Verpflegungsstationen. Wer es eilig hat, kann sich schnell beim Bäcker oder Fastfood Restaurant mit Essen und Trinken eindecken, oder im Bordrestaurant des Zuges vielleicht noch etwas essbares ergattern. Oder man nimmt sich seine eigene Stulle mit. Ich hatte es sogar schon erlebt, dass es für eine asiatische Reisegruppe Lieferservice eines Asia-Restaurants gab (dass der Zug jetzt sehr lange nach dem Essen „roch“, brauche ich vermutlich nicht erwähnen). Doch diese schnelllebige Kultur des Essens am Bahnhof gab es nicht immer. Guido Fuchs nimmt uns mit auf eine kulinarische Reise in 12 Gängen, in der wunderbare Geschichten gesammelt sind. In diesen wird die wunderbare Kultur der Bahnhofsgaststätten widergespiegelt. Es hat mich sehr beeindruckt, welche Rolle so eine Bahnhofsgaststätte spielen kann. Ob Durchreisende, Reiche, Arme, Bettler, Dauergäste, Literaten: Man findet hier ein sehr breites Spektrum an Charakteren. Guido Fuchs hat hier mit den gesammelten Geschichten so wunderbare Emotionen eingefangen, dass man die Begegnungen direkt vor Augen hat. Gerade, weil man derzeit kaum reisen kann, stillt der Autor jedenfalls meine Sehnsucht, und macht mir bewusst, wie sehr sich der Charme des Reisens verändert hat und was das Reisen für mich bedeutet: nämlich nicht nur meinen erholsamen Bahnschlaf, sondern das ganze Drumherum fast noch mehr. Ich vermisse den Kaffee in der DB Lounge, das Bahnpersonal, der Duft des Bahnhofs, die ganzen Mitreisenden. Mir hat das Buch wirklich sehr gefallen, da es sehr das Gefühl, die Gestaltung und Geschichte des Reisens und der Bahnhöfe einfängt. Was gibt es besseres als solch ein wunderbares Buch zu lesen, nicht nur im/am Bahnhof/Zug, sondern genau jetzt, wo es schwer möglich ist? 

Zugegeben, das Bahnfahren fehlt mir schon durchaus. Manch einer wird bei den ganzen Bahnmacken den Kopf schütteln, aber einem Wochenende in Berlin wurde ich immer gefragt: na, welches Abenteuer war es diesmal? So hat mir das Buch „In der Bahnhofsgaststätte“ von Guido Fuchs echt von Herzen gefallen, da sie Erinnerung ans Bahnfahren geweckt haben. Nicht nur die Zeit in den DB Lounges (dank dem Bahn-Bonus-Upgrade durfte ich da rein), sondern am Bahnhof, am Gleis, im Zug, im Bistro. Vielen Dank für diese schönen Momente, ich kann dieses Buch jedem Bahnpendler ans Herz legen, denn es hat für mich einen besonderen Geist des Reisens eingefangen, der dem heutigen Reisen meines Erachtens etwas fehlt. 



Cover des Buches Tadzios Brüder (ISBN: 9783940078421)
Korikos avatar

Rezension zu "Tadzios Brüder" von Guido Fuchs

Gelungene Sammlung
Korikovor 8 Jahren

Inhalt:
Der Untertitel des Sachbuches „Der schöne Knabe in der Literatur“ weist bereits auf den Inhalt des Buches hin – eine umfangreiche Textsammlung, in denen die außergewöhnlich schönen Jungen auftauchen und umschrieben werden. Dabei wird der Leser durch alle möglichen Zeitepochen von den Klassikern bis zur modernen Belletristik geführt und lernt längst vergessene und wohlbekannte Autoren kennen.
Nach einer sehr umfangreichen und interessanten Einleitung, in dem Herausgeber Guido Fuchs einen ausführlichen Einblick in die Thematik gewährt, folgen Textbeispiele diverser Autoren, von Hermann Hesse über Thomas Mann, Theodor Fontane, Rainer Maria Rilke bis hin zu Astrid Lindgren und Johann Wolfgang von Goethe. Anstatt die Beispiele zeitlich zu ordnen, wählt der Herausgeber eine Unterteilung nach Inhalt und Thema der Ausschnitte: „Begegnung“, „Betrachtung“, „Erinnerung“, „Erwählung“, „Erscheinung“, „Beziehung“, „Verheissung“, „Verbeugung“, „Verschwendung“, „Versuchung“, „Veränderung“ und „Verwandlung“.

