Inhalt:
Als Arthur eine seit Jahrzehnten zugemauerte Tür öffnet, die sich im Keller eines alten Leuchtturms befindet, ahnt er nicht welch unvorhergesehene und dramatische Geschehnisse dadurch ausgelöst werden. Als er durch die Tür tritt springt er ein ganzes Jahr in die Zukunft und es bleibt nicht bei diesem einen Zeitsprung: Von nun an erlebt er stets nur 24 Stunden ehe er erneut ein ganzes Jahr in die Zukunft springt. Er wird vierundzwanzig Jahre seines Lebens in nur vierundzwanzig Tagen durchleben. Arthur ist verzweifelt, denn er hat das Gefühl, dass sein Leben einfach an ihm vorbeirauscht ohne dass er es richtig lebt. Außerdem verpasst zeitgeschichtliche Ereignisse und findet sich zusehends schlechter in der Welt zurecht. Als er sich in Lisa verliebt stellt sich die Frage ihre Liebe eine Zukunft haben kann, wenn sie nur einen einzigen Tag pro Jahr gemeinsam verbringen können…
Denn ich bin der Mann, der verschwindet. Der Mann ohne Zukunft. Der schemenhafte Mann. Der Mann mit dem Lebenshunger, der jedoch nichts versprechen kann. Der sein Leben schnell leben, der jedem Tag die Intensität einer Achterbahnfahrt geben muss. Der die Zeit in die Länge zu ziehen versucht, die er bei seinem Weggang hinterlässt, wenn er wieder fortgeht. (S. 221)
Meine Meinung:
Die spannenden und mysteriösen Vorkommnisse in deren Zentrum sich die Hauptperson Arthur wiederfindet haben schnell mein Interesse für diese Geschichte geweckt. Die kurzen Kapitel beginnen jeweils mit wunderschönen und poetischen Zitate (u.a. von Victor Hugo, Oscar Wilde, Hermann Hesse, Antoine de Saint-Exupéry, Ernest Hemingway, Gabriel García Márquez, Francois Truffaut, John Irving, Stephen King, Charles Dickens...). Der angenehme Schreibstil tragen ihr Übriges dazu bei, dass man dieses Buch kaum aus der Hand legen kann. Hier eine paar besonders schöne Zitaten, die den Kapiteln vorangestellt wurden:
Lieben ist ein Abenteuer ohne Karte und ohne Kompass, in der allein die Vorsicht in die Irre führt. (Romain Gary) (S. 121)
Erfahrung ist nicht das, was einem zustößt. Erfahrung ist das, was man aus dem macht, das einem zustößt. (Aldous Huxley) (S. 181)
Auf gefahrlose Wege schickt man nur die Schwachen. (Hermann Hesse) (S. 219)
Vielleicht ist die beste Zeit unseres Lebens immer schon vorüber. (James Sallis) (S. 349)
Anfangs hatte ich keine Ahnung was als nächstes passiert und worauf die Geschichte hinausläuft. Später dachte ich, dass ich das Ende der Geschichte ahne, aber ich lag falsch. Das überraschende und unglaublich bewegende Ende habe ich nicht kommen sehen und gerade das ist aus meiner Sicht eine große Stärke dieser Geschichte.
Während anfangs vor allem die spannenden und mysteriösen Geschehnisse und die Liebe zwischen Arthur und Lisa im Vordergrund stehen, entwickelt die Geschichte im weiteren Verlauf und vor allem zum Ende hin einen Tiefgang, den ich so nicht erwartet hätte. Es geht unter anderem um den Umgang mit Verlusten, Zukunftsängste und verpassten Gelegenheiten. Außerdem geht es darum, dass man manchmal bereit sein muss für das, was einem wichtig ist, zu kämpfen und dennoch keineswegs gewiss ist, dass alles so wird wie man es sich erträumt.
Die Zeitsprünge und das damit eingehergehende Gefühlschaos bei Arthur und auch bei Lisa werden sehr eindrücklich beschrieben. Arthur hat zunehmend das Gefühl, nicht mehr in diese Welt zu passen, weil er so wenig Anteil am Leben seiner Liebsten nehmen kann und so viele prägende zeitgeschichtliche Ereignisse und Entwicklungen verpasst hat. Lisa wiederum muss sich damit abfinden den Großteil ihres Lebens allein zu verbringen und darauf zu warten, dass Arthur irgendwann zu ihr zurückkehrt.
Von den Nebenfiguren hat mir Arthurs Großvater besonders gut gefallen. Anfangs kann man ihn und seine Beweggründe noch nicht richtig einschätzen und er und Arthur sind sich noch fremd. Es wird toll beschrieben wie die beiden sich schließlich annähern und wie sie für den jeweils anderen zu einer wichtigen emotionalen Stütze werden und wie sehr sie gegenseitig ihre Leben zum Besseren wenden.
Das Ende der Geschichte kam für mich vollkommen überraschend und ging mir sehr zu Herzen. Obgleich einige Aspekte des Endes mich sehr traurig gestimmt haben finde ich es dennoch passend und stimmig. Zudem wird man trotz der dramatischen Enthüllungen nicht vollkommen hoffnungslos zurückgelassen, weil alles darauf hindeutet, dass Arthur noch viele glückliche Momente bevorstehen. Es wird am Ende deutlich, dass man nie aufgeben sollte, weil es auch in schlechten Zeiten noch Hoffnung geben kann und das Leben noch Gutes für einem bereithalten kann. Vor allem das unerwartete Ende macht dieses Buch zu etwas Besonderem, das es von anderen unterscheidet und gerade deshalb wird mir die Geschichte in Erinnerung bleiben.
Fazit:
Dieses Buch ist etwas ganz Besonderes. Obwohl ich schon viele Zeitreisegeschichten gelesen habe hat das Ende vermocht mich zu überraschen. Beim Lesen dieses Buches unternimmt man eine sehr emotionale Reise, die man nicht so schnell vergisst. Wem dieses Buch gefällt, dem kann ich auch Weil ich dich liebe empfehlen, das ebenfalls von Guillaume Musso geschrieben wurde und das auch eine sehr besondere und berührende Geschichte erzählt. Ich werde auf jeden Fall noch weitere Bücher von ihm lesen.
Zum Schluss noch ein besonders berührendes Zitat aus dem Buch:
„Man glaubt immer, noch viel Zeit zu haben. Man glaubt, die verpassten Augenblicke aufholen zu können, aber das stimmt nicht.“ (S. 353)