Ich muss sagen mit 720 Seiten war es ein ganz schöner Schinken und es hatte mich zu Anfang nicht gleich gecatcht. Aber zur Mitte hin war es recht gut und ich wollte es nicht mehr weglegen. Zum Ende allerdings wollte ich es nur noch beenden und es gab einige Szenen, wo ich dachte, sie waren nur zum Seitenfüllen. Die Geschichte war gut durchdacht und es gab regelmäßige up and downs. Die Protagonistin gefiel mir gut (manchmal ein wenig zu lieb und zu übervorsichtig mit ihren Handlungen und Denkweisen) und auch die eingebaute Liebesgeschichte fand ich gut. Grundsätzlich hat Nora Roberts hier den damaligen Zeitgeist eingefangen – zu einer Zeit, wo Talkshows sehr beliebt waren. Die hin und wieder platzierten Hinweise auf den Showdown waren gut gewählt und ließ einen immer wieder an den verschiedenen Personen in ihrem Umfeld zweifeln. Allerdings kann ich das Buch nicht wirklich kategorisieren. Für einen seichten Roman zu heftig – für einen Thriller zu wenig. Es war ein gutes Buch, ich habe es gerne gelesen, aber ich denke, man hätte es auch etwas kürzen können, dann wäre es nicht so langatmig gewesen zum Schluss hin!
Gunther Seipel
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Charleston
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Inhaltsangabe:
Charleston, zur Zeit des Bürgerkriegs: Die einst blühende Hafenstadt im Süden mit ihren großen Traditionen und Reichtum leidet unter den Unionstruppen. Nach dem verlorenen Krieg müssen die Bewohner nicht nur mit der Armut zurechtkommen, sondern auch noch mit der Besatzung und den nun freien, aber randalierenden Schwarzen fertig werden.
Die Familie Tradd, bestehend aus der Witwe Mary, der resoluten Tante Julia, den Kindern Pinckney, Stuart und Lizzie, lebt seit der Gründer-Generation in dieser unverwechselbaren Stadt, die bei den Nordstaatlern nur müdes Naserümpfen hervorruft.
Nach dem Heldentod des Vaters muss Pinckney nun die Verantwortung für die Familie übernehmen. Gerade mal zwanzig, vom Krieg gezeichnet und der eiskalten und berechnenden Lavinia Anson versprochen, sieht er sich außer Stande, der Familie den gewohnten Lebensstandard zurück zu geben. Nur sein Freund Joe Simmons, der ihm im Krieg das Leben rettete, gibt sein Bestes. Von der ersten Sekunde an schlägt Joes Herz für die kleine Lizzie, aber kaum hat sie Jahre später ihr Debüt in der Gesellschaft, überwirft sich Joe mit Pinckney.
Viele Schicksalsschläge warten auf die Familie und ob sie alle ihr Glück finden, bleibt ungewiss.
Mein Fazit:
Dieses Buch hat lange in meinem Regal gestanden. Einst erwarb ich es (glaube ich) auf dem Flohmarkt. Eigentlich mag ich schon Südstaaten-Romane, aber ich habe dabei immer wieder Orry Main aus „Fackeln im Sturm“ vor Augen!
Diese Geschichte handelt nicht nur von der Familie Tradd in Charleston dreißig Jahre nach dem Bürgerkrieg, sondern auch von vielen anderen Menschen, die in irgendeiner Weise mit der Familie in Berührung kommt. Die vielen Namen können zuweilen verwirren. Mit der Zeit kann man sich jedoch gut zurechtfinden.
Die Autorin hat diese Stadt, die bis heute noch sehr traditionsbewusst ist, vor meinem inneren Auge erblühen lassen. Ich konnte mir die Menschen und die vielen Häuser sehr gut vorstellen. Auch die Beschreibungen der Bälle und der Kleider sind sehr detailreich und bildhaft. Der Ehrenkodex war ziemlich beeindruckend und die Erklärungen dazu fanden fließend Platz in der Geschichte. Die Figuren sind sehr liebevoll beschrieben und haben durchaus ihre Ecken und Kanten.
Allerdings fehlt der Geschichte ein Spannungsbogen. Hin und wieder passiert zwar etwas und dann kann man das Buch auch kaum aus der Hand legen, aber zwischendurch plätschert die Geschichte so dahin. Die letzten 200 Seiten waren interessanter und auch berührender, denn da kamen die losen Fäden der Geschichte zu einem dichten Netz zusammen. Die Lebenswege der Figuren führen zu einem großen historischen Ereignis und das fand ich wirklich gut geschrieben.
Man merkt der Autorin die Liebe zur Epoche und zur Stadt an.. Und Geschichten erzählen konnte sie wirklich, nur der Spannungsbogen fehlte leider. Daher gibt es nur vier Sterne und ich bin durchaus geneigt, den zweiten Teil der Reihe zu lesen!
Ich habe oft bei den Thomas Pitt Romanen das Gefühl Pitt wird als Weichei dargestellt, der seine Fälle bloß mit Hilfe seiner Frau lösen kann. Nie wird er ernst genommen. Sei es der Chef, die Schwiegereltern, Charlottes Großmutter oder auch Leute, die von ihm als Polizist befragt werden.
In diesem Krimi geht es um das Thema Homosexualität. Der Hauslehrer Jerome, der deswegen verurteilt wird, wirkt als Leser arrogant und hochmütig, sodass er automatisch in die Rolle des "bösen" Schwulen gesteckt wird. Gillivray, Pitts übereifriger Kollege, wirkt auf mich als Leser total abstoßend und schleimig. Er versucht es seinem Chef immer wieder recht zu machen, um irgendwann eine Position aufzusteigen. Gegenüber Pitt zeigt er keinerlei Respekt, was wiederum die autoritäre Unfähigkeit Pitts unterstreicht.
In vielen Pitt Krimis wiederholen sich Teile der Story. U. a. dass Charlotte zwar durch ihre Familie auf jedes in London stattfindende Event kommt, sich aber zumeist aus einem abgetragenen Kleid ihrer Schwester oder auch Tante etwas nähen muss. So als hätte sie nie irgendetwas festliches im Schrank. Was aber passiert mit den bereits umgeschneiderten Teilen aus den Romanen zuvor? =)
Immer wieder weißt der Roman Längen auf! Es werden immer wieder bereits erwähnte Fakten wiederholt, sodass der Roman recht langatmig erscheint. Auch vor Gericht wird alles mehrfach durchgekaut.
Pitt wird als eine Art Robin Hood dargestellt, der für die Gerechtigkeit und die nicht so betuchte Gesellschaft Londons kämpft.
Und immer wieder die betonte Hilflosigkeit zwischendrin. Irgendwann nervt es.
Am Ende des Romans fehlen nur noch die Worte: "Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute."
Eines der eher schlechteren Bücher von Anne Perry.
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