Rezension zu "Psychologie der Massen" von Gustave Le Bon
Gustave Le Bon (1841-1931) steht am Anfang der so genannten „Massenpsychologie“. Er setzte sich mit Fragen auseinander, wie sich der Einzelne in der Masse verändert. Dabei geht es um Probleme der Konformität, der Entfremdung und der Führung. Le Bon ist sehr kritisch, was die Modifikationen des Verhaltens der Einzelpersönlichkeit in der Masse betrifft. Der Mensch verliert unter dem Zwang großer Gruppen seine Fähigkeit und seinen Willen zur Kritik und wird den lenkenden Führern gegenüber leichtgläubig. Unter dem Einfluss der Herde nimmt er ein emotional gesteuertes, affektives Verhalten an. Er verhält sich dabei auch gewalttätig und vergisst die Normen seiner Kultur. Die Theorie, dass der Mensch leicht einer psychischen Ansteckung durch die Masse erliegt, geht von der Bedeutung unbewusster Impulse aus. Sigmund Freud war in diesem Sinn stark von Le Bon beeinflusst. Dieses 1895 erschienene Buch ist ein Klassiker seines Fachs, aber auch heute noch voller interessanter Einsichten. Wenn man es selbstkritisch liest, darf man sich immer wieder fragen, wann und wo man sich selber von Massenhysterien (Werbung!) anstecken lässt.