Lange und flüssig zu lesende Sätze mit hoher Gedankendichte und geradezu verschwenderisch-pompösem Wortreichtum zieht man lesend über weite Teile des Werkes in sich hinein wie frische, belebende Frühlingsluft. Sollte diese Erzählung eine deutliche und erkennbare Botschaft haben, so ist sie mir ebenso deutlich und erkennbar entgangen. Für mich geht es in diesem Buch im Wesentlichen um die stets erwünschte, gewollte, erhoffte, mit vielen Hindernissen und Umwegen ausgestattete, kaum erreichbare Selbstfindung. Aber wie Hermann Hesse in seinem Nachwort selbst bemerkt: Möge jeder aus der Erzählung machen, was ihm entspricht und dienlich ist.
Gunter Böhmer
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Stunden im Garten. Der lahme Knabe
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Rezension zu "Der Steppenwolf" von Hermann Hesse
Der Protagonist Harry Haller ist ein Steppenwolf. Ein einsamer Einzelgänger, der die Freude am Leben schon längst verloren hat. Er nimmt den Leser mit in seinen tristen Alltag und wird dann plötzlich völlig überrumpelt von einer neuen Bekanntschaft...
Sprachlich für mich ein absolutes Highlight meines Lesemonats Mai, jedoch inhaltlich etwas schwieriger zu verarbeiten. Ich konnte mich vor allem zu Beginn noch relativ gut mit dem Protagonisten identifizieren, habe mir aber immer mehr Fragen zu seiner Motivation zu stellen begonnen. Die erste Hälfte des Buches hat sich für mich ziemlich gezogen, ohne das gross etwas passiert ist. In der zweiten Hälfte ging es dann zwar richtig los, jedoch erschien mir die Geschichte immer fragwürdiger und ich war vor allem vom Schluss ziemlich enttäuscht.
Nichtsdestotrotz war ich fasziniert von der Schreibweise und der Gedankenreichheit Hermann Hesses und kann das Buch jedem weiterempfehlen, der nichts gegen ein paar literarische Höhenflüge hat und etwas mehr Leseaufwand nicht scheut.
Der Roman hat sowohl gute als auch schlechte Seiten. Die Entwicklung Harrys in Bezug auf soziale Kontakte sowie -Aktivitäten ist anschaulich dargestellt, allerdings wird das Leseerlebnis selber durch nicht ganz durchschaubare Metaphern gestört. Auch die Satzstellung und der Satzbau hindern meist einen fließenden Lesefluss, da diese manchmal verschachtelt oder schlichtweg auch nur zu lang sind. Das offene Ende ist durchaus ein guter Gedankengang, da er Raum für Interpretationen gibt, doch angesichts der eh schon hohen Interpretationsrate ist dies vielleicht auch schon zu viel des Guten.