Soll und Haben - wer kennt diesen Klassiker von Gustav Freytag?
Ich kannte lediglich den Titel - hatte mich aber vor meinem Besuch der Gustav-Freytag-Gedenkstätte in Siebleben noch nicht damit beschäftigt. Neugierig geworden habe ich den Roman gelesen, vor allem auch, weil uns der nette Herr, der uns freundlicherweise durch das Haus geführt hat, informierte, dass kein Geringerer als Thomas Mann zu "Soll und Haben" sagte, dass er durch diesen Roman zu "Die Buddenbrooks" inspiriert wurde, hätte es "Soll und Haben" nicht gegeben, wären wohl auch "Die Buddenbrooks" nicht geschrieben worden !!!!
Anton ist der Sohn eines Beamten und Veitel Itzig ein Junge jüdischer Abstammung - die beiden stammen aus Ostrau und beginnen eine Kaufmannslehre in Breslau.
Anton macht Karriere und Itzig - der mehr als ehrgeizige junge Mann treibt sich in den Ruin. Beide treffen sich nach Jahren wieder. Sie begegnen sich im Haus des Freiherrn von Rothsattel - immer wieder treffen sie sich, ihre Lebenswege kreuzen sich ständig.
Dieser Roman ist nicht nur die fiktive Geschichte dieser beiden Männer und ihrer Wegbegleiter, sondern auch ein Roman dieser Zeit - der mich mitgerissen hat. Ich gebe zu, Freytag eigentlich nur durch den Zusammenhang mit dem Rennsteig auf dem Schirm gehabt zu haben, aber er ist so viel mehr. Dieser Roman ist wirklich etwas besonderes.
Ich habe mich für die Ausgabe aus dem Anaconda Verlag entschieden, weil diese einfach vom Preis-Leistungs-Verhältnis für mich sehr ansprechend war.
Die Art und Weise, wie der Autor seine Figuren beschrieben hat, in ihrem Tun und ihren Gefühlen über die Zeit der Romanhandlung hat mir sehr gut gefallen, ich konnte mich prima in sie hinein versetzen und auch die Handlung ist extrem klug konstruiert.
Der Roman ist in 6 Bücher gegliedert.
Leseprobe:
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"Das ist traurig", seufzte er, sich niedersetzend, "viel ärger, als man uns in Rosmin gesagt."
"Das Dorf sieht aus wie verwünscht", rief Karl; "die Gespanne arbeiten nicht auf dem Felde, und weder Kühe noch Schafe sind auf dem Stoppelland zu sehen. Wahrscheinlich haben die Leute hier Stallfütterung."
Der Knecht schlug auf die Pferde, und in unregelmäßigem Galopp fuhren sie zwischen zwei Reihen von Lehmhütten durch das Dorf und hielten vor der Schenke an. ...
Ich bin extrem beeindruckt, wie gut sich diese Geschichte lesen lässt. Es handelt sich um einen bürgerlichen Roman, der viele Nuancen bietet, der spannend lebendig geschrieben ist, mit zahlreichen Dialogen behaftet, die mich als Leserin noch tiefer in die Handlung involviert hat. Die Darstellung der Zeit ist gut gelöst und verbindet sich mit der fiktiven Handlung glaubwürdig.
Es gibt absolut von meiner Seite nichts zu bemängeln.
100 von 100 Punkten für die Geschichte und besonders die Ausgabe aus dem Anacondaverlag, die mir äußerlich sehr zusagt.