Cover des Buches Wirst du da sein? (ISBN: 9783492307215)
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Rezension zu Wirst du da sein? von Guillaume Musso

Eine zauberhafte Geschichte über zweite Chancen

von Nelly87 vor 7 Jahren

Rezension

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Nelly87vor 7 Jahren

Nach außen hin macht Eliott Cooper einen sehr geerdeten Eindruck. Er ist Arzt, wird von Patienten und Kollegen anerkannt und geschätzt und seine Tochter ist der wichtigste Mensch in seinem Leben. Doch auch wenn es scheint, als habe er ein erfülltes Leben, so ist es für ihn doch leer und dunkel. Bereits 30 Jahre ist es her, seit er seine Frau und große Liebe Ilena verloren hat. Eigentlich hat Eliott mit seinem Leben abgeschlossen und er wartet nur noch auf den Tod. Bis zu dem Tag, an dem er von kambodschanische Stammesältesten, den er im Rahmen seiner ehrenamtlichen Hilfsarbeit kennengelernt hat, kleine goldene Pillen geschenkt bekommt. Anfangs skeptisch, wirft er sich dann doch eine ein. Was hat er schon zu verlieren. Und plötzlich bekommt Eliott eine zweite Chance…

Die Pillen ermöglichen es Eliott, 30 Jahre in die Vergangenheit zu springen, wo er auf sein jüngeres Ich trifft. Und er bekommt die Gelegenheit, seine große Liebe wiederzutreffen. Kann er dieses Mal den tragischen Tod seiner Geliebten verhindern?

Guillaume Musso war für mich bisher ein Unbekannter. Klar hab ich den Namen ab und an mal gelesen, aber bisher war mir nicht klar, welch ein grandioser Autor sich hinter diesem Namen verstecken muss. Kennst Du das Gefühl, wenn Du das Buch eines „unbekannten“ Autors lest, völlig ohne Erwartungen da ran gehst und dann total umgehauen wirst? So ging es mir. Dieses Buch hat mich einfach von den Füßen gehoben.

Dabei war ich nach 50 Seiten noch wirklich skeptisch. Goldene Pillen, die einen Menschen in die Vergangenheit transportieren? Ja ne, is klar… Hinzu kam, dass einem als Leser der Einstieg etwas schwer gemacht wird. Die Handlung springt immer wieder zwischen zwei Zeitebenen hin und her. Da in beiden Handlungssträngen allerdings Eliott die Hauptrolle spielt, brauchte es ein wenig Zeit, bis ich mich in die Sache eingefunden hatte.

Aber dieses kleine SiFi-Element tut der Geschichte sooo gut. Je weiter die Geschichte fortschreitet, desto mehr tritt das Zeitreiseelemente in den Hintergrund, was ich persönlich dann wirklich schade fand. Musso hat die Zeitsprünge auf eine unauffällige, fast realistische Art und Weise zu einem Teil der Story gemacht.

Auch wenn die Handlung anfangs noch vorhersehbar erscheint, ändert sich diese Meinung mit der Zeit. Mir ging es zumindest so, dass ich dachte, Eliott würde alles daran setzen, den Tod seiner Liebe zu verhindern. Daher war ich mir fast sicher, dass ich den Verlauf des Buches vorausahnen konnte. Doch nach und nach stellt sich heraus, dass Musso sich da doch hat noch etwas einfallen lassen. Denn jede Zeitreise hat einen Nebeneffekt, den jeder von uns kennt. Wer nur ein Detail der Vergangenheit ändert, kann damit die Gegenwart auf den Kopf stellen. Und plötzlich muss Eliott sich fragen, ob es Dinge oder Menschen gibt, die ihm sogar noch wichtiger sind als seine Ehefrau.

Musso hat sein Hauptaugenmerk verständlicherweise auf Eliott gelegt. Der ist gerade in seiner jüngeren Version gar nicht so einfach gestrickt. Er kann auch einmal kratzbürstig und aufbrausend sein, während sein älteres Ich von einer inneren Ruhe begleitet wird, deren Ursprung aus dessen Lebensmüdigkeit herrührt. Man hat zwar nicht das Gefühl, als würde er sich im nächsten Moment vor einen Zug stürzen wollen, aber ich hatte doch den Eindruck, als würde es ihm nicht viel ausmachen, wenn er die nächsten Jahre, die er zweifelsfrei allein bleiben würde, nicht erleben müsste. Zwar liebt er seine Tochter, doch diese ist erwachsen, aus dem Haus und kein Ersatz für Eliotts Verlust.

Die junge Version dagegen ist voller Träume und Tatendrang. Er kann mit der zynischen Art seiner Alter Ego anfangs wenig anfangen, doch je besser sie sich kennenlernen, desto mehr nähern sich auch ihre Charaktere an. Ich mochte sie beide, doch gefühlsmäßig handelte es sich um zwei völlig unterschiedliche Personen.

Totel verliebt war ich aber in Matt, Eliotts besten Kumpel und das in beiden Zeitebenen. Dieser Mann ist der Inbegriff der Machos. Feste Bindungen machen ihm Angst und er springt von einem Bett ins nächste. Seine Devise ist es, das Leben hier und jetzt zu genießen, was einfach symapthisch rüber kam. Er geht mit einer Leichtigkeit durchs Leben, die fast bewundernswert ist. Allerdings war es gerade in der späteren Zeitphase manchmal gleichzeitig traurig und schön, dass er sich im Alter auch so gar nicht ändert. Er genießt noch immer sein Leben, ist allerdings auch noch immer allein und holt sich sein Selbstwertgefühl von jüngeren Frauen.

Das ganze Buch ist wunderschön gefühl- und fantasievoll. Es holt einen ab und trägt einen fort. Musso kann einfach schreiben. In einfachen Worten und Sätzen erzeugt er eine emotionale Atmosphäre, der sich der Leser kaum entziehen kann. Er schreibt eine Liebesgeschichte, ohne dass das Liebespaar zum Hauptgegenstand wird. Es war einfach so schön zu lesen…

Lange Zeit hatte ich Guillaume Musso gar nicht auf dem Schirm. Das war ein Fehler! Nicht nur, dass er schreiben kann, sondern er scheint auch recht gute Ideen zu haben. Mit dieser Geschichte hat er mich total unvorbereitet von den Sohlen gehauen. Ich hab mit Eliott gelacht und geweint und wollte mich kaum von ihm und seinem Leben trennen. Eine wunderschöne, zauberhafte, liebevolle Geschichte…


© Nellys Leseecke - Lesen bedeutet durch fremde Hand träumen

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