Cover des Buches Das Mädchen aus Brooklyn (ISBN: 9783866124219)
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Rezension zu Das Mädchen aus Brooklyn von Guillaume Musso

Tolle Spannung, aber auch zu sehr gewollt und unglaubwürdig

von tinstamp vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Toller Plot! Spannend mit überraschenden Wendungen, doch vorallem in der zweiten Hälfte etwas unglaubwürdig und konstruiert.

Rezension

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tinstampvor 7 Jahren
Die letzten beiden Romane des Autors haben mir leider - vorallem wegen dem Ende - nicht wirklich zugesagt, obwohl die Handlung spannend erzählt wurde. Nun war ich schon neugierig, wie es mir mit dem neuen Roman "Das Mädchen aus Brooklyn" ergehen wird.
Gleich vorweg: Meine Gefühle sind zwiespältig! Mit dem Ende war ich diesmal zufrieden, auch wenn der Autor auf den letzten hundert Seiten etwas über die Stränge geschlagen hat, konnte ich gut mit dem Finale leben. Der Spannungsaufbau war wirklich hoch und schon zu Beginn der Geschichte wurde man mitten ins Geschehen geworfen. Der Handlungsverlauf erinnert eher an einem Thriller, als an einem Roman. Trotzdem gibt es einige Kritikpunkte meinserseits.

Unser Protagonist Raphaël ist Autor von Kriminalgeschichten und Vater eines kleinen Sohnes. Die Mutter des Kindes hat ihn verlassen und hat Theo bei ihm zurückgelassen. Seitdem hat er keinen Satz mehr auf Papier gebracht und das Vertrauen in die Frauen verloren. Doch als er Anna kennenlernt, weiß er, dass sie die Richtige ist. Kurz vor der Hochzeit möchte er das volle Vertrauen zwischen ihnen herstellen. Er wünscht sich, dass sie alle Geheimnisse miteinander teilen. Als Anna ihm ein Foto mit drei verbrannten Leichen zeigt und sagt: "Das habe ich getan" ist er entsetzt und verlässt das Hotel. Sehr schnell erkennt Raphaël, dass er zu voreilig war. Er möchte Antworten und kehrt zurück, doch das Zimmer ist verwüstet und Anna spurlos verschwunden.....

Mit der Hilfe seines Freundes Marc, einem ehemaligen Polizisten, macht sich Raphaël auf die Suche nach Anna und erlebt sehr schnell die nächste Überraschung. Und das ist nicht die Letzte! Raphaël hat aber auch das Gefühl, dass seine Verlobte in Schwierigkeiten steckt. Es beginnt ein spannendes Katz und Maus Spiel quer durch Frankreich und New York....

Durch den fulminaten Start hat man anfangs leider nicht wirklich genug Zeit die beiden Protagonisten Anna und Raphaël richtig kennenzulernen und ihre Charaktere einzuordnen. Es scheint als wäre dies auch die Absicht des Autors gewesen, denn die Spannungskurve wird damit angehoben. Als Leser weiß man nicht, wie man Anna einordenen soll - jene Frau, die kurz vor der Hochzeit ihren Verlobten ein Foto zeigt, das drei verbrannte Leichen zeigt und dazu "Das habe ich getan" sagt. Natürlich ist dies ein Schock für den zukünftigen Ehemann...aber läuft man sofort danach weg ohne nachzufragen? Zeigt man überhaupt ein derartiges Foto her und spricht diesen Satz aus? Eher nicht.....

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Raphaël oder Marc erzählt. Der Leser steht auf einer Stufe mit den Beiden und man bleibt lange im Unklaren, was Anna verbirgt. Marc, der ehemalige Polizist, lässt seine Verbindungen spielen, um an der Aufklärung ihres Verschwindens mitzuwirken. Raphaël versucht inzwischen in Brooklyn mehr über Annas Vergangenheit herauszufinden.
Trotz des etwas konstruiert und unglaubwürdigem Auftaktes, verfolgt man voller Spannung die Suche von Raphaël und Marc, die von der Côte d’Azur nach Paris und schlussendlich nach New York führt. Dabei hat Guillaume Musso unerwartete Wendungen eingebaut. So war auch die erste Hälfte absolut spannend zu lesen und hat mich wirklich an das Buch gefesselt. Musso beherrscht seinen Beruf, denn er beendet jedes seiner Kapitel mit einem kleinen Cliffhanger. Dadurch kann man das Buch kaum aus den Händen legen.
Die Charaktere bekommen im Laufe der Geschichte immer mehr Gesicht und werden greifbarer. Nach und nach fügt sich auch das Bild rund um Anna zu einem Ganzen. Ein Ergebnis, das mir gefallen hat!

Kommen wir nun aber zu den eher negativen Fakten der Geschichte. Im letzten Drittel hat es der Autor etwas übertrieben. Musso wollte anscheinend noch mehr Action reinbringen und hat weitere Wendungen und Abläufe in die Geschichte gequetscht, die mit der Zeit immer konstruierter und unglaubwürdiger wirken. So beginnt man leider öfters mit dem Kopf zu schütteln und fragt sich, was sich der Autor dabei gedacht hat. Mit dem Ende war ich teilweise zufrieden. Positiv für mich war diesmal, dass es kein mystisches Drumherum gab und ich wie in seinen letzten beiden Roman zutiefst enttäuscht das Buch zugeklappt habe. Ebenso werden auch alle losen Fäden verknüpft und es bleiben keine Fragen offen, aber die letzten hundert Seiten sind einfach zu konstruiert.

Noch eine Frage musste ich mir stellen: Ob Musso wohl Vater ist? Wenn ja, dann scheint er nicht oft zu Hause zu sein. Oder er übernimmt die Kinderbetreuung nur für kurze Zeit, denn der kleine Theo ist wohl das bravste Kind überhaupt. Außer, dass er pausenlos im Hochstuhl sitzt und isst und glückselig lächelt, quängelt Theo kaum und macht keinerlei Probleme. Wo gibt es so ein pflegeleichtes Kleinkind??? Ich habe noch keines getroffen!

Und noch eine kleine Anmerkung: Anna ist übrigens dunkelhäutig. Der Verlag hat allerdings auf dem deutschen Cover eine weiße Frau dargestellt.

Wie bereits oben angesprochen lässt mich der Roman mit zwiespältigen Gefühlen zurück. Es liest sich wahnsinnig spannend und die Idee ist großartig. Doch vieles ist zu konstruiert und ich hatte das Gefühl der Autor wollte einfach zuviel in seinen Roman quetschen. Meine Erwartungen wurden daher nicht ganz erfüllt.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist wie in allen Musso Romanen sehr flüssig und temporeich. Man liest zügig durch die Geschichte und möchte das Buch kaum aus der Hand legen. Guillaume Musso versteht Spannung aufzubauen und den Leser notfalls mit kleinen Cliffhangern bei der Stange zu halten - was er überhaupt nicht notwendig hat! Unerwartete Wendungen und rasche Perspektivenwechsel sorgen für ein hohes Spannungslevel.

Fazit:
Die Geschichte hat einen sehr interessanten Plot und ist sehr spannend geschrieben. Dennoch beendete ich den Roman mit geemischten Gefühlen. Vorallem im letzten Drittel wirkt Vieles zu unglaubwürdig und ich hatte das Gefühl der Autor möchte unbedingt noch ein paar Wendungen hineinquetschen, die aber zu konstruiert wirken. Wegen dem rasanten Verlauf und der hohen Spannung vergebe ich noch schwache 4 Sterne.
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