Die Bibel für Ungläubige Exodus , von Guus Kuijer (Autor) - 320 Seiten, Verlag Antje Kunstmann; Auflage: 1. (7. Oktober 2015), 19,95€, ISBN-13: 978-3956140624
Nach Genesis folgt jetzt der 2. Teil der Serie: Exodus. Guus Kuijer wählt einen originellen Blickwinkel: Thermutis/Isis, die Tochter des Pharao, spricht. Sie wendet sich dem Gott Israels zu, nachdem sie einen hebräischen Jungen aus dem Nil fischte. Jochebed, die biologische Mutter dieses Moshé/Moses, erzählt der Prinzessin die Geschichte der Hebräer, 400 Jahre nachdem Joseph Vizekönig von Ägypten war. Durch Hunger aus Kanaan vertrieben, wo die Hebräer als Hirten ursprünglich aus Mesopotamien immer Fremde blieben, landeten sie am Ende in Ägypten. Diese hebräische Minderheit wird von den Ägyptern unterdrückten. Schließlich werden sie aus dem Land fliehen und durch die Wüste ins gelobte Land Kanaan (der aktuelle Staat Israel, einschließlich Palästina). Dort leben verschiedene Völker, mit denen sie zu kämpfen haben. In der Bibel für Ungläubige lernen wir Führer wie Moses, Aaron und Joshua von verschiedenen Seiten kennen; sie sind nicht die Helden der traditionellen Bibel, sondern nur Menschen mit guten und schlechten Seiten.
In Exodus werden die Geschichten von Moses bis zum Buch der Richter behandelt. Der wundersame Auszug der hebräischen Nation als Sklaven aus Ägypten führte durch Mose zu dem Einzug in das gelobte Land von Gott unter Josua. Anschließend, in der Zeit der Richter, wird versucht aus der losen Sammlung von Stämmen, eine Einheit in einem laufenden Kampf mit den Eingeborenen zu machen.
Guus Kuijer nimmt es nicht so genau mit den "biblischen Wahrheiten." Die Charaktere können ihre Gedanken frei fließen lassen und damit bestimmte Dinge in Frage stellen. (Das könnte man als Kommentar des Schriftstellers nehmen). So mischen sich Nacherzählung und Kommentar zu einer perfekten Einheit.
Wie im ersten Band scheint auch hier eine subtile Botschaft durch. Das Volk Israel ist immer in Schwierigkeiten, wenn sie von anderen Religionen verführt werden. Ihr Gott duldet keine anderen Götter. Diese Probleme (sprich: Kriege) bieten spannende Geschichten. Auch die Geschichte von Jael. Diese ist bekannt, als die Frau, die den Anführer einer feindlichen Armee in ihr Zelt lockte und dann tötete.
Mir scheint, dass Guus Kuijer den ständigen Kampf zwischen Frömmigkeit und körperlicher Lust darstellt, wie Menschen zwar fromm sind aber zur gleichen Zeit ein Leben ohne Gott führen, der ihnen dann doch vergibt. Menschen zelebrieren ihre Frömmigkeit als eine Art von Trübsinn, was verständlich ist, weil Gottes strafende Hand überall klar erkennbar ist.
Ein zentrales Thema in diesem Buch ist der Kampf zwischen Gruppen von Menschen, die durch ihre Religion dazu gebracht werde, sich gegenseitig nach dem Leben zu trachten: die Hebräer gegen die Ägypter, die Philister gegen die Israelis. Tief in ihrem Innersten bewundern sie einander, aber wegen ihres Glaubens an das Gute, das einzig Gute, tun sie sich die schrecklichsten Dinge an.
Dieser zweite Teil scheint mir noch besser zu sein als der Erste. Vor allem ist es die Art wie er die Geschichten erzählt: mit Geschmack, mit Verve, mit Talent. Und wie er diese bekannten biblischen Figuren zum Leben erweckt. Mir gefällt besonders seine milde Ironie, die sich durch das ganze Werk zieht.
Ich glaube, dass Gläubige genauso wie Ungläubige dieses Buch sehr genießen werden.
Hier geht es direkt zum Buch auf der Seite des Antje Kunstmann Verlages
http://www.kunstmann.de/titel-0-0/die_bibel_fuer_unglaeubige-1144/
Fragen Sie in Ihrer örtlichen Buchhandlung nach diesem Buch. Wenn Sie in meiner Gegend „Landkreis Merzig-Wadern“ leben, dann wenden Sie sich an die Rote Zora: http://www.rotezora.de