Dieser Grundsatz der Medizin stammt schon aus der Antike, und er sollte nicht nur für einen einzelnen Patienten gelten, sondern auch für eine Gesellschaft. Doch bei der Corona-Politik der deutschen Bundesregierung fragt man sich nur noch, ob es sich um einen aus tiefgreifender Dummheit entstandenen Dilettantismus, untermalt von Erlösungsideologien, oder um zynische Absicht mit dunklen Hintergedanken handelt. Auffällig ist besonders, dass jedwede Kritik an dieser Politik als unverzeihliches Sakrileg gilt und massiv bekämpft wird. Allein daran kann man erkennen, dass hier etwas gewaltig schief läuft. Denn zu Kritik gibt es viele Anlässe.
Gunter Frank, selbst Allgemeinmediziner und gut vernetzter Hausarzt, fasst die zentralen Kritikpunkte gut erklärt zusammen. Sein Buch besteht aus drei Teilen: (1) Die Pandemie, (2) Die Maßnahmen, (3) Eine Gesellschaft auf Abwegen.
Für das Ausrufen "einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite" gibt es in Deutschland kein objektives Kriterium, es reicht ein Beschluss des Bundestages. Dieser hat bekanntlich zur Folge, dass eigentlich unverhandelbare Grundrechte (deswegen heißen sie schließlich so) auf einen Schlag verlorengehen. Frank stellt sich in diesem Zusammenhang zwei Fragen: (1) Wie gefährlich ist Corona für einen Erkrankten? (2) Wie gefährlich ist Corona für die Gesellschaft? Bei nur 5 % der Erkrankten kommt es zu einem schweren Verlauf mit möglichweiser länger anhaltenden Einschränkungen. Die Sterblichkeit ist noch viel geringer und betrifft vor allem sehr alte Menschen und Leute mit erheblichen Vorerkrankungen. Dennoch ist eine solche Erkrankung potentiell lebensgefährlich, insbesondere, wenn man sie falsch behandelt, zum Beispiel mit einer invasiven Beatmung.
Die Ansteckungsgefahr liegt bei Corona deutlich über der einer Grippe, alle anderen Zahlen sind ähnlich. Nach den vorliegenden offiziellen Statistiken gab es in Deutschland seit März 2020 keine Übersterblichkeit, keine exponentielle Ausbreitung dieser Krankheit, und zu keinem Zeitpunkt fand man über das ganze Land gesehen unzumutbare Überlastungszustände in den Krankenhäusern, was punktuell solche Zustände jedoch nicht ausschließt. Diese aber gibt es jedes Jahr in der Grippesaison. Frank hat diese Zahlen nicht erfunden, sondern benutzt seriöse und offizielle Quellen. Für Frank hat es eine epidemischen Lage von nationaler Tragweite in Zusammenhang mit Corona nie gegeben.
Der eigentliche Skandal ist jedoch das komplette Versagen des RKI. Es weigert sich bis heute standhaft, belastbare Zahlen zu ermitteln, die das wirkliche Geschehen um Corona abbilden. Dazu müsste man ähnlich wie bei Wahlprognosen sogenannte repräsentative Kohortenstudien durchführen, für die es in Deutschland genug Spezialisten gibt. Das wurde stets abgelehnt, obwohl es zum Standardrepertoire in der Epidemiologie gehört. Die massiven Freiheitseinschränkungen beruhen in Deutschland also auf einer nicht belastbaren Datenbasis. Einzelheiten findet man dazu im Buch.
Im zweiten Teil befasst sich Frank mit den von der deutschen Bundesregierung ergriffenen Maßnahmen. Viel gibt es da nicht zu berichten, denn außer einem Dauerlockdown ist der Politik nichts eingefallen. Wenn man sich mit den jeweiligen Corona-Verordnungen beschäftigte, dann konnte man schnell und leicht die oft kuriosen Widersprüche und Ungereimtheiten dieser Festlegungen sehen. Manches war an Hilflosigkeit nicht zu überbieten. Doch die zentrale Frage hinter diesen Maßnahmen ist ganz einfach: Was hat es gebracht? Die WHO rät von Lockdowns ab. Länder ohne Lockdown weisen einen ähnlichen Verlauf der Infektionskurve auf. Beispielsweise die Schweiz und Deutschland. Man kann die Kurven fast übereinanderlegen. In den USA wurden vor zwei Monaten in Texas und Florida alle Maßnahmen aufgehoben. Nichts Schlimmes ist passiert. Ganz im Gegenteil.
Wenn das so ist, dann muss man die katastrophalen Folgen der Lockdowns in den Fokus nehmen. Nach und nach, und auch das kann man im Buch nachlesen, scheint es sogar in den Medien einigen zu dämmern, was diese unselige Politik angerichtet hat. Welche Schäden in der Psyche von Kindern entstanden, welche Bildungsdefizite das Land zu verkraften haben wird. Wie viele Existenzen zerstört wurden. Frank zählt nur einiges davon auf. Sicher ist aber, dass alles, was man jetzt schon sieht, nur das Offensichtliche ist. Dahinter, noch versteckt für die Öffentlichkeit, werden sich ganz andere Dimensionen auftun. Nur Dilettanten können glauben, dass man eine hochgradig vernetzte und getaktete Wirtschaft einfach so aus- und anschalten kann. Eine schon jetzt sichtbare Folge sind Lieferengpässe und daraus resultierende Preisanstiege. Sie können eine nicht mehr steuerbare Kettenreaktion auslösen. Beispielsweise werden Baufirmen, die Aufträge zu Festpreisen angenommen haben, bei ihren Bauten Verluste machen, was sehr schnell zu Insolvenzen führen kann. Und so weiter und so fort.
As zweite Maßnahmen neben dem Dauerlockdown war es vor allem die gezielt geschürte Angst, die von den Medien verstärkt, die Bevölkerung zum Gehorsam führen sollte. Frank zitiert Dokumente, die ein solches Ziel belegen. Und der Effekt trat auch ein. Damit ist man auch schon beim dritten Teil des Buches und der Frage, was diese Politik mit Deutschland gemacht hat. Wenn man die Verfassung in wichtigen Teilen mit einem einfachen Mehrheitsbeschluss des Bundestages aushebeln kann, dann ist das Deutsche Grundgesetz das Papier nicht wert, auf dem es steht. Nun steht es der Bundeskanzlerin zu den Menschen Freiheiten zuzuordnen oder wegzunehmen. Und dafür gibt es keine objektiven Kriterien. Die Merkel-Inzidenz lässt sich leicht manipulieren, weil sie von der Anzahl der Tests, der Art und Weise, wie und wer getestet wird und von der Auswertung der Tests stark abhängt. Vor allem aber spiegelt sie das wirkliche Infektionsgeschehen deshalb nicht wider.
Im Buch wird der ehemalige Verfassungsrichter Udo Di Fabio zitiert: "Wenn ich in Deutschland einen Staatsstreich machen wollte, dann würde ich eine Corona-Pandemie erfinden." Diesem hintergründigen Satz ist nichts hinzuzufügen.