Cover des Buches Dunkle Tage (ISBN: 9783866800724)
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Rezension zu Dunkle Tage von Gunnar Kunz

Dunkle Tage

von maxibiene vor 11 Jahren

Rezension

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maxibienevor 11 Jahren
Der große Industrielle von Berlin, Max Unger, wird mit mehreren Messerstichen in seinem Arbeitszimmer brutal erstochen aufgefunden. Obwohl jeder weiß, dass er das Talent hatte, sich ständig neue Feinde zu machen, sucht Kriminalkommissar Gregor Lilienthal seinen Mörder bzw. das Motiv erst einmal innerhalb der Familie. Als er einen Packen Briefe mit philosophischem Inhalt findet, bittet er seinen Bruder Professor Hendrik Lilienthal hinzu, damit er ihn bei seiner Ermittlungsarbeit unterstützt. Während Lilienthal die Angehörigen verhört und diese sich in ihren Aussagen des Öfteren widersprechen, glaubt er das Motiv gefunden zu haben. Doch die Zahl der Verdächtigen, auch außerhalb der Familie, reißt nicht ab. Zeitgleich beginnt es in Berlin zu brodeln und es formieren sich immer mehr Aufständische. In dem ganzen Durcheinander findet aber der eigensinnige Professor in der ebenso eigensinnigen Nichte des Toten eine wahre Verbündete. Sie beginnen ihre Ermittlungen auf eigene Faust, jedoch in eine ganz andere Richtung.

„Dunkle Tage“ ist ein Kriminalroman aus dem Berlin der Weimarer Zeit und beinhaltet eigentlich nur den kurzen Zeitraum von 10 Tagen, vom 10.März 1920 bis 19.März 1920. Die Weimarer Republik, die als Abschnitt der deutschen Geschichte bezeichnet wird, hat ihren Ursprung im Jahr 1918 und endete als sich die Nationalsozialisten um Adolf Hitler formierten. Der Autor Gunnar Kunz greift hier eine Zeit des Umbruchs auf und zeigt vor dem Hintergrund des Kapp-Putsches, was sich in diesen Tagen gerade in Berlin ereignete. Während Streiks und Unruhen an der Tagesordnung waren, sich die Angst vor einem Bürgerkrieg mehrten, gingen Kommissar Gregor Lilienthal und sein Bruder Professor Hendrik Lilienthal beinahe ihrem Tagesgeschäft nach. Die Ermittlungen zum Mord an den Industriellen Max Unger zeigen, dass bereits im Jahr 1920 schon recht fortschrittliche Methoden angewandt worden sind um auf die Spur des Mörders zu gelangen. Durch die Einbindung des Professors in die Ermittlungsarbeit wurde der Leser auch des Öfteren mit philosophischen Zitaten konfrontiert, wie z.B. eines von Nitzsche, das mir besonders gefiel: „Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen“. Die große Anzahl der Verdächtigen war vor allem darauf zurück zu führen, dass der Tote ebenfalls eine große Anzahl von Feinden besaß. Darunter auch eine Familie aus einfachen Verhältnissen. So konnte der Autor den Spagat zwischen Arm und Reich gut darstellen und die Gegensätze deutlich hervor heben. Die Kriminalhandlung fand ich zwar wenig spannend, dafür aber umso mehr den historischen Hintergrund. So ging der Autor u.a. auf die Ermordung der Revolutionäre Liebknecht und Luxemburg ein und konfrontierte ebenso den Mörder dieser Beiden mit den heraus gefundenen Tatsachen. Auch wenn die Mordermittlungen nur wenig dominierten sondern mehr der historische Hintergrund der Zeit, war die Auflösung des Falls kaum überraschend.
Fazit: Wenn man sich für die Geschichte der Weimarer Republik interessiert und auch philosophische Einlagen in einem Krimi akzeptiert, dann ist dieses Buch empfehlenswert.
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