Eigene Meinung:
Das Sachbuch „Tadzios Brüder – Der schöne Knabe in der Literatur“ erschien 2015 als edle Hardcoverausgabe mit Lesebändchen im Monika Fuchs Verlag und umfasst knapp 260 Seiten, von denen fast 40 die Quellenangaben umfassen. Jedes Kapitel wird mit einem passenden Gemälde oder Bild untermalt, ebenso befinden sich einige weitere ausgewählte Fotografien bekannter Statuen in der Einleitung des Buches und am Ende. Mit knapp 27 Euro bewegt sich der Band im oberen Preissegment, jedoch ist er aufgrund seines Inhaltes und der schönen Aufmachung durchaus sein Geld wert.

Inhaltlich bietet sich dem Leser eine beeindruckende, sehr umfangreiche Sammlung verschiedenster Textausschnitte, die sich dem schönen Knaben als Protagonisten, Nebenfigur oder flüchtiger Erscheinung widmen. Beginnend im späten 18. Jahrhundert reichen die Passagen und Beispiele bis in die heutige Zeit. Guido Fuchs fördert ein Phänomen zu Tage, das in der heutigen Belletristik kaum noch vertreten ist, da es im Laufe der Zeit verloren ging. Teils mag das an den heutigen Konventionen liegen, teils gilt es als verpönt (gerade als Mann) über einen schönen Knaben zu sprechen, denn damals war es bis zu einem gewissen Grad kein Problem, eine derartige Erscheinung sehr blumig in Worte zu packen. So ist es interessant zu sehen, dass nahezu alle großen Dichter und Autoren derartigen Jünglingen einen Platz in ihren Werken einräumten, ohne dass jemand daran Anstoß nahm. Erst Oscar Wilde, dessen Umschreibungen von Bosie denen der großen Schriftsteller nicht unähnlich waren, scheint dem Thema aufgrund des Prozesses und seiner Homosexualität einen negativen, fast schon schwulen Beigeschmack gegeben zu haben; ein Stempel der Männern heutzutage schnell aufgedrückt wird, wenn von schönen, engelsgleichen Knaben gesprochen wird. Das diesen Umschreibungen keinerlei sexuelle oder erotische Komponente zugrunde liegt, wird in dabei den Hintergrund gestellt. Aus diesem Grund verzichtet der Herausgeber vollkommen auf jegliche Textpassagen und Umschreibungen, die einen schwulen, erotischen oder sexuellen Kontext haben, worauf auch im Vorwort hingewiesen wird. In „Tadzios Brüder“ geht es nicht um die Knaben, die man in der modernen schwulen Literatur finden mag, sondern um die unantastbaren, schönen Kinder und Jugendlichen, die man von der Ferne zwar lieben und bewundern darf, aber nicht verletzen und beschmutzen soll.

Stilistisch erwartet den Leser eine große Bandbreite unterschiedlicher Stile, Genre und Gattungen, je nach Alter des Textes. Natürlich wird auf die Originaltexte Wert gelegt, so dass sie aus heutiger Sicht fehlerhaft (die Rechtschreibung war nun einmal gänzlich anders), schwülstig und sehr blumig wirken, teilweise vielleicht sogar schwer zu verstehen sind. Außerdem sind die Beschreibungen der hübschen Knaben dem Leser mit der Zeit fast zu viel, da sich die Ausschnitte ähneln und sich die Wortwahl der Autoren wiederholt. Daher ist das Buch nur bedingt dazu geeignet, in einem Rutsch gelesen zu werden, sondern vielmehr ein schönes Nachschlagewerk, zu dem man immer wieder greift. Zudem entdeckt man möglicherweise neue (alte) Autoren für sich, deren Werke man bisher nicht auf dem Schirm hatte.

Fazit:
„Tadzios Brüder“ ist eine sehr schöne Textsammlung zum Thema „Der schöne Knabe in der Literatur“ und bietet Liebhabern klassischer Romane einen Fundus an überraschend vielseitiger Texten und Passagen unterschiedlicher Art. Guido Fuchs hat eine beeindruckende Sammlung erstellt, die über mehrere Epochen reicht, unterschiedliche Stilrichtungen und Genre abdeckt und bekannte und unbekannte Autoren präsentiert, ohne jemals in einen (schwul) erotischen Subkontext abzurutschen. Für hektisches Durchlesen ist „Tadzios Brüder“ nicht geeignet, es empfiehlt sich mehr Zeit mitzubringen, um die Fülle an Texten über schöne Knaben wirklich genießen zu können. Zu empfehlen!

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