Unterhaltsam und informativ erzählt Guy Deutscher in diesem Buch von der Entstehung und Entwicklung der menschlichen Sprache.
Nach einem ausführlichen Vorwort zur deutschen Ausgabe und der Einleitung über die menschliche Sprache, „diese wunderbare Erfindung‟, widmet sichder Linguist aus einer allgemein-sprachwissenschaftlichen Perspektive den universellen Mechanismen von Wandel, Zerfall, (Wieder)Aufbau und Entfaltung von Sprache.
Er zieht dabei die unterschiedlichsten Sprachen als Beispiele heran und gibt unter anderem insbesondere dem semitischen Verb, das ein besonders komplexes Sprachphänomen darstellt, etwas mehr Raum. Die Entwicklung der verschiedenen Sprachebenen zeichnet er am Beispiel eines zunächst sehr simplen Textes (im „Ich-Tarzan‟-Stadium) nach, der immer wieder aufgegriffen wird und allmählich an Komplexität gewinnt, sodass dem Leser Stück für Stück exemplarisch verdeutlicht wird, was gerade theoretisch erklärt wurde.
Durch dieses Beispiel, humorvolle Einwürfe und unterschiedliche Stile (ein Kapitel ist beispielsweise als Streitgespräch zweier Linguisten bei einer Konferenz in dialogischer Form gehalten) ist es insgesamt recht unterhaltsam, das Buch zu lesen. Guy Deutscher schafft es meiner Meinung nach, die Faszination für einen wesentlichen Bereich der Sprachwissenschaft – die Entstehung von Sprache und ihr Wandel im Laufe der Zeiten – nachvollziehbar darzustellen. Wenn man vorher nicht wusste, was Linguisten so umtreibt, dann hat man spätestens nach der Lektüre dieses Buches einen guten Einblick in einige der grundlegendsten Fragestellungen der Sprachwissenschaft kennengelernt – und sich zudem gemeinsam mit dem Autor einigen Antworten angenähert.
Nach einem zusammenfassenden Epilog schließlich gibt es einen umfangreichen Anhang, in dem auf sechs im Haupttext angesprochene Themen noch ausführlicher eingegangen wird. Anschließend folgen Anmerkungen zum Haupttext und ein ausführliches Literaturverzeichnis. Karten, die die wichtigsten indoeuropäischen Sprachen in Europa und Asien sowie die semitischen Sprachen in ihren ursprünglichen Heimatländern abbilden, ergänzen das Geschriebene.
Das Buch bietet also eine solide Grundlage für alle, die sich auf recht lockere Art in die Sprachwissenschaft einlesen wollen, geht an manchen Stellen aber auch etwas mehr in die Tiefe. Dadurch kann es an der einen oder anderen Stelle, dem lockeren Stil und der netten Aufarbeitung des Themas zum Trotz, manchmal etwas Durchhaltevermögen kosten, weiter zu lesen. Ich habe beispielsweise den gesamten Anhang nicht mehr gelesen. Es eignet sich meines Eindrucks ganz besonders für alle, die überlegen, Linguistik oder Sprachen zu studieren. In diesem Fall bietet es einfach eine nette Einführung in die Sprachwissenschaft, die Begeisterung wecken kann. Aber auch alle anderen, die sich für das Thema Sprachevolution interessieren, können hier einen guten Einblick gewinnen. Wer hingegen selbst Linguistik studiert hat, kann hiermit sein Wissen auffrischen und vielleicht das eine oder andere Detail neu lernen, aber die Grundprinzipien dürften nichts Neues sein.
Fazit:Eine solide, locker geschriebene, manchmal etwas ins Detail gehende Einführung in einen wesentlichen Teil der Sprachwissenschaft, der die Begeisterung des Autoren für das Thema spürbar macht. Geeignet für alle Interessierten und als Geschenk für Studienbeginner.