Ich finde das Buch als Gesamtwerk betrachtet beeindruckend. Die Autorin hat sich quasi therapiert, indem sie vor sich selbst ihr Leben mit der Bulimie reflektiert hat.
Ich habe jedoch so meine Zweifel, ob das Buch Betroffenen helfen kann, solange sie noch mittendrin stecken, denn trotz aller Probleme und Negativaspekte der Essstörung als Suchterkrankung kommt als Message beim Lesen immer wieder rüber, dass man sie verheimlichen kann, nicht zuletzt vor sich selbst, und dass man sie ohne professionelle Hilfe besiegen kann.
Ich bin selbst betroffen gewesen und habe es mit langjähriger Therapie geschafft, rauszukommen aus dem Teufelskreis, aber es hat mich mehr als nur fünf Kilo mehr gekostet. Und ich bin der Meinung, dass man die körperlichen Folgen nicht so einfach kaschieren kann, wie es das Buch suggeriert. Streckenweise war es sogar ziemlich triggernd, was für Essgestörte definitiv nicht hilfreich, sondern kontraproduktiv sein. Wenn die Autorin beschreibt, dass es ihr zwar nicht gut ging, aber sie immerhin für ihr Aussehen gelobt wurde und immer superschlank war usw. - wenn man untergewichtig ist und zehnmal am Tag kotzt, und das über lange Zeit, dann bleibt das nicht folgenlos bzw. nur bei Ringen unter den Augen, brüchigen Nägeln und dünnen Haaren...schon gar nicht in finanzieller Hinsicht - insofern halte ich die Autorin für eine Ausnahme. Sie hat eine schon fast übermenschliche Kraft und einen sehr starken Überlebenswillen - genau diese Eigenschaften hat nicht jeder Bulimiker!
Das Buch ist gut für Angehörige und Leute, die die Krankheit nicht kennen oder nicht nachvollziehen können, denn es gibt einem einen sehr realistischen Einblick in die Gedankenwelt eines Bulimikers